Frontmann - Reinhold Haslbeck
repräsentiert seit über 30 Jahren den Automobilhersteller
Toyota in dieser Region. Hier beantwortet er Fragen zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seines Hauses.
Seit
rund 30 Jahren ist der Name Haslbeck sehr eng verbunden mit dem
japanischen Autohersteller Toyota. Das Unternehmen, das neben Toyota seit
einigen Jahren auch die Marke Lexus vertritt, beschäftigt mittlerweile 58
Mitarbeiter in drei Betriebsstätten. Für den reibungslosen Ablauf und
das Zusammenspiel aller Geschehnisse in allen Häusern zeichnet Reinhold
Haslbeck ver- antwortlich. Verleger Ralf Hansen besuchte den dynamischen
Unternehmer und führte mit ihm ein Gespräch über die Vergangenheit, die
Gegenwart und die Zukunft des erfolgreichen Autohauses.
Herr
Haslbeck, wann stand für Sie fest, sich beruflich in der Autobranche zu
betätigen?
Meine
Eltern besaßen früher einen Landmaschinenhandel mit angeschlossener
Werkstatt, und ich denke, dass dort damals schon die Weichen für mein
späteres Berufsleben gestellt wurden. Nach dem Studium arbeitete ich in
München für BMW, und zwar in der Abteilung Vertrieb Inland. Schnell
erkannte ich, dass der Autohandel auch bessere Chancen für den Betrieb
meiner Eltern bedeuten würde, und ich konnte sie bald davon überzeugen,
ebenfalls in dieses Geschäft einzusteigen. Nachdem aber in Mühldorf
bereits sämtliche damals etablierten Automarken vertreten waren, musste nach Alternativen gesucht werden. So kam ich auf den Gedanken, mich bei
japanischen Herstellern umzuschauen, wobei ich Toyota fo- kussierte, weil
dieser Hersteller schon damals als dritt- größter der Welt und als
größter in Japan galt. Damals wie heute besaß Toyota in Japan bereits
einen Marktanteil von knapp 50 Prozent.
Ein
paar Worte zur Firmenchronik.
Wir
schrieben das Jahr 1973, als wir uns mit der Marke Toyota zu etablieren
versuchten. Ein durchaus schwieriger Start, denn kaum jemand kannte dieses
Fabrikat. Es begannen für uns wirklich sehr harte Jahre der Aufbauzeit,
um Toyota in unserer Region bekannt zu machen.
Anfangs
wurden wie viele Leute beschäftigt?
Zum
Start beschäftigten wir bereits acht Mitarbeiter, vornehmlich in der
Technik. Die Aufgaben teilte ich mir mit meinem Bruder Norbert, der den
Part Technik leitete, während ich mich um die kaufmännischen Belange und
den Verkauf kümmerte. Einfach war es sicherlich nicht, den Namen eines
hier fast völlig unbekannten Autoherstellers in die Köpfe der Menschen
zu bringen, aber mit entsprechenden Beharrlichkeit gelang es uns in
kleinen Schritten, Toyota regional immer bekannter zu machen.
Was
sicherlich auch an den Fahrzeugen lag, die ja auch immer besser wurden.
Die
Qualität der Fahrzeuge war schon damals hervorragend, doch man muss gestehen,
dass die Optik leider noch nicht dem europäischen Geschmacks-
empfinden entsprach. Erst über die Jahre hinweg klappte dann das Zusammenspiel von Qualität und Optik, aber auch unser ganz persönlicher
Einsatz für diese Marke war verantwortlich dafür, dass Toyota vom Kunden
angenommen wurde. Nach rund zehn Jahren hatten wir es geschafft, und der
Erfolg von Toyota war auch in unserer Region nicht mehr aufzuhalten.
Maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt waren natürlich auch unsere
Kunden, die uns aufgrund ihrer Zufriedenheit anderen Käufern
weiterempfohlen haben. So entstand im Laufe der Jahre auch eine hohe
Loyalitätsrate seitens unserer Kundschaft, und wer immer sich einen
Toyota bei uns kaufte, kam gerne wieder. 1983 er- richteten wir dann das
Toyota-Autohaus an der Peripherie der Kreisstadt, in Mühldorf-Hölzling.
Somit hatten wir auch erstmals eine Ausstellungshalle, in der wir unsere
Fahrzeuge schöner präsentieren konnten. 1998 übernahmen wir dann den
bestehenden Toyota-Betrieb in Burghausen, womit wir nun auch im
Nachbarlandkreis Altötting vertreten waren. 2005 folgte noch eine weitere
Betriebsstätte in Waldkraiburg, wo wir zusammen mit dem TÜV, dem ADAC
und der KFZ-Zulassungsstelle den ehemaligen Daimler-Benz-Betrieb als neue
Geschäftsstelle übernommen haben. Seit 1980 repräsentieren wir auch die
damals neu eingeführte Marke Lexus, die ebenfalls zur Toyota-Gruppe
gehört. Nach auch hier anfänglich schwieriger Verkaufszeit stellte sich
bald Erfolg ein, und vor vier Jahren erstellten wir mit dem
"Lexusforum Mühldorf am Inn" ein wunderschönes Haus, in dem
wir die exklusive Fahrzeugpalette unseren Kunden entsprechend
präsentieren können.
Sie
haben mit diesem Neubau sehr viel investiert, sind ein hohes Risiko
eingegangen. Hat sich’s rentiert?
Wir
können von Jahr zu Jahr Zuwachsraten verzeichnen, selbst in einer Zeit
wie jetzt, wo der Autohandel stark gebeutelt ist. Das belegt, dass sich
das in Toyota und Lexus gesetzte Vertrauen auf jeden Fall rentiert hat.
Welche
Herausforderungen sehen Sie mittelfristig für den Automobilhandel?
Das
Käuferverhalten im Automobilgeschäft hat sich komplett geändert.
Während in früheren Jahren der Kunde letztendlich von einer hohen
Loyalitäts- rate zu seiner einmal gekauften Marke geprägt war, ist der
heutige Kunde wesentlich kritischer. Er informiert sich vorab intensiver,
vergleicht häufiger und fühlt sich nicht mehr so an sein einmal
gekauftes Fabrikat gebunden. Das kommt uns natürlich sehr zugute, weil
wir allen Vergleichen bestens standhalten können.
Ist
es richtig, dass das Angebotsverhalten eher herstellergetrieben und
abwicklungsorientiert und nicht auf den "akquisitorischen
Kundenfang" ausgerichtet ist?
Während
derzeit bei vielen Automobilherstellern auf Halde produziert wird,
müssen wir derzeit mit Lieferzeiten verkaufen. Das sollte Ihre Frage
beantworten.
Spielt
es bei der geringen Angebotserfolgsquote nicht auch eine Rolle, dass sich
der Kunde von immer mehr Anbietern der gleichen Marke und auch Anbietern
anderer Marken Angebote erstellen lässt?
Wie
schon gesagt, der Kunde ist heute wählerischer und kritischer geworden,
informiert sich über das Internet - und kommt letztendlich dann doch zu
uns, weil wir mit unseren Produkten absolut wettbewerbsfähig sind.
Es
macht sich die Unart breit, Händlerpreise herunterzuhandeln. Wie weit
gehen Sie bei diesem Spiel mit?
Wir
verkaufen keine Rabatte, sondern Automobile.
Lassen
sich Pkw in Lounges oder bei besonderen Events besser verkaufen als im
klassischen Autohaus?
Sowohl
als auch. Wir verkaufen unsere Fahrzeuge natürlich vorwiegend über die
Präsentation in unserem Autohaus, aber natürlich zeigen wir uns auch bei
Events, wie beispielsweise Golfveranstaltungen, um den Verkaufserfolg zu
fördern.
Toyotas
Werke gelten in Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit als das Maß
der Branche. Ein Blick hinter das Erfolgsgeheimnis?
Das
Journal "Wirtschaftswoche" stellte Toyota jüngst als Vorbild
vor, von dem die gesamte Automobilindustrie noch lernen kann. Nicht
umsonst gilt Toyota, wie sie schon selber sagen, als Maß der Branche. In
der Zuverlässigkeit der Autos ist es vor allem der legendäre Service,
mit dem Toyota punktet. Und seit Toyota auch mit Lexus auf dem Markt ist,
bekommt dieser Service noch den letzten Edelschliff.
Es
gibt Fahrzeuge, die ihrem Fahrer eine gewisse Erotik vermitteln, zum
Beispiel Ferrari, auch einige Fahrzeuge von Mercedes oder auch Jaguar.
Steht da Toyota nicht etwas im Abseits?
Die
Formensprache von Toyota ist solide und konservativ gehalten. Das ver-
mittelt den Charakter der Beständigkeit und ich denke, das ist das
Wichtigste.
