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REINHOLD HASLBECK

Unternehmer
Edition: Mühldorf am Inn 2006

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Frontmann - Reinhold Haslbeck repräsentiert seit über 30 Jahren den Automobilhersteller Toyota in dieser Region. Hier beantwortet er Fragen zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seines Hauses.

Seit rund 30 Jahren ist der Name Haslbeck sehr eng verbunden mit dem japanischen Autohersteller Toyota. Das Unternehmen, das neben Toyota seit einigen Jahren auch die Marke Lexus vertritt, beschäftigt mittlerweile 58 Mitarbeiter in drei Betriebsstätten. Für den reibungslosen Ablauf und das Zusammenspiel aller Geschehnisse in allen Häusern zeichnet Reinhold Haslbeck ver- antwortlich. Verleger Ralf Hansen besuchte den dynamischen Unternehmer und führte mit ihm ein Gespräch über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des erfolgreichen Autohauses.

Herr Haslbeck, wann stand für Sie fest, sich beruflich in der Autobranche zu betätigen?

Meine Eltern besaßen früher einen Landmaschinenhandel mit angeschlossener Werkstatt, und ich denke, dass dort damals schon die Weichen für mein späteres Berufsleben gestellt wurden. Nach dem Studium arbeitete ich in München für BMW, und zwar in der Abteilung Vertrieb Inland. Schnell erkannte ich, dass der Autohandel auch bessere Chancen für den Betrieb meiner Eltern bedeuten würde, und ich konnte sie bald davon überzeugen, ebenfalls in dieses Geschäft einzusteigen. Nachdem aber in Mühldorf bereits sämtliche damals etablierten Automarken vertreten waren, musste nach Alternativen gesucht werden. So kam ich auf den Gedanken, mich bei japanischen Herstellern umzuschauen, wobei ich Toyota fo- kussierte, weil dieser Hersteller schon damals als dritt- größter der Welt und als größter in Japan galt. Damals wie heute besaß Toyota in Japan bereits einen Marktanteil von knapp 50 Prozent.

Ein paar Worte zur Firmenchronik.

Wir schrieben das Jahr 1973, als wir uns mit der Marke Toyota zu etablieren versuchten. Ein durchaus schwieriger Start, denn kaum jemand kannte dieses Fabrikat. Es begannen für uns wirklich sehr harte Jahre der Aufbauzeit, um Toyota in unserer Region bekannt zu machen.

Anfangs wurden wie viele Leute beschäftigt?

Zum Start beschäftigten wir bereits acht Mitarbeiter, vornehmlich in der Technik. Die Aufgaben teilte ich mir mit meinem Bruder Norbert, der den Part Technik leitete, während ich mich um die kaufmännischen Belange und den Verkauf kümmerte. Einfach war es sicherlich nicht, den Namen eines hier fast völlig unbekannten Autoherstellers in die Köpfe der Menschen zu bringen, aber mit entsprechenden Beharrlichkeit gelang es uns in kleinen Schritten, Toyota regional immer bekannter zu machen. 

Was sicherlich auch an den Fahrzeugen lag, die ja auch immer besser wurden.

Die Qualität der Fahrzeuge war schon damals hervorragend, doch man muss gestehen, dass die Optik leider noch nicht dem europäischen Geschmacks- empfinden entsprach. Erst über die Jahre hinweg klappte dann das Zusammenspiel von Qualität und Optik, aber auch unser ganz persönlicher Einsatz für diese Marke war verantwortlich dafür, dass Toyota vom Kunden angenommen wurde. Nach rund zehn Jahren hatten wir es geschafft, und der Erfolg von Toyota war auch in unserer Region nicht mehr aufzuhalten. Maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt waren natürlich auch unsere Kunden, die uns aufgrund ihrer Zufriedenheit anderen Käufern weiterempfohlen haben. So entstand im Laufe der Jahre auch eine hohe Loyalitätsrate seitens unserer Kundschaft, und wer immer sich einen Toyota bei uns kaufte, kam gerne wieder. 1983 er- richteten wir dann das Toyota-Autohaus an der Peripherie der Kreisstadt, in Mühldorf-Hölzling. Somit hatten wir auch erstmals eine Ausstellungshalle, in der wir unsere Fahrzeuge schöner präsentieren konnten. 1998 übernahmen wir dann den bestehenden Toyota-Betrieb in Burghausen, womit wir nun auch im Nachbarlandkreis Altötting vertreten waren. 2005 folgte noch eine weitere Betriebsstätte in Waldkraiburg, wo wir zusammen mit dem TÜV, dem ADAC und der KFZ-Zulassungsstelle den ehemaligen Daimler-Benz-Betrieb als neue Geschäftsstelle übernommen haben. Seit 1980 repräsentieren wir auch die damals neu eingeführte Marke Lexus, die ebenfalls zur Toyota-Gruppe gehört. Nach auch hier anfänglich schwieriger Verkaufszeit stellte sich bald Erfolg ein, und vor vier Jahren erstellten wir mit dem "Lexusforum Mühldorf am Inn" ein wunderschönes Haus, in dem wir die exklusive Fahrzeugpalette unseren Kunden entsprechend präsentieren können.

Sie haben mit diesem Neubau sehr viel investiert, sind ein hohes Risiko eingegangen. Hat sich’s rentiert?

Wir können von Jahr zu Jahr Zuwachsraten verzeichnen, selbst in einer Zeit wie jetzt, wo der Autohandel stark gebeutelt ist. Das belegt, dass sich das in Toyota und Lexus gesetzte Vertrauen auf jeden Fall rentiert hat.

Welche Herausforderungen sehen Sie mittelfristig für den Automobilhandel?

 Das Käuferverhalten im Automobilgeschäft hat sich komplett geändert. Während in früheren Jahren der Kunde letztendlich von einer hohen Loyalitäts- rate zu seiner einmal gekauften Marke geprägt war, ist der heutige Kunde wesentlich kritischer. Er informiert sich vorab intensiver, vergleicht häufiger und fühlt sich nicht mehr so an sein einmal gekauftes Fabrikat gebunden. Das kommt uns natürlich sehr zugute, weil wir allen Vergleichen bestens standhalten können.

Ist es richtig, dass das Angebotsverhalten eher herstellergetrieben und abwicklungsorientiert und nicht auf den "akquisitorischen Kundenfang" ausgerichtet ist?

Während derzeit bei vielen Automobilherstellern auf Halde produziert wird, müssen wir derzeit mit Lieferzeiten verkaufen. Das sollte Ihre Frage beantworten.

Spielt es bei der geringen Angebotserfolgsquote nicht auch eine Rolle, dass sich der Kunde von immer mehr Anbietern der gleichen Marke und auch Anbietern anderer Marken Angebote erstellen lässt?

Wie schon gesagt, der Kunde ist heute wählerischer und kritischer geworden, informiert sich über das Internet - und kommt letztendlich dann doch zu uns, weil wir mit unseren Produkten absolut wettbewerbsfähig sind. 

Es macht sich die Unart breit, Händlerpreise herunterzuhandeln. Wie weit gehen Sie bei diesem Spiel mit?

Wir verkaufen keine Rabatte, sondern Automobile.

Lassen sich Pkw in Lounges oder bei besonderen Events besser verkaufen als im klassischen Autohaus?

Sowohl als auch. Wir verkaufen unsere Fahrzeuge natürlich vorwiegend über die Präsentation in unserem Autohaus, aber natürlich zeigen wir uns auch bei Events, wie beispielsweise Golfveranstaltungen, um den Verkaufserfolg zu fördern.

Toyotas Werke gelten in Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit als das Maß der Branche. Ein Blick hinter das Erfolgsgeheimnis?

Das Journal "Wirtschaftswoche" stellte Toyota jüngst als Vorbild vor, von dem die gesamte Automobilindustrie noch lernen kann. Nicht umsonst gilt Toyota, wie sie schon selber sagen, als Maß der Branche. In der Zuverlässigkeit der Autos ist es vor allem der legendäre Service, mit dem Toyota punktet. Und seit Toyota auch mit Lexus auf dem Markt ist, bekommt dieser Service noch den letzten Edelschliff. 

Es gibt Fahrzeuge, die ihrem Fahrer eine gewisse Erotik vermitteln, zum Beispiel Ferrari, auch einige Fahrzeuge von Mercedes oder auch Jaguar. Steht da Toyota nicht etwas im Abseits?

Die Formensprache von Toyota ist solide und konservativ gehalten. Das ver- mittelt den Charakter der Beständigkeit und ich denke, das ist das Wichtigste.

