Stefan Mross ist wohl der bekannteste Bürger Traunsteins. Der junge Musiker gilt seit seinem Erfolg beim Grand-Prix der Volksmusik als Medienstar. Der Rummel um ihn herum hat sich noch gesteigert, seitdem er gemeinsam mit seiner
Freundin Stefanie Hertel von Auftritt zu Auftritt jagt. Allein seit 1995 haben die beiden bereits 90 Titelblätter der deutschen Yellow-Press geziert. Die STADTBROSCHÜRE hat sich mit ihm unterhalten.
Sie sind einer der populärsten Musiker Deutschlands. Können Sie sich noch daran erinnern, was Ihnen durch den Kopf
schoss, als Sie das erste Mal den Grand-Prix der Volksmusik gewonnen
haben?
Man nimmt das alles erst später richtig wahr. Die
Geschehensfolge läuft in diesem Moment so schnell ab, dass man sich
anfangs gar nicht bewusst ist, was da eigentlich geschieht.
Haben Sie später einmal ein Video der Fernseh-Sendung
gesehen?
Ich habe die Sendung bestimmt fünfzehn Mal gesehen.
Was empfanden Sie dabei?
Ich habe mich immer wieder gefragt, ob das wirklich ich bin, der diesen Grand-Prix gewonnen hat. Es herrscht ja doch ein enormer Konkurrenzkampf bei einer solchen Veranstaltung. Ich war damals noch Schüler und hatte schon eine Menge Glück, gegen Stars wie beispielsweise Patrick Lindner antreten und
letztendlich auch gewinnen zu können. So mancher Star wird sich damals gedacht haben »Jetzt kommt so ein Zwetschgenmanderl daher und gewinnt auch noch«. Für mich war das wirklich eine tolle
Sache.
Was ist das für ein Gefühl, zu wissen, dass die Menschen vor dem
Fernseher sitzen und Daumen drücken?
Die Traunsteiner müssen mir an diesem Abend, es war der 1. Juli 1989, wohl am meisten die Daumen gedrückt haben, denn was ich in den Wochen
danach an Post aus unserer Region
bekommen habe, davon kann man nur träumen. Auch die Bürger der damaligen DDR, zu der Zeit stand ja noch die Mauer, waren völlig aus dem Häuschen, für die war ich ein Gott. Nach der Wende bin ich auch dorthin gefahren, und was sich dort abgespielt hat, lässt sich gar nicht beschreiben. Die Menschen reden heute noch darüber. Mein Entdecker Karl Moik hat nur noch geweint und ich war einfach überglücklich.
Was waren Ihre größten Erfolge?
Ich war 1994 und 1995 wieder dabei, habe jedes mal den zweiten Platz belegt, 1995
zusammen mit meiner Freundin Stefanie Hertel. Mein Manager Beier- lein nannte mich mal den »Grand-Prix-Killer«, weil die
anderen schon »Schiss« be- kommen haben, wenn ich daran teilgenommen habe.
Dann gelten Sie somit als
erfolgreichster Grand-Prix-Teilnehmer?
Das kann man sagen, ja.
Was gibt Ihnen die Musik?
Alles. Ich konnte
glücklicherweise mein Hobby zum Beruf machen. Damals stand ich vor der Entscheidung, die
Realschule zu besuchen und danach einen Beruf zu erlernen oder aber ins Showgeschäft einzusteigen. Ich habe mich für die Bühne
entschieden und es nicht bereut.
Welche Berufsmöglichkeiten hätten Sie noch
gehabt?
Ich habe die Aufnahmeprüfung am Mozarteum in Salzburg bestanden und könnte auch heute noch dort studieren. Aber solange mir mein Publikum noch treu bleibt, werde ich wohl weiter Trompete
spielen.
Und stehen die Fans noch hinter Ihnen?
Mehr als je zuvor, glauben Sie mir! Nach meinem Unfall hätte man
meinen können, dass sich dies ändern würde.
Letztendlich ist mein Name nur noch bekannter geworden, der einzige positive Nebeneffekt dieser
ganzen Sache. Ich werde auch mindestens einmal pro Woche in der »Harald-
Schmidt-Show« ver- arscht, aber da muss man durch.
Sind Sie ein unruhiger
Mensch?
Ich habe in dieser Woche das erste freie Wochenende seit fünf Jahren, und ich glaube, es wird mir schon abgehen,
irgendwo auf der Bühne zu stehen und dem Publikum Freude zu bringen. Wenn ich zu Hause bin, setze ich mich mal vor den
Computer oder schaue fern, aber mir ist das alles zu langweilig, spüre innerlich, das mir was fehlt. Ich bin halt mit der Musik
aufgewachsen, habe früher mit der »Jung-Ottinger-Blasmusik« auf Hochzeiten gespielt und war somit eigentlich schon als ganz junger Mensch immer unterwegs.
Wie sind Sie zur Musik gekommen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Ich hatte immer schon Spaß an diesem Instrument. Mit zehn Jahren stand ich das erste Mal auf der Bühne und habe
einige Monate mein kleines Repertoire vorgetragen. Nach einem kurzen Besuch der Traunsteiner Musikschule habe ich allein
weitergelernt, bin also ein Autodidakt.
Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Bruder?
Sehr gut.
Wie hilft Ihnen Ihre Freundin Stefanie Hertel aus einem
Tief?
Stefanie ist mein bester Freund, andere Freunde hatte ich nur während der Schulzeit. Meine Kameraden gingen dann in die Lehre und am
Wochenende in die Disco. Ich war da bereits immer unterwegs, hatte also
nie viel Möglichkeiten,
Freundschaften aufrechtzuerhalten.
Zurück zu Ihrem Autounfall, Wie hat Ihnen Stefanie da
herausgeholfen? Mit Streicheleinheiten?
Nein, ich glaube, das hätte nichts gebracht. Ich habe damals einen Freund gebraucht, mit dem ich mich darüber unterhalten konnte. Und Stefanie hat mir seinerzeit gut
zugesprochen. Ich hatte damals sowieso ein persönliches Tief: Der Herzinfarkt meines Vaters, Stefanie habe ich nicht mehr so oft sehen können, weil Sie ihre Stimme schonen musste - also das waren Wochen, da hat einfach alles zusammengepasst.
Wer in der Öffentlichkeit steht, der muss auch in Kauf nehmen, dass solche Sachen
hochgespielt werden.
Ich weiß, dass das Mist war, und habe mich dafür entschuldigt.
Jeder andere hätte seine Versicherung angerufen und der Fall wäre erledigt gewesen, aber wie
gesagt, wer in der Öffentlichkeit steht, der muss damit rechnen, dass der Blätterwald
rauscht.
Ich will hier nichts beschönigen, aber da ist was dran.
Wie oft haben Sie in diesem Jahr das Titelblatt einer Zeitung
geziert?
Seit 1995 waren es rund 90 Titelblätter, auf denen ich zusammen mit Stefanie abgebildet
war.
Spielt es eine Rolle, dass auch ihre Partnerin eine erfolgreiche Musikerin
ist?
Dadurch haben wir die Möglichkeit, gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Stefanie war früher ein Fan von mir. Nachdem sie selbst bekannt wurde, haben wir uns bei Veranstaltungen mehrfach getroffen, was daraus wurde, ist ja bekannt: eine richtig tolle Freundschaft. Und
irgendwann haben wir mal mit dem Gedanken gespielt, gemeinsam aufzutreten. Da wir das gleiche Management haben, konnte die Idee auch schnell und erfolgreich in die Tat umgesetzt
werden.
Ist die Musik auch in Ihrer Freizeit Gesprächsthema?
Ja, ich stehe dazu, und wenn mir jemand sagt: »Ich höre Deine Musik nicht«, dann sage ich »Gut, jeder hat einen anderen Geschmack«.
Welche Eigenschaften hätten Sie gerne von Ihrer
Partnerin?
Wir haben vieles gemeinsam, vor allem aber hat sie den gleichen
Dickschädel wie ich. Aus diesem Grunde möchte ich schon gar nicht so viele
Eigenschaften von ihr haben.
Mit wem würden Sie gerne einmal plaudern?
Ich bin ein großer Fan von Reinhard Fendrich, habe ihn mal bei einer Veranstaltung
kennen gelernt. Er fand auch gut, was ich mache, obwohl er mir ge- stand, dass er meine Platten nicht hört. Was er macht ist einfach phänomenal. Er komponiert und produziert alles selbst, ist ein einfach ein toller
Vollblutmusiker.
Den Kriegsdienst zu verweigern. Gibt es da keine
Alternative?
Das ist auch wieder so eine Sache, die man hochgespielt hat. Jeder
andere bekommt im Januar seine Einberufung zum Oktober. Ich habe meine
Einberu- fung im August bekommen, sollte dann im September einrücken. Ich habe in den nächsten 12 Monaten rund 180 Verträge zu erfüllen. Und Vertrag ist
Vertrag. Ich hätte jedes mal eine Konventionalstrafe in Höhe von 8.000 Mark zahlen müssen, egal, wie hoch die Gage gewesen wäre. Damit wir uns hier richtig
verstehen: Ich habe nichts gegen die Bundeswehr, hätte meine Wehrzeit jetzt, wie jeder andere auch, hinter mich gebracht. Doch hier geht es nicht um meinen
Verdienstausfall, den haben andere auch. Hier geht es um mehr, hier geht es darum, dass ich durch mein Nichterscheinen bei den vertraglich vereinbarten
Veranstaltungen Konventionalstrafen in Millionenhöhe zu bezahlen hätte. Eine Summe, die in keiner
Relation zu dem steht, was letztendlich bei Einhaltung dieser Verträge zu verdienen ist. Man sollte sich einmal die Mühe machen, zu
ergründen, was wirklich hinter einer Schlagzeile der Presse steht.
Ihr Lieblingskollege in der Musik?
Meine Freundin.
Gibt es gemeinsame Zukunftspläne?
Na ja, man hat so seine Luftschlösser, die man sich ausdenkt, aber
konkrete
Heiratspläne haben wir noch nicht. Zum einen hätten wir dazu gar keine Zeit, zum anderen sind wir noch etwas zu jung dafür. Wir haben Zeit, möchten unsere Jugend noch genießen, außerdem geht es im Moment auch ganz gut ohne
Trauschein.
Glauben Sie an Gott?
Ja.
Haben Sie eine Meinung dazu, was »danach« kommt?
Ich weiß nicht so recht, vielleicht es neues Leben?
Was ist für Sie der Sinn des Lebens?
Man sollte jeden Tag genießen, der uns zur Verfügung steht. Ich habe jetzt am Beispiel meines Vaters gesehen, dass Geld nicht alles im Leben ist,
Haupt- sache man ist gesund. Ich reise jährlich 170.000 Kilometer, und was man da auf den Straßen sieht, gibt mir oft zu denken. Man sollte froh sein, wenn man davon verschont
bleibt.
Sich stets an der Spitze zu halten bedeutet, sein Können gegen das anderer zu messen und nur die Besten zählen. Nur selten stehen Glück und grenzenlose Enttäuschung so nahe
beieinander. Wirkt sich das auf Ihre Stimmung aus?
Nein, eigentlich nicht. Man ist ja bemüht, stets sein Bestes zu geben. Doch wenn man mal einen Blackout auf der Bühne hat, den richtigen Ton nicht
findet, obwohl man diesen schon hunderttausend Mal
gespielt hat, dann ärgert man sich.
Ist es Ihnen peinlich, auf der Straße erkannt zu
werden?
Nein, im Gegenteil, es freut mich sogar, wenn sich die Menschen mit mir unterhalten.
Welche Haushaltspflichten hassen Sie?
Aufräumen! Ich bin das ganze Jahr unterwegs, Koffer auf, Koffer zu. Und wenn ich zu Hause bin, verhalte ich mich halt mal ein bisschen schlampiger, zum Ärger meiner Mutter.
Boris Becker ist das Paradebeispiel eines Stars, der von den Medien umjubelt wird, wenn er siegt und sofort stark kritisiert wird, wenn seine Leistungen nachlassen. Wie lebt ein Musiker unter diesem Druck der Öffentlichkeit?
Genauso eigentlich. Ich weiß natürlich nicht, wie Boris Becker darüber denkt, wenn er Wimbledon gewinnt und tags darauf wieder ein Turnier verliert. Ich bin der Meinung, man kann dagegen nichts unternehmen. Wer kann schon von sich
behaupten, ständig absolute Topleistungen zu erbringen? Ich sammel alle
Veröf- fenlichungen über mich, positive und weniger
positive. Letztere liest man auch, aber man vergisst sie schnell wieder.
Was sehen Sie als die Erfüllung Ihrer Wünsche
an?
Ich bin wunschlos glücklich.
Hinter den musikalischen Leistungen steht knochen-
hartes Arbeiten, wofür viel Zeit in Anspruch genommen wird. Haben Sie das
Ge- fühl, in Ihrer Jugend etwas versäumt zu
haben?
Ich werde oft danach gefragt, aber ich kann nur sagen, dass ich in
meinem bisherigen Leben mehr gesehen habe, als andere in ihrem ganzen Leben. Ich habe Städte und Menschen
kennen gelernt, die andere nie zu Gesicht bekommen und ich habe das Glück gehabt, Erfolge zu feiern, von denen andere träumen. Ich habe nicht das Gefühl, etwas versäumt zu
haben.
Von Zeit zu Zeit wird Kritik an der Volksmusik laut. Hat das
Konsequenzen für Sie?
Eigentlich nicht. Ich sehe jeden Tag nur ausverkaufte Häuser. Es gab mal eine kurze Zeit, die sehr übersättigt war, in der jeder gemeint hat, eine CD
aufneh- men zu müssen um damit die große Kohle zu verdienen. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus, man muss auf der Bühne ständig Leistung erbringen, nur so kommt man dahin, wo man hin will. Im Moment ist es sogar so, dass die
Volks- musik, aber auch die volkstümlichen Schlager noch an Bedeutung
zunehmen.
Sind Sie süchtig nach Erfolg?
Nein.
Würden Sie heute etwas anders machen?
Ich würde alles wieder genauso machen.
Wer erfolgreich ist, ist häufig auch wohlhabend. Stimmt
das?
Ich bin zufrieden, mit dem was ich habe.
Wie muss man sich Stefan Mross privat vorstellen?
In Jeans und Pullover und mit Mountain-Bike oder im Garten mit den beiden
Dackeln.
Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt?
Zucht und Ordnung.
Gefallen Ihnen selbstbewusste Frauen?
Ja, mir gefallen Frauen, die wissen, was sie wollen.
Sind Sie sehr moralisch?
Ich bin in meinem Elternhaus dazu erzogen worden.
Angenommen, Sie erhalten ein Paket aus Flensburg, das Sie nicht bestellt haben. Würden Sie
hineinschauen?
Ja logisch, ich liebe Überraschungen.
Dürfen Männer weinen?
Ich bin sehr sensibel, und wenn man in einer schwachen Phase Grund zum Weinen findet, dann bin ich der Meinung, sollten das auch Männer dürfen.
Meine Freundin empfindet das übrigens genau so. Einer meiner wenigen guten Freunde hat neulich im Auto neben mir geweint, weil seine Freundin die Beziehung zu ihm abgebrochen hat. Der hat sich dann seiner Tränen
geschämt, aber ich habe das gut gefunden, dass er seinen Kummer auf diese Art gezeigt und seine Tränen nicht verborgen
hat.
Hat Stefan Mross Schwächen?
Viele kleine. Nicht mehr und nicht weniger als andere.
Was amüsiert Sie?
Harald Schmidt’s Late Night Show und natürlich gute Witze.
Was lesen Sie zu Ihrer Unterhaltung?
Leider habe ich keine Zeit zum lesen.
Und welchen Traum würden Sie sich gerne persönlich erfüllen?
Eine Familie mit mindestens zwei Kindern gründen und beruflich etwas kürzer zu
treten.
In welcher Reihenfolge würden Sie die für Sie wichtigsten Menschen
nennen?
Meine Eltern, meine Freundin, mein Publikum, mein Manager.
Haben Sie ein Idol?
Walter Scholz ist mein großes Vorbild.
Sind Sie ein glücklicher Mensch?
Ja.
Was wären Sie ohne Ihre Familie?
Nichts.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Alles ist möglich, aber nix ist fix.
Was assoziieren Sie mit Traunstein?
Ich bin gerne Traunsteiner. Ich bin hier aufgewachsen und fühle mich sehr wohl, wenn ich zwischen meinen
Auftritten mal wieder nach Hause kommen kann. Wer die Presse in den letzten Monaten verfolgt hat, dem darf ich auch sagen, dass die meisten Traunsteiner hinter mir standen, als ich in dieses dämliche
Schau- fenster gefahren
bin.
Zum Schluss nennen wir Ihnen noch zehn Begriffe. Sie sagen uns bitte, was Ihnen dazu einfällt. Ein Joker ist erlaubt:
Geld?
Macht nicht glücklich, aber beruhigt.
Intelligenz?
Wichtig, auch in meinem Geschäft.
Alter?
Erwischt jeden.
Familie?
Mein Rückhalt.
Vereintes Europa?
Für mich in Ordnung.
Sex?
Muss auch sein, für mich gilt allerdings: »Nur mit meiner Freundin«.
Tod?
Trifft uns alle.
Freizeit?
Fast keine.
Volksmusik?
Mein Beruf - mein Leben.
Herr
Mross, wir danken Ihnen für dieses Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft weiterhin viel Glück und Erfolg.
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