Ein
paar Daten und Zahlen des Autohauses?
Toyota
hat sich weltweit dem Wachstum verschrieben, insbesondere auf dem
europäischen Markt. So ist geplant, bis zum Jahr 2010 ein Wachstum von 82
Prozent zu erreichen. Diesem Wachstumsplan schließen wir uns voll an.
Wie
sehen Sie Ihr persönliches Engagement: Sind Sie Autohändler, Vertreter,
Unternehmensmanager oder Verwaltungsbeauftragter?
Meine
Hauptaufgabe betrachte ich natürlich schon darin, die drei
Betriebsstätten zu managen. Eine Titulierung fehlt allerdings in Ihrer
Auflistung, und zwar die des Dienstleiters. Und genau als den sehe ich
mich.
Ihre
Frau arbeitet im Unternehmen leitend mit, wie teilen Sie sich die
Aufgaben?
Meine
Frau ist verantwortlich für das gesamte Back-Office, und ich kann meiner
Lieblingsbeschäftigung als Front-Mann nachgehen.
Wie
lautet die Philosophie Ihres Autohauses?
Wir
leben vom Kunden. Demzufolge tun wir für unsere Kunden alles, um ihm das
"automobile Wohlergehen", wie ich es immer auszudrücken pflege,
möglichst angenehm gestalten zu können.
Wer
zählt hauptsächlich zu Ihren Kunden?
Wir
verfügen über eine sehr breite Produktpalette, die jedem Kundenwunsch
gerecht wird. Entsprechend breit gefächert zeigt sich auch unsere
Kundenklientel. Im Grunde genommen zählt jeder Führerscheinbesitzer zu
unserem potentiellen Kundenkreis.
Auch
in diesem Jahr fährt Ralf Schumacher für Toyota in der Formel Eins. Was
bedeutet das für den Absatz Ihrer Fahrzeuge?
Toyota
verfolgt in der Formel Eins sehr ehrgeizige Ziele. Ob sich die Weltmeisterschaft mit Ralf Schumacher erreichen
lässt, möchte ich
allerdings bezweifeln.
Ist
die Käuferschar durch dieses Engagement jünger geworden?
Das
könnte ich eher nicht bejahen. Vielmehr generieren wir die jüngeren
Käufer vor allem aus unserem Modellangebot. Bestes Beispiel dafür ist
der Toyota Aygo - ein vielseitiger, sparsamer Kleinwagen für junge
Autofahrer.
Wie
sieht es in Ihrem Hause mit der Ausbildung von Lehrlingen aus?
Wir
gelten als sehr ausbildungsfreudig, stellen jährlich bis zu sieben
Lehrlinge ein und haben darüber hinaus alle Jahre zwischen fünfzehn und
zwanzig Praktikanten im Haus.
Was
fasziniert Sie an Toyota?
Im
Grunde alles, insbesondere aber das Streben nach ständiger Verbesserung.
Deshalb bin ich auch seit mittlerweile 33 Jahren überzeugter
Toyotahändler.
Sehen
Sie sich selbst als klassischen Toyota-Fahrer?
Ja
natürlich, ich fahre sowohl Fahrzeuge von Toyota als auch von
Lexus.
Wie
beurteilen Sie die Wiederverkaufswerte japanischer Fahrzeuge?
Ich
kenne die von Toyota, und die sind hervorragend. Inzwischen steht diese
Marke tatsächlich mit ganz oben auf der Einkaufsliste aller
Führerscheinbesitzer. Und ehrlich gesagt, bin ich darüber mehr als froh,
dass auch unsere gebrauchten Automobile so genannte Schnelldreher sind,
weil das bezeichnend ist für die Qualität der Marke.
Unabhängig
von Ihrer Markentreue zu Toyota, was wäre ihr ganz persönlicher
Traumwagen?
Mein
persönlicher Traumwagen wäre ein Klassiker. Und zwar der Toyota 2000 GT
aus einem der ersten James-Bond-Filme.
Was
bringt ein Tempolimit auf deutschen Straßen? Ausfahren können Sie die
Autos ja schon lange nicht mehr.
Ein
Tempolimit wird bei dem besten Straßennetz der Welt die Unfälle nicht
reduzieren. Ich appelliere vielmehr an die Vernunft der Autofahrer, ihr
Fahrverhalten entsprechend anzupassen.
Fünf
Euro für einen Liter Benzin. Glauben Sie, dass das in zehn Jahren
Realität werden wird?
Wenn
die Teuerungswelle so fortschreitet, möchte ich das nicht ausschließen.
Wäre
eine Null-Promille-Grenze wünschenswert?
Alkohol
am Steuer lehne ich persönlich ab. Die derzeitige Gesetzeslage hat aber
klar geregelt, wie viel erlaubt ist und wie viel nicht. Damit sollte man
sich zufrieden geben.
Was
bedeutet Ihnen persönlich der Standort Mühldorf a. Inn?
Auch
wenn ich gerne auf Reisen gehe, ist Mühldorf für mich der private und
berufliche Mittelpunkt in meinem Leben.
Was
wäre Ihrer Meinung nach in Mühldorf aus wirtschaftlicher Sicht
verbesserungsfähig?
Der
Verdrängungswettbewerb, beileibe kein städtisches, sondern mittlerweile
bereits ein europäisches Problem, hat auch Mühldorf nicht verschont. Man
muss versuchen, das Problem sterbender Innenstädte in den Griff zu
bekommen, auch hier in Mühldorf. Die Innenstädte sind das Herz - wenn es
nicht mehr schlägt ist auch der Rest tot.
Die
Wirtschaft krankt bundesweit, woran liegt’s?
Wie
gesagt, mit unseren Absatzzahlen sind wir sehr zufrieden, können uns also
wirklich nur freuen. Allerdings beobachte ich schon, was um uns herum
geschieht. Ich bin der Meinung, dass sich seit Einführung des Euros alles
irgendwie verdreht hat. "Geiz-ist-geil-" und "Ich-bin-doch-nicht-blöd"-Parolen
haben dem deutschen Einzelhandel den Rest gegeben.
Eine
Frage betreffend der Zukunft. Wird es je eine Alternative zum Auto geben?
Autos
wird es immer geben. Ohne Auto keine Mobilität - ohne Mobilität keine
Individualität.
Herr
Haslbeck, welche Pläne hegen Sie für die Zukunft?
Wir
werden bestrebt sein, unsere Marktposition weiter auszubauen. Um dieses
Ziel zu erreichen, werden wir alle dazu erforderlichen Investitionen, sei
es im Bereich von Immobilien oder bei unserer Personalstruktur, weiterhin
forcieren. Damit sehe ich für unser Haus und somit auch für Toyota und
Lexus eine erfolgreiche Zukunft voraus.
Was
unterscheidet Sie von anderen Autohäusern?
Mit
einem Lächeln auf den Lippen und mit Verlaub gesagt: Wir haben wahrscheinlich die besseren Autos und praktizieren zugleich eine
Kundennähe, die ihresgleichen sucht. Die Bereitschaft, Dienstleister zu
sein, hilft uns dabei sehr.
Ist
das Internet eine große Konkurrenz?
Für
unsere Häuser ist das Internet keine spürbare Konkurrenz. Vielmehr be-
trachten wir es als Hilfe zur Vorinformation unserer Kunden.
Zum
Abschluss zehn Begriffe, die Sie bitte mit Ja oder Nein beantworten:
Toyota ist für mich das Beste, was sich auf unseren Straßen
tummelt.
Ja.
Mit
einem geliehenen Rolls-Royce bekommt man auf der ganzen Welt mehr Kredit,
als mit einem bezahlten Toyota.
Ja,
aber eher verwunderlich.
Lexus
ist nobler als Toyota.
Nein,
ebenbürtig.
Nachts
fahre ich manchmal heimlich Marken der Konkurrenz.
Nein,
ich wüsste nicht warum.
Meine
Arbeit lässt mir zu wenig Zeit für das Privatleben.
Nein.
Kunden
und Mitarbeiter versuche ich immer mit klarem Sachverstand zu
überzeugen.
Ja.
Sind
Sie Kritik gegenüber offen?
Ja.
Eines
Tages wird der Handel überflüssig und wir mutieren zu reinen
Reparaturwerkstätten.
Nein.
Meiner
Frau wäre es lieber, wenn ich öfters zuhause wäre.
Nein,
ich bin mit meiner Frau 24 Stunden am Tag zusammen.
Eigentlich
bräuchten wir hier mehr Verkaufsfläche.
Ja,
und wir sind auch gerade in der Planung, unsere Verkaufsflächen zu
erweitern.
Manchmal
würde ich am liebsten alles verkaufen.
Nein,
das würde mir das Herz herausreißen.
Herr
Haslbeck, besten Dank für dieses Interview.
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