Ein paar Daten und Zahlen des Autohauses?

 Toyota hat sich weltweit dem Wachstum verschrieben, insbesondere auf dem europäischen Markt. So ist geplant, bis zum Jahr 2010 ein Wachstum von 82 Prozent zu erreichen. Diesem Wachstumsplan schließen wir uns voll an.

Wie sehen Sie Ihr persönliches Engagement: Sind Sie Autohändler, Vertreter, Unternehmensmanager oder Verwaltungsbeauftragter?

Meine Hauptaufgabe betrachte ich natürlich schon darin, die drei Betriebsstätten zu managen. Eine Titulierung fehlt allerdings in Ihrer Auflistung, und zwar die des Dienstleiters. Und genau als den sehe ich mich.

Ihre Frau arbeitet im Unternehmen leitend mit, wie teilen Sie sich die Aufgaben?

Meine Frau ist verantwortlich für das gesamte Back-Office, und ich kann meiner Lieblingsbeschäftigung als Front-Mann nachgehen. 

Wie lautet die Philosophie Ihres Autohauses?

 Wir leben vom Kunden. Demzufolge tun wir für unsere Kunden alles, um ihm das "automobile Wohlergehen", wie ich es immer auszudrücken pflege, möglichst angenehm gestalten zu können.

Wer zählt hauptsächlich zu Ihren Kunden?

Wir verfügen über eine sehr breite Produktpalette, die jedem Kundenwunsch gerecht wird. Entsprechend breit gefächert zeigt sich auch unsere Kundenklientel. Im Grunde genommen zählt jeder Führerscheinbesitzer zu unserem potentiellen Kundenkreis.

Auch in diesem Jahr fährt Ralf Schumacher für Toyota in der Formel Eins. Was bedeutet das für den Absatz Ihrer Fahrzeuge?

Toyota verfolgt in der Formel Eins sehr ehrgeizige Ziele. Ob sich die Weltmeisterschaft mit Ralf Schumacher erreichen lässt, möchte ich allerdings bezweifeln.

Ist die Käuferschar durch dieses Engagement jünger geworden?

Das könnte ich eher nicht bejahen. Vielmehr generieren wir die jüngeren Käufer vor allem aus unserem Modellangebot. Bestes Beispiel dafür ist der Toyota Aygo - ein vielseitiger, sparsamer Kleinwagen für junge Autofahrer.

Wie sieht es in Ihrem Hause mit der Ausbildung von Lehrlingen aus?

Wir gelten als sehr ausbildungsfreudig, stellen jährlich bis zu sieben Lehrlinge ein und haben darüber hinaus alle Jahre zwischen fünfzehn und zwanzig Praktikanten im Haus.

Was fasziniert Sie an Toyota?

Im Grunde alles, insbesondere aber das Streben nach ständiger Verbesserung. Deshalb bin ich auch seit mittlerweile 33 Jahren überzeugter Toyotahändler.

Sehen Sie sich selbst als klassischen Toyota-Fahrer?

 Ja natürlich, ich fahre sowohl Fahrzeuge von Toyota als auch von Lexus. 

Wie beurteilen Sie die Wiederverkaufswerte japanischer Fahrzeuge?

Ich kenne die von Toyota, und die sind hervorragend. Inzwischen steht diese Marke tatsächlich mit ganz oben auf der Einkaufsliste aller Führerscheinbesitzer. Und ehrlich gesagt, bin ich darüber mehr als froh, dass auch unsere gebrauchten Automobile so genannte Schnelldreher sind, weil das bezeichnend ist für die Qualität der Marke.

Unabhängig von Ihrer Markentreue zu Toyota, was wäre ihr ganz persönlicher Traumwagen?

Mein persönlicher Traumwagen wäre ein Klassiker. Und zwar der Toyota 2000 GT aus einem der ersten James-Bond-Filme.

Was bringt ein Tempolimit auf deutschen Straßen? Ausfahren können Sie die Autos ja schon lange nicht mehr.

Ein Tempolimit wird bei dem besten Straßennetz der Welt die Unfälle nicht reduzieren. Ich appelliere vielmehr an die Vernunft der Autofahrer, ihr Fahrverhalten entsprechend anzupassen.

Fünf Euro für einen Liter Benzin. Glauben Sie, dass das in zehn Jahren Realität werden wird?

Wenn die Teuerungswelle so fortschreitet, möchte ich das nicht ausschließen.

Wäre eine Null-Promille-Grenze wünschenswert?

 Alkohol am Steuer lehne ich persönlich ab. Die derzeitige Gesetzeslage hat aber klar geregelt, wie viel erlaubt ist und wie viel nicht. Damit sollte man sich zufrieden geben.

Was bedeutet Ihnen persönlich der Standort Mühldorf a. Inn?

Auch wenn ich gerne auf Reisen gehe, ist Mühldorf für mich der private und berufliche Mittelpunkt in meinem Leben.

Was wäre Ihrer Meinung nach in Mühldorf aus wirtschaftlicher Sicht verbesserungsfähig?

Der Verdrängungswettbewerb, beileibe kein städtisches, sondern mittlerweile bereits ein europäisches Problem, hat auch Mühldorf nicht verschont. Man muss versuchen, das Problem sterbender Innenstädte in den Griff zu bekommen, auch hier in Mühldorf. Die Innenstädte sind das Herz - wenn es nicht mehr schlägt ist auch der Rest tot.

Die Wirtschaft krankt bundesweit, woran liegt’s?

 Wie gesagt, mit unseren Absatzzahlen sind wir sehr zufrieden, können uns also wirklich nur freuen. Allerdings beobachte ich schon, was um uns herum geschieht. Ich bin der Meinung, dass sich seit Einführung des Euros alles irgendwie verdreht hat. "Geiz-ist-geil-" und "Ich-bin-doch-nicht-blöd"-Parolen haben dem deutschen Einzelhandel den Rest gegeben.

Eine Frage betreffend der Zukunft. Wird es je eine Alternative zum Auto geben?

 Autos wird es immer geben. Ohne Auto keine Mobilität - ohne Mobilität keine Individualität.

Herr Haslbeck, welche Pläne hegen Sie für die Zukunft?

 Wir werden bestrebt sein, unsere Marktposition weiter auszubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir alle dazu erforderlichen Investitionen, sei es im Bereich von Immobilien oder bei unserer Personalstruktur, weiterhin forcieren. Damit sehe ich für unser Haus und somit auch für Toyota und Lexus eine erfolgreiche Zukunft voraus.

Was unterscheidet Sie von anderen Autohäusern?

 Mit einem Lächeln auf den Lippen und mit Verlaub gesagt: Wir haben wahrscheinlich die besseren Autos und praktizieren zugleich eine Kundennähe, die ihresgleichen sucht. Die Bereitschaft, Dienstleister zu sein, hilft uns dabei sehr. 

Ist das Internet eine große Konkurrenz?

Für unsere Häuser ist das Internet keine spürbare Konkurrenz. Vielmehr be- trachten wir es als Hilfe zur Vorinformation unserer Kunden.

Zum Abschluss zehn Begriffe, die Sie bitte mit Ja oder Nein beantworten: Toyota ist für mich das Beste, was sich auf unseren Straßen tummelt. 

Ja. 

Mit einem geliehenen Rolls-Royce bekommt man auf der ganzen Welt mehr Kredit, als mit einem bezahlten Toyota. 

Ja, aber eher verwunderlich. 

Lexus ist nobler als Toyota. 

Nein, ebenbürtig. 

Nachts fahre ich manchmal heimlich Marken der Konkurrenz. 

Nein, ich wüsste nicht warum. 

Meine Arbeit lässt mir zu wenig Zeit für das Privatleben. 

Nein.

Kunden und Mitarbeiter versuche ich immer mit klarem Sachverstand zu überzeugen. 

Ja. 

Sind Sie Kritik gegenüber offen?

Ja. 

Eines Tages wird der Handel überflüssig und wir mutieren zu reinen Reparaturwerkstätten.

Nein.

Meiner Frau wäre es lieber, wenn ich öfters zuhause wäre. 

Nein, ich bin mit meiner Frau 24 Stunden am Tag zusammen.

Eigentlich bräuchten wir hier mehr Verkaufsfläche. 

Ja, und wir sind auch gerade in der Planung, unsere Verkaufsflächen zu erweitern. 

Manchmal würde ich am liebsten alles verkaufen. 

Nein, das würde mir das Herz herausreißen. 

Herr Haslbeck, besten Dank für dieses Interview.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG