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KONRAD PETERMEIER

Bankvorstand der Raiffeisenbank
Edition: Wasserburg 1998

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

1997 feierte die Raiffeisenbank Wasserburg e.G. ihr 100jähriges bestehen. die Geschichte dieser Bank, wie es sie heute gibt, begann eigentlich erst im Jahr 1966. Schon damals Geschäftsführer und Vorstand: Konrad Petermeier, der sich zielstrebig daran machte, das Bundesdeutsche Wirtschaftswunder auch für seine Bank zu nutzen: Die STADTBROSCHÜRE sprach mit ihm - natürlich nicht nur über Geld.

 

Als Vorstand der Raiffeisenbank Wasserburg gehören Sie sicherlich zu den Bestverdienern dieser Stadt. Wie wichtig ist Ihnen Geld?

Als Vorstand einer Bank weiß ich natürlich, daß Geld sicherlich eine große Rolle in unserem Leben spielt. Sie können sich vorstellen, daß ich schon in so vielen Situationen meiner Tätigkeit erfahren konnte, wieviel es manchen Menschen bedeutet. Für den einen bedeutet es Glück und Zufriedenheit, für den anderen Macht, wieder andere betrachten es als notwendiges Übel, aber kaum einer kann je genug davon haben. Für mich persönlich bedeutet Geld eher Sicherheit und Unabhängigkeit.

Wir möchten Ihnen gerne zehn Zeilen zur Verfügung stellen, in denen Sie kostenlos Werbung für Ihre Bank betreiben dürfen.

Sehr gut, nehme ich gerne an. Die Raiffeisenbank Wasserburg ist eine Genossenschaftsbank mit rund 500 Millionen Mark Bilanzsumme. Neben der Hauptstelle in der Ledererzeile und dem Beratungszentrum für gehobene Kundenwünsche am Max-Emanuel-Platz sind wir noch an elf weiteren Orten mit Bankstellen vertreten. Circa 100 flexible, unkomplizierte und engagierte junge Mitarbeiter geben uns den Ruf einer modernen und dynamischen Bank. 1997 konnten wir so- gar das 100jährige Bestehen feiern, worauf wir sehr stolz sind.

Die genehmigten zehn Zeilen haben Sie damit bereits voll über- zogen.

Wer unsere Bank kennt und mit ihr arbeitet weiß auch, daß 100 Zeilen nicht ausreichen würden, unsere Leistungspalette zu beschreiben. Ich habe mich sowieso schon auf das wirklich Notwendigste beschränkt.

Mit welchem Geldinstitut arbeiten Sie persönlich zusammen?

Ich arbeite natürlich mit der Raiffeisenbank Wasserburg.

Aber sicherlich legen Sie doch auch Wert auf das Bankgeheimnis. Nur, wenn jeder Ihrer Mitarbeiter Zugriff auf Ihre Zahlen hat, was dann? Oder wissen alle, was Sie verdienen, was Sie ausgeben?

Es ist richtig, daß fast jeder unserer Mitarbeiter Zugriff auf diese Zahlen hat. Die wissen, was ich verdiene und die wissen auch, was ich ausgebe.

Angenommen Sie erben eine Million, was machen Sie damit?

Ich würde, nachdem ich ja nicht unvermögend bin, das Geld in Investmentpapieren anlegen. Natürlich in unserem Hause.

Hat sich Ihr persönliches Verhalten als Geldanleger geändert, seit immer mehr Geld auf Ihrem Konto landet?

Sicherlich wechselt dieses Verhalten im Laufe der Jahre mit dem Kontostand. Zunächst einmal, und das beziehe ich jetzt nicht nur auf mich persönlich, sondern auf jeden Geldanleger, sollte man sich Bargeldreserven zulegen. Dann empfiehlt es sich, Investitionen im Immobilienbereich zu tätigen. Wenn ich dann noch meine Altersvorsorge ausreichend abgesichert habe, kann ich auch auf weitere Angebote am Geldmarkt zugehen.

Und das Verhalten Ihrer Bankkunden?

Den genannten Weg sollte eigentlich jeder Geldanleger beschrei- ten. Es liegt aber in der Mentalität des Einzelnen, wie er darüber entscheidet. Der eine ist sehr riskiofreudig, der andere eher weniger. Meine Erfahrungen bestätigen aber immer wieder, daß sich lediglich die Höhe des anzulegenden Betrages ändert aber weniger das Verhalten. Ich möchte sogar sagen, das Anlageverhalten wird gesteuert vom Charakter des Kunden - und natürlich auch von seinem Berater.

Was würden Sie einem Arbeitnehmer empfehlen, der 10.000 DM übrig hat, die er zehn Jahre lang nicht braucht und anlegen möchte?

Ich würde ihm empfehlen, sich mit den Spezialisten in unserem Beratungshaus in Verbindung zu setzen um die für ihn passendste Lösung zu suchen. Wenn Sie jetzt von mir eine Produktempfehlung erwarten, so kann und werde ich Ihnen keine geben können. Es kommt ganz alleine auf den Kunden an. Was er letztendlich entscheidet, wird auch gemacht. Ich bin zwar der Chef dieses Hauses, zeichne für den gesamten Ablauf letztendlich verantwortlich, doch verfügen wir hier wirklich über Top-Anlageberater, die sich mit nichts anderem beschäftigen.

Wie gehen Sie mit dem Vorwurf um, daß immer nur Leute, die Geld haben, auch welches bei der Bank bekommen?

Leider Gottes ist das so. Wir handeln damit aber nur ganz präzise nach den einschlägigen Vorschriften des Kreditwesengesetzes, die das derzeit eben nur so möglich machen. 

Ist es nicht eher so, daß Geldinstitute nur bessere Pfandhäuser sind.

Im Prinzip haben Sie recht. Aufgrund der genannten Vorschriften haben wir nur geringe Möglichkeiten, ohne Sicherheiten Geld herauszugeben. Zum Grundsatz aller Banken gehört einfach, daß sie auf die nachhaltige Erfüllung des Kapitaldienstes Wert legen müssen und deswegen können sie nicht einfach Geld ohne Sicherheiten herausgeben. Bei Existenzgründern gibt es deshalb auch die Diskrepanz, daß man diese auf der einen Seite auch von staatlicher Seite her unter- stützen möchte, auf der anderen Seite aber auch da eben der Paragraph 18 KWG entgegensteht, so daß es auch heute noch sehr schwer ist, guten jungen Leuten eine Existenzgründung zu ermöglichen. Aber es gibt auch andere Wege: Wenn sich die Vorbereitung auf diese Existenzgründung positiv darstellt, kann man mit Kapitalhilfedarlehen und mit externer Kapitalbeteiligung durch entsprechende Beteiligungsgesellschaften ein solches Konzept durchaus auch finanzieren. Und das wird auch von uns immer wieder so praktiziert.

Welche Voraussetzungen muß ein Bankvorstand erfüllen?

In den letzten Jahren immer mehr. Er sollte eine sehr gute be- triebswirtschaftliche Ausbildung haben und nach Möglichkeit auch über fundierte juristische Kenntnisse verfügen, weil die Umfeldbedingungen immer komplexer und komplizierter werden. Sei es in Fragen der EDV, sei es das Rechtswesen, sei es in wirtschaftlichen Fragen im allgemeinen.

Wodurch unterscheidet sich Ihre Bank von den anderen?

Wir sind seit vielen Jahren eine junge dynamische Bank und wir gehen sehr viele innovative Wege. Wir haben ein sehr gut ausgebautes Firmenkun- dengeschäft und wir sind außerdem sehr innovativ, wenn es darum geht, neue Produkte zu entwickeln.

Erinnern Sie sich noch an den Fall, der Ihrer Bank das meiste Geld gekostet hat, wo sie wirklich richtig draufgezahlt haben?

Jetzt werden Sie mir das nicht glauben, aber ich bin seit mehr als dreißig Jahren Bankvorstand und wir haben in diesem ganzen Zeitraum nur wenige Versteigerungen durchführen müssen. Wir haben bis jetzt kein nennenswertes Geld verloren. 

Gratulation. Wie lange, denken Sie, bleiben die Realzinsen noch so niedrig?

Wenn wir genau wissen würden, ob der Euro kommt, könnte ich vielleicht eine Prognose wagen, so leider nicht.

Empfehlen Sie Ihren Kunden auch Immobilien, Aktien oder Rentenpapiere?

In jedem Fall. Zu unserer Palette gehören all diese Anlagemöglichkeiten natürlich dazu.

Was sind Ihre persönlichen Aktienfavoriten 1998?

Wenn Sie dies nicht als Kundenempfehlung sehen, dann würde ich mich ganz spontan für die Allianz entscheiden und vielleicht noch für einen technischen Wert, zum Beispiel die Lufthansa.

Setzen Sie noch auf Zuwachs bei der Börse?

Ja, eindeutig. Das reine Spargeschäft geht zu Gunsten des Börsengeschäftes, deswegen setzen wir auch sehr stark auf diese Sparte.

Was spricht denn noch für die staatliche Rente?

Wir als Bank brauchen hier schon gar nicht mehr für die private Altersvorsorge zu werben. Die Medien berichten ja täglich darüber und die Zahlen sprechen für sich, geben ja nun auch eindeutig Zeugnis davon, was wir zu erwarten haben. Ich bin der Meinung, wer es bis jetzt noch nicht gemerkt hat, wohin die staatlichen Renten steuern, der sollte sich wirklich umgehend eine private Alters- vorsorge zulegen, wie auch immer diese aussehen mag.

Theo Waigel behauptet: »Der Euro wird so stark wie die Mark«. Wir behaupten einfach mal das Gegenteil, womit wir wohl eher richtig liegen. Haben Sie Angst vor dem Euro?

Ich habe keine Angst vor dem Euro, aber mittelfristig wird das wohl nicht stimmen und Sie werden Recht behalten.

Waigel behauptet auch, daß die Stabilitätsvorkehrungen für den Euro feststehen. Wahrscheinlich meint er damit alle anderen Staaten, die Bundesrepublik selbst krankt aber doch in allen wesentlichen Bereichen.

Die Stabilitätskriterien für diesen Euro werden ja auch durch Instrumente der europäischen Zentralbank fixiert und gesteuert und da gibt es einen umfangreichen Katalog an Instrumenten. Von daher also wird wohl keine Gefahr zu erwarten sein. Die einzigste Gefahr, die ich sehe, sind die Politiker selbst, weil sie diese Sicherheitsinstrumente theoretisch alle wieder umwerfen können. Wenn wir aber wirklich eine unabhängige europäische Zentralbank erhalten, dann wird der Euro wohl doch eine durchaus brauchbare Währung werden.

Ein abschließendes Resümee: Ist der Euro doch eher eine Weichwährung?

Es wird nicht gleich eine Weichwährung werden, aber es ist eher anzunehmen, das er mit der Zeit etwas weicher wird, was dann aber auch wahrscheinlich beabsichtigt ist, um vielleicht die Staatsfinanzen doch ein wenig in Ordnung zu bringen.

Viele Länder bleiben dabei außen vor, gelangen gar nicht in den Verbund. Bedeutet das nicht eher Spaltung Europas statt mehr Inte- gration?

Nein, die Länder, die nicht dabei sein können oder wollen, wer- den den Euro kaum stören und somit auch nicht zur Spaltung Europas beitragen. 

Haben Sie selbst Ihr Vermögen schon Euro-sicher umgeschichtet?

Ich brauche hier keine Umschichtungsempfehlung zu geben, jeder kann in der DM-Währung bleiben. Entscheidend ist letztendlich nur die ganz persönliche Anlagepolitik eines Jeden. 

Man sagt, daß es Banken in wirtschaftlich guten Zeit nicht schlecht geht, in schlechten Zeiten aber noch besser. Da ist doch was dran, oder?

Das kann ich nicht unterstreichen. Wir haben jetzt bestimmt keine guten Zeiten und da geht es den Banken schon deshalb auch nicht besser, weil sie sehr viel Vorsorge treffen müssen für Eventualfälle. Wenn in schlechten Zeiten Kredit aufgenommen wird, dann ist die Gefahr, daß diese Kredite ausfallen, auch größer.

Was wäre für Sie Grund genug, einem Mitarbeiter eine frist- lose Kündigung auszusprechen?

Das ist ja bereits im Arbeitsrecht geregelt. Im Prinzip eigentlich, wenn er das in ihn gesetzte Vertrauen aufs Schärfste mißbraucht.

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Lage Wasserburgs?

Wir befinden uns als Nicht-Mehr-Kreisstadt in einer schwierigen Position, weil die Verkaufsströme in Richtung München und Rosenheim gelenkt werden, aber ich denke, daß hier in Wasserburg sehr viel unternommen wurde, das Zentrum zu steigern und zu erhalten.

Das kann ich ebenfalls unterstreichen. In allen südostbayerischen Städten in denen wir tätig sind, schaut man mit großer Anerkennung nach Wasserburg, was sicherlich auch ein großer Verdienst des Bürger- meisters und sein seines Stadtrates ist. Hier wurde wirklich hervorragend gearbeitet. 

Das ist durchaus richtig, hängt aber auch damit zusammen, daß der Wirtschaftsförderungsverband, dem ich ja ebenfalls als Vorstand angehöre, alles unternimmt, einen sehr guten Kontakt mit der Stadt zu halten und die Wirt- schaft der Stadt mit den vielfältigsten Aktionen zu unterstützen. Ziel aller unserer Aktionen ist es letztendlich vor allen Dingen auch zu erreichen, daß die Kaufmannschaft und die Einzelhändler in der Stadt Wasserburg zusammenhalten. 

Sie haben hier natürlich auch den Vorteil, daß nur wenige allzu große Einkaufsgiganten auf der grünen Wiese stehen.

Wir haben hier schon eine ganze Reihe von Einkaufsmärkten, die aber auch das käuferische Erscheinungsbild der Stadt der Stadt positiv beeinflussen.

Wo sehen Sie persönlich noch Möglichkeiten sich in Wasserburg selbständig zu machen oder anders herum gefragt, was fehlt in dieser Stadt?

Ehrlich gesagt, wüßte ich auf Anhieb keine Branchen, die hier un- bedingt fehlen. Das Sortiment unserer Geschäfte ist wirklich hervorragend, man bekommt hier in Wasserburg wirklich alles, was man benötigt.

Kommen wir zu Ihrer Person. Was ist für Sie der höchste Genuß?

Wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag im Sommer noch ein Runde Golf spielen kann.

Welchen Luxus leisten Sie sich, den Sie sich gar nicht leisten können?

Ich leiste mir keinen Luxus, den ich mir nicht leisten kann.

Was war das schönste Geschenk, daß Sie bekommen haben?

Das waren mit Sicherheit meine beiden Töchter.

Angenommen, Ihr Haus würde brennen, und Sie könnten nur ein einziges Stück retten: Was würden Sie denn mitnehmen?

Also, Sie haben Fragen. Nun ja, vielleicht würde ich mir eine meiner Jagdtrophäen mitnehmen, als letzte Erinnerung sozusagen.

Welcher Beruf wäre für Sie noch interessant gewesen und warum?

Sehr interessant wäre für mich der Beruf eines Architekten oder Inneneinrichters gewesen. Das hat mich immer schon interessiert.

Was macht Ihnen Angst? 

Angst macht mir eigentlich nur die momentane politische Orientierungs- und Entscheidungslosigkeit.

In welchen Situationen achten Sie nicht aufs Geld?

Ich achte immer darauf, was ich mir leisten kann.

Was tun Sie, um Ihren Körper in Form zu halten? 

Wenig Alkohohl und sehr viel frische Luft atmen bei der Ausübung meines Sports.

Wie stehen Sie zur Todesstrafe? 

Bei bestimmten gesicherten Kenntnissen, die einen Täter eindeutig überführen, bin ich nicht dagegen.

Machen Privilegien korrupt?

Manchmal ja.

Was ist für Sie der Sinn des Lebens?

Der Sinn des Lebens ist für mich, daß man seine Aufgaben ordnungsgemäß erfüllt.

Womit kann man Sie verführen?

Mit einem schönen Urlaubstag.

Wo haben Sie im Leben jemals versagt?

Ich habe des öfteren Chancen nicht wahrgenommen, um wirklich  sehr reich zu werden, was ich im Nachhinein aber nicht bedauere.

Zum Schluß beginnen wir noch einige Sätze, die Sie bitte zu Ende führen wollen: Keiner weiß, daß ich...

auch lustig sein kann.

Meine Bank bedeutet mir...

fast alles.

Ich wäre gerne mal für einen Tag...

Finanzminister.

Reich ist, wer ...

gesund ist.

Auf meinem Wunschzettel ganz oben steht...

daß ich gesund bleibe und die Geschäfte unserer Bank bis zu meiner Pensionierung positiv leiten kann.

Die wichtigste Person des öffentlichen Lebens in Wasserburg ist...

Herr Dr. Geiger.

Bei »McDonald’s« bestelle ich immer...

ein Cola für meine Tochter.

Ein Banker der nicht auf volles Risiko setzt...

tut gut daran.

Mein größtes Laster ist...

die zu große Dominanz.

Ungehalten reagiere ich auf ...

Leute, die zu wenig Leistung bringen, obwohl Sie es könnten.

Interviews finde ich...

manchmal nicht schlecht.

Herr Petermeier, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin eine gute Zeit.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG