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TONI MEGGLE

Geschäftsführer Firma Meggle (Milchprodukte)
Edition: Wasserburg am Inn 1995

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Meggle ist ein Familienunternehmen der Milchindustrie, der Tradition und der Landwirtschaft ebenso verpflichtet wie dem Fort- schritt und seinen Kunden. Die mehr als 100-jährige Firmenge- schichte wird von drei Generationen bestimmt. 1887 Gründete Josef Anton Meggle eine Käserei am heutigen Firmensitz. Aus einem Handwerksbetrieb entstand eine Unternehmensgruppe mit einem jährlichen Umsatz von über 500 Millionen Mark und 750 Mitarbeitern. Unternehmer der dritten Generation und heutiger Firmenchef ist Toni Meggle. Kreativität und Durchsetzungsvermögen sind sein Kapital, Ehrgeiz und Erfolg sein Profit, Milch und Butter seine Lebensaufgabe. Die STADTBROSCHÜRE wollte wissen, warum sein Unternehmen so erfolgreich ist, wollte wissen, was sich hinter der Person Toni Meggle verbirgt. In diesem Gespräch wurden alle Fragen beantwortet. Vorab schon ein Resümee: Toni Meggle ist so vielseitig und kreativ, wie die Produkte, die er verkauft. Lesen sie hier, welche Ziele er noch erreichen möchte, was er über Helmut Kohl denkt, was Geld für ihn bedeutet und wie er über Familie, Sex und Tod denkt.

 

Mit rund 750 Arbeits- und Ausbildungsplätzen dürfte »Meggle« wohl eines der bedeutendsten Wirtschaftsunternehmen der Region sein. Gibt es etwas, was Sie gerne ändern würden, damit dies auch in Zukunft so bleibt.

Ich wünsche mir seitens meiner Mitarbeiter, meiner Milchlieferanten sowie der Öffentlichkeit breiteres Verständnis dafür, daß es der internationale Weltmarkt ist, der die Behauptung und Entwicklung am Standort entscheidend bestimmt. Durch mehr Verständnis, was unter anderem auch durch mehr Flexibilität zum Ausdruck kommen soll, würde auch unser Unternehmen mehr Freiheit in der Anpassung an den freien Wettbewerb finden. 

Wie lautet Ihre Unternehmensphilosophie?

Milch ist ein vollkommenes Lebensmittel, das die Natur hervorgebracht hat. Diesen Rohstoff zur Herstellung gesunder Lebensmittel für mehr Eßgenuß so- wie maßgeschneiderte Grundstoffe zur Weiterverarbeitung zu nutzen, ist unsere Unternehmensphilosophie. Dies setzt Kompetenz in vielen Gebieten voraus.

In Firmenpublikationen bedanken Sie sich bei Ihren Mitarbeitern stets für deren Einsatz. Was erwarten Sie von ihnen außer Leistung?

Die Bereitschaft, offen zusammenzuarbeiten und loyal zum Unternehmen zu stehen.

Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie Leute »feuern« müssen, die Ihrem Anspruch nicht gerecht werden?

Nein, solange der Ausscheidende eine Chance hat, sich am Arbeitsmarkt zu bewerben.

Kennen Sie Unsicherheit?

Mit dieser Erfahrung lebe auch ich und mit dem Bemühen, Unsicherheit nicht zu zeigen.

Wen würden Sie sich noch als Kunden wünschen?

Großverbraucher und Haushalte, die wir noch nicht als Kunden gewonnen haben.

Es heißt, Sie sind bei Verhandlungen knallhart. Stimmt das?

Nein, aber zäh.

Sind Sie eigentlich süchtig nach Erfolg?

Nicht süchtig, aber ich habe Lust auf Erfolg. Ohne Erfolg fehlen auch die Entzugserscheinungen.

Warum ist die Akzeptanz des Unternehmers in den USA besser?

Weil anerkannt wird, wer beruflich und geschäftlich Erfolg hat. Bei uns wird geneidet, in Amerika beneidet.

Haben es in Deutschland Frauen als Unternehmer schwerer als Männer?

Nicht nur in Deutschland.

Wem würden Sie nichts verkaufen, auch wenn der Profit noch so groß wäre?

Dem, der mir die Rechnung nicht bezahlt.

Nehmen wir mal an, Saddam Hussein möchte Sie als Berater beim Bau einer neuen Milchfabrik im Irak gewinnen wollen. Würden Sie zusagen?

Nicht ohne Abklärung meiner persönlichen Sicherheit.

Wie kommen Sie mit Konkurrenz-Unternehmen klar?

Überwiegend gut. Ein Ergebnis unserer Fairneß am Markt und der ständigen Kontaktpflege mit Kollegen.

Wie finden Sie die Firmenpolitik Ihres Kollegen aus Argetsried?

Sie sprechen auf Müller-Milch an und da kann ich nur sagen, über- durchschnittlich erfolgreich.

Mögen Sie die Müller-Milch-Werbung?

Nicht ganz so sehr, wie die Produkte selbst.

Welchen Stellenwert hat für Sie Umweltschutz?

Einen hohen. Zwischen 10 und 20 % unserer Investitionen liegen jährlich in diesem Bereich, ohne dadurch unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Vor einigen Jahren kam Ihr Unternehmen wegen Entsorgungsproblemen in die Schlagzeilen? Möchten Sie dazu etwas sagen oder wollen Sie lieber nicht mehr daran erinnert werden? 

Schicksal und Gewissenhaftigkeit haben uns ungerechterweise negative Publizität eingebracht.

Wie lange arbeiten Sie täglich?

Nicht unter neun Stunden.

Das Angebot Ihres Unternehmens quillt über von den leckersten Produkten. Welche davon stehen bei Ihnen selbst auf dem Tisch?

Wechselnd alle.

Und welches Konkurrenz-Produkt läßt Ihr Herz höher schlagen?

Eigentlich keines, andere Spezialitäten aus Milch sehr wohl.

Ein »Meggle« zu sein, bringt sicherlich auch gewisse Vorteile. Müssen Sie immer alles bezahlen, was Sie gerne haben möchten?

Leider ja.

Ein Blick in die persönliche Zukunft: Wie lange planen Sie, Ihr Unternehmen noch selbst zu führen und gibt es wieder einen Nachfolger aus der eigenen Familie?

Sicher für fünf weitere Jahre, der Nachfolger muß sich noch entscheiden.

Welche Voraussetzungen muß Ihr Nachfolger erfüllen?

Er braucht praktische Führungserfahrung.

Belastet die Vererbung eines Unternehmens von Generation zu Generation nicht die freie Berufswahl? Hätten Sie auch Alternativen gehabt? 

Hoffentlich, aber nicht gewollt.

Wie war Toni Meggle als Kind und welche Ansprüche stellte man damals an Sie?

Brav, mit besten Noten.

Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt?

Fürsorglichkeit und leistungsbereite Identifikation mit dem Unternehmen.

Wie reagierten denn die Mädchen auf den jungen Meggle?

Mein Gott, was soll ich dazu sagen? Viele Möglichkeiten zu Reaktionen hat es nicht gegeben, weil ich einfach zu schüchtern war.

Sie werden dieses Jahr 64. Haben Sie eine Beziehung zu dieser Zahl?

Und ob, noch zwei Jahre bis zur Schnapszahl.

Läßt die Kondition schon etwas nach?

Ja, etwas.

Wie steht es mit der Midlifecrises?

Längst vorbei!

Wie groß ist der berufliche Anteil an Ihrem Leben, was machen Sie mit der übrigen Zeit?

Der berufliche Anteil ist auf jeden Fall dominant. In meiner Freizeit mache ich all das, was mir Spaß bereitet.

Wie muß man sich Toni Meggle vorstellen, wenn er nicht arbeitet?

Bei den Pferden, auf der Jagd, im Garten oder am Kamin.

Haben Sie viele Freunde?

Ja, aber wenige gute.

Und die sind, natürlich zufällig, auch Ihre Geschäftspartner?

Nein.

Sie gelten als geübter Jäger?

Nun ja, die Gamswildjagd ist meine Passion.

Ab und an findet man Ihren Namen auch in den Klatschspalten. Gibt’s Probleme damit?

Nein, für die anderen vielleicht, die nicht drinstehen.

Sie als wohlhabend zu bezeichnen, dürfte nicht falsch sein. Wie kamen Ihre Kinder früher damit zurecht?

Sie mußten frühzeitig ihre eigenen Maßstäbe finden.

Was halten Sie von Helmut Kohl?

Meine Wertschätzung gilt seinem common sense und der Durchsetzung im Wesentlichen.

Und von seinem Kontrahenten Rudolf Scharping?

Ich antworte mit einem Zitat von Goethe: »Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen«.

Von Oswalt Kolle?

Von Alice Schwarzer leider verkannt.

Dem Papst?

Er behindert das Christentum, ist 300 Jahre zu spät geboren.

Wir blicken auf 20 Jahre Emanzipation zurück. Machen Ihnen die neuen selbstbewußten Frauen Angst?

Nein, eher Freude.

Angenommen, Sie erhalten ein Paket eines Versandhauses aus Flensburg, daß Sie gar nicht bestellt haben. Würden Sie hineinschauen?

Eine Nachnahme würde ich zurückschicken, sonst hineinschauen.

Was ist für Sie männlich?

Sportlich, kraftvoll, diszipliniert.

Dürfen Männer weinen?

Ja, die Frage ist nur, wo und wann.

Und Schwächen? Hat Toni Meggle Schwächen?

Aber ja, ich bin oft zu gutgläubig, außerdem noch Eitelkeit und Dominanzstreben.

Was amüsiert Sie?

Wenn die Frage so zu verstehen ist, was mich erfreut, dann ist es »Lifestyle«.

Was lesen Sie zu Ihrer Unterhaltung?

Pferde- und Jagdzeitschriften.

Gibt es ein geschäftliches Traumziel, das Sie mit Ihrem Unternehmen noch verwirklichen wollen?

Mein Traumziel wäre die Absicherung der Entwicklung über die mittelfristige Zielsetzung hinaus.

Und welche Traum würden Sie sich persönlich gerne erfüllen?

Ich wünsche mir jährlich zehn Prozent mehr Freizeit aus der Arbeitszeit. Dann hätte ich es in zehn Jahren geschafft.

Was assoziieren Sie mit Wasserburg?

Heimat.

Zum Schluß möchten wir Ihnen noch zehn Begriffe nennen. Sie sagen uns bitte, was Ihnen dazu einfällt. Ein Joker ist erlaubt.

Auf den Joker möchte ich jetzt schon verzichten.

Geld?

Schlüssel zu Glück und Unglück.

Frauen?

Gefährdung und Rückhalt.

Intelligenz?

Unverzichtbar.

Das Alter?

Unvermeidbar.

Familie?

Das Ergebnis der Bemühung aller Familienmitglieder.

Vereintes Europa?

Gott sei Dank.

Sex?

Zu kurzlebig.

Tod?

Leider auf Dauer.

Freizeit?

Mangelware.

Meggle?

Meine Lebensaufgabe.

Herr Meggle, das Interview war voll von interessanten und ehrlichen Antworten, äußerst amüsant, vor allem auch sehr lehrreich. Dafür herzlichen Dank, weiterhin viel Erfolg und beste Gesundheit.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG