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Manuela Rechenauer 

Wasserburger Bohnenröster Kaffeespezialitäten

Edition: Wasserburg am Inn 2011

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Rendezvous der Genüsse
Der „Wasserburger Bohnenröster“ präsentiert Qualität ohne Kompromisse. Inhaberin Manuela Rechenauer beantwortet hier Fragen zu ihrem Erfolgsrezept und zum Einkaufsverhalten

Frau Rechenauer, der „Wasserburger Bohnenröster“ gehört zu den angesagtesten Einkaufsadressen der Stadt. Worauf beruht der Erfolg?
Ich denke, in erster Linie ist es die Qualität, die wir hier anbieten und auf die wir von Anfang an hohen Wert gelegt haben. Es hat natürlich trotz allem seine Zeit gebraucht, sich in Wasserburg zu etablieren, mittlerweile betrachten Kunden und Gäste unseren Qualitätsanspruch aber ihrerseits als Grundvoraussetzung und belohnen uns dafür mit konstanter Kundentreue.
Worauf bezieht sich jetzt der Begriff „Qualität“?
Zum einen auf die Qualität der Produkte und deren Herkunft und Nachhaltigkeit, zum anderen mit dem Genuss-Erlebnis.
Beruht die Qualität nicht auch auf dem Ambiente des Ladens sowie dem Service?
Das macht die Sache mit Sicherheit rund. Ein wesentlicher Anteil meiner Tätigkeit beruht darauf, alles harmonisch miteinander zu koordinieren, was mir auch sehr viel Freude bereitet.
Was war die Intention zum Konzept Ihres zweiten Fachgeschäftes, dem Teeladen? 
Die Idee des Ladens kam aus dem Bauch heraus, allerdings haben wir uns über das Nebeneinander von Tee und Kaffee schon länger Gedanken gemacht, denn die intensiven Gerüche, die frischer Tee nun einmal verbreitet, lassen sich mit denen des Kaffees nicht gut in Einklang bringen. Sie stehen eher in einem Gegensatz. Nachdem das benachbarte Ladenlokal frei wurde, haben wir die Idee sofort gemäß unserer Philosophie dort umgesetzt. 
Ein paar Worte zur Produktpalette der beiden Läden.
Im „Wasserburger Bohnenröster“ steht natürlich der Kaffee ganz im Vordergrund. Wir bieten fünfzig verschiedene Kaffee- und Espressosorten zur Auswahl, Schokoladenspezialitäten, Pralinen, Feinkost und Genussartikel, hübsch dekorierte Präsentkörbe runden unser Angebot ab. Wie der Name „Tee und Feinkost Rechenauer“ schon klar zum Ausdruck bringt, präsentieren wir im benachbarten Geschäft nicht nur unsere herr­lichen Teespezialitäten der gehobenen Qualitätsstufe, zum Beispiel aus Japan und China und von Firmen wie Shanila, ­Alveus oder Ronnefeld, sondern zahlreiche Produkte rund um den Begriff „Feinkost“. Wir führen handgemachte Nudeln der Firma Cipriani aus Venedig, präsentieren den über 25 Jahre ­gereiften Balsam-Mondena-Essig und verkaufen jetzt auch ausgewählte Gewürze aus Mauritius.
Welche Beziehungen haben Sie zum Produkt Kaffee?
Kaffee ist für uns nicht nur ein täglicher Begleiter, wir leben dafür.
...und zum Tee?
Eine Tasse Tee ist zeitlos, sie kann unabhängig von jeder Tageszeit getrunken werden. Sie verschafft etwas vertrautes, eine angenehme und entspannte Atmosphäre und ebenfalls ein gutes Gefühl. Unabhängig von der heilenden Wirkung, die verschiedene Teesorten haben, ist eines sicher: Tee ist gut für Körper, Geist und Seele - für jung und alt.
Welche Erwartungen stellen Sie an Ihre Mitarbeiter?
Ich freue mich erleben zu dürfen, wie auch meine Mitarbeiter unsere Philosophie leben, wie sie selbst genießen können und darüber hinaus ihre Erfahrungen mit einbringen, die sie dabei machen. Da bedarf es keiner großen Erwartungen, das entwickelt sich in der Regel immer ganz von selbst.
Müssen die Mitarbeiter zwangsläufig allesamt kleine Baristas sein, um Ihre Kaffeespezialitäten fachgerecht anpreisen zu können?
Unsere Mitarbeiter dürfen und sollen schon kleine Baristas sein. Es ist mir ja auch sehr wichtig, dass an der Theke Baristaqualität ausgeschenkt wird, letztendlich setzen wir auch viel Energie und Zeit dafür ein, sie dahingehend umfangreich zu schulen.
Wie hat sich der Genuss von Kaffee in den letzten Jahrzehnten gewandelt?
Kaffee wird heutzutage weitgehend nicht mehr so getrunken, wie noch vor zehn Jahren, wobei ich diese Feststellung nicht auf die Menge sondern auf die Art und Weise des Konsumierens festmache. Der Genuss von Kaffee hat sich gewandelt, gute Qualität und perfekte Zubereitung haben Vorrang, egal ob man ihn zu Hause oder an einer Kaffeebar zu sich nimmt.
Erklären Sie doch mal den Unterschied Ihrer Kaffeemarken zu den herkömmlichen Marken, die der Handel anbietet.
Wir verwenden ausschließlich Plantagenkaffees, die zum Teil von der deutschen Kaffeeröster-Gilde direkt vor Ort ausgewählt werden. Dort wird die Arbeitsweise des Bauern kontrolliert und natürlich auch seine Ernte, die immer oberste Qualitätsstufe haben muss. Die schmeckt dem Kunden und bekommt ihm auch. Guten Kaffee erkennt man einfach, probieren Sie’s.
Was ist dann das Besondere an gutem Kaffee?
Es beginnt beim Ursprung. Von der Pflanze geht es über das Ernten, Rösten und Veredeln bis hin zur perfekten Zubereitung. Geschmack kann man nicht beraten, Geschmack muss man für sich selbst erleben und dabei seine Erfahrung machen.
Welche Rolle spielt dabei der Kaffeeröster?
Schon eine sehr wichtige, denn alles was Auswirkungen auf den Geschmack des Kaffees hat, ist in dessen Händen. Seine Aufgabe ist es, 800 Aromastoffe aus jeder einzelnen Bohne herauszuholen und den Geschmack zu vollenden. Zum Veredeln des Kaffees benötigt er eine Röstzeit von 25 Minuten und eine ­Röst-Temperatur von 220 Grad.
Die von einer Schleichkatze, dem so genannten Luwak, gefressene und wieder ausgeschiedene Rohkaffeebohne ist die Rarität auf dem Kaffeemarkt. Zum Preis von rund 180 Euro das Kilo. Was sagen Sie dazu?
Wie viel Kilo davon darf ich Ihnen einpacken?
Den führen Sie also auch?
Ja natürlich, nur mit dem Preis liegen Sie etwas falsch, der liegt mittlerweile bei 490 Euro - für das Kilo versteht sich. Aus diesem Grund verkaufen wir ihn hier auch zur Verpackungseinheit von einhundert Gramm zu je 49 Euro. Wer ihn einfach nur mal probieren möchte, dem bieten wir seit April die Möglichkeit, diese Spezialität an unserer Kaffeebar als Espresso zu genießen. Das hat natürlich auch seinen Preis, aber es ist die Gelegenheit, so etwas mal zu probieren.
Was ist Ihrer Erfahrung nach für eine gelungene Zubereitung des Kaffees von entscheidender Bedeutung?
Entscheidend ist, wie bereits gesagt, dass die Qualität stimmt, die Espresso-Crema Bestand hat und dass mein Barista an seiner Kaffeebar ein Herzchen oder eine Blume hineinzeichnen kann.
Wo sehen Sie das Thema Kaffee in den nächsten Jahren? Bleibt der „Hype“ der Kaffeespezialitäten weiter bestehen oder gibt es Tendenzen zurück zum pu-ren Kaffeegenuss, zum Filterkaffee? Oder sehen Sie vielleicht ganz neue Trends auf uns zukommen?
Ich behaupte, der Kaffeehype geht weiter, es wird sich nichts verändern. Es wird nach wie vor gute Qualität gefordert, und das wird sich letztendlich auch beim Filterkaffee fortsetzen. Ich denke aber auch, dass sich rund um den Tee in den nächsten Jahren noch einiges verändern wird, vor allem wird der Konsum zunehmen.
Was können Sie über die aktuelle Entwicklung bei den Rohkaffeepreisen sagen?
Die steigen stetig, noch in diesem Jahr soll es eine Preissteigerung von 30 bis 40 Prozent geben.
Die Wirtschaftskrise hielt die Märkte ganz schön in Atem. Waren Sie auch davon betroffen? 
Nein, gottlob nicht. Wir verkaufen Genussartikel, die auch in schlechten wirtschaftlichen Zeiten gerne gekauft oder verschenkt werden.
Könnten Sie sich noch weitere Geschäftsfelder vorstellen? Welche würden Sie interessieren und welche Voraussetzungen müssten dafür gegeben sein?
Ich träume immer von einer kleinen Villa, die ich zu einem Genusstempel umgestalten könnte. Kaffee, Tee, Schokolade und so einiges andere mehr - aber wie gesagt, das ist schon mehr ein Traum.
Wie beurteilen Sie die Positionierung Ihres Unternehmens im Vergleich zu den Mitbewerbern?
Bestens.
Das war kurz und knapp. Welchen Stellenwert hat denn der Bereich „Marketing“ für Ihr Unternehmen?
Marketing ist ein sehr wichtiges Hilfsmittel, sich am Markt zu etablieren und sich von Zeit zu Zeit auch in Erinnerung zu bringen. Derzeit haben wir beispielsweise Aufträge vergeben, die sich auf die Erstellung einer neuen Homepage, neue Visitenkarten und neue Flyer beziehen. Wir möchten nach außen hin einfach etwas moderner auftreten.
Sicher kann und muss nicht jeder gastronomische Betrieb die volle Bandbreite an Möglichkeiten abdecken. Können Sie kurz abstecken, welches Kaffee-Angebot für welchen Betrieb optimal ist? 
Die Gastronomie im Allgemeinen sollte in der Lage sein, einen guten Kaffee, Espresso oder Cappuccino anbieten zu können und auch einen sehr guten Tee. Derzeit dominiert hier noch sehr häufig der Teebeutel, aber ich habe ja bereits erwähnt, dass sich hier etwas tun wird. 
Trotz der Krise hat der Kaffeedurst 2010 kaum nachgelassen. Die Nachfrage stieg und mit ihr die Preise. Wer hat daran verdient?
Wir sicher nicht und auch die Kaffeebauern nicht, wohl eher die, die in Rohprodukte investieren. Man kann es ja an der Börse verfolgen.
Thema Kaffeesteuer. Ist diese Steuer nicht völlig antiquiert?
Die Kaffeesteuer bringt dem Bund rund eine Milliarde Euro jährlich ein. Darauf wird er nicht verzichten wollen.
Was unser Einkaufsverhalten betrifft, leben wir da nicht alle im permanenten Zustand des Selbstbetrugs? Gekauft wird in der Regel doch immer noch da, wo es am billigsten ist. Das gilt auch für den Bereich Lebensmittel, den Sie ja zum Teil auch abdecken.
Begriffe wie Qualität und billig stehen im totalen Gegensatz. Wobei billig jetzt nicht preisgünstig ist. Wir belügen uns in der Regel immer selbst, wenn wir erwarten für wenig Geld auch noch hervorragende Qualität zu beziehen. Das schlägt sich leider durch alle Branchen der mit Lebensmittel sich beschäftigenden Firmen.
Verbinden wir Deutsche „Essen und Trinken“ überhaupt mit einer hohen Wertigkeit? Sind uns die Italiener und Franzosen da nicht weit voraus?
Da mögen Sie Recht haben, aber ich beobachte auch immer häufiger, dass gerade junge Menschen zurückfinden zum Genuss, das Essen und Trinken in vielen jungen Familien wieder zelebriert wird und dass dafür durchaus auch mehr Geld ausgegeben wird. Schauen Sie doch nur die Angebote der Kochkurse an oder auch der zahlreichen Kochsendungen im Fernsehen, das Thema ist absolut aktuell.
Wann sind wir bereit, mehr Geld für unsere Lebensmittel auszugeben?
Zu besonderen Anlässen, also beispielsweise an Feiertagen oder wenn man Gäste empfängt, nimmt man sich gerne Zeit zum Kochen. Oder an Wochenenden, wenn die ganze Familie zusammen kocht. Hier sparen die Verbraucher dann eher nicht und verwenden hochwertigere Zutaten. Einerseits verwöhnen sich die Menschen hier selbst, aber natürlich sind auch ein gewisses Prestigedenken und der Wunsch nach Anerkennung mit im Spiel. Genuss lässt sich auch wunderbar verschenken. Was gibt es Schöneres, wenn man zu einer guten Kochveranstaltung eingeladen wird und man bringt dem Gastgeber Genuss in Form von Gewürzen, Wein, Kaffee oder Tee mit. Zudem gibt es eine weiterhin wachsende Gruppe Verbraucher, denen die Themen Gesundheit und Nachhaltigkeit am Herzen liegen. Dies zeigt sich dann auch in ihrem Konsum und ihren höheren Ausgaben für bestimmte Lebensmittel.
Warum nimmt der Trend zu, zum Beispiel 2,90 Euro für einen Grande Latte Macchiato auszugeben? Was sind die Motive, das Geld zu investieren, ein Filterkaffee zu Hause wäre ja auch möglich?
Wir verbinden den Flair Wasserburgs mit dem Genuss, in Gesellschaft einen hervorragenden Kaffee zu trinken. Das ist einfach eine besondere Lebensart, man nimmt dem Alltag damit auch seine Geschwindigkeit und es ist einfach Teil der modernen und mobilen Gesellschaft. 
Haben wir im Zeichen der Wirtschaftskrise weniger Geld für den Einkauf oder den Restaurantbesuch ausgegeben?
Ich denke schon, dass irgendwo Einsparungen getroffen wurden. Der Verbraucher schaute beim Einkauf schon auf hochwertige Lebensmittel, die er dann zu Hause genießen konnte. Zuwächse im Handel können meiner Meinung auch allenfalls durch qualitatives Wachstum erreicht werden. Beispielsweise durch die Bereitschaft der Verbraucher, mehr Geld für bessere und hochwertigere Lebensmittel auszugeben. Als Trend ist hier beispielsweise der Wunsch nach Innovationen, nach höherem Genuss und nach Bio-Produkten zu nennen. Zumindest was die Wünsche nach mehr Innovation und höheren Genuss betreffen, hat der „Wasserburger Bohnenröster“ seine Hausaufgaben aber gemacht, deshalb waren wir von der gefragten Problematik nicht betroffen.
Kommen wir noch mal zum Thema Konsum. Wie sehen Sie den Wirtschaftsstandort Wasserburg?
Wasserburg ist eine wunderbare kleine, gemütliche Einkaufsstadt mit vielen kleinen, individuellen Geschäften, in denen man überall die Beratung bekommt, die man sich wünscht, auch oder gerade im Gourmetbereich. Ich finde, für unseren Bedarf den Standort Wasserburg auszuwählen, war die beste Entscheidung.
Müsste Ihrer Meinung nach hier etwas verbessert werden?
Mir fällt dazu nichts Gravierendes ein, ich finde es gut, so wie es ist. Probleme wie Parkplatznot und weitere Dinge haben die anderen Städte auch. Im Gegenteil konnte man andernorts in den letzten Jahren zusehen, wie die Kaufkraft immer mehr an den Rand der Stadt verlagert wurde und die Innenstädte zunehmend verödeten. Davon ist Wasserburg doch in hohem Maße verschont geblieben. Ich persönlich halte Wasserburg für eine der schönsten Städte nicht nur in dieser Region und genieße den wunderbaren Mix aus Fachgeschäften und Gastronomie in Kombination mit dem traumhaften Altstadt-Ambiente. Hier erlebe ich doch Einkaufsvergnügen vom Feinsten.
Was ist die große Herausforderung der Gegenwart?
Das größte Problem unserer Zeit ist das globale Wachstum der Menschheit mit der zunehmenden Migration und Konzentration der Bevölkerung in Ballungsräumen mit allen einhergehenden Problemen im sozialen Bereich, der Versorgung der Bevölkerung vor allem mit den Grundbedürfnissen Wasser und Nahrung, der Entsorgung und der gesamten Infrastruktur sowie die noch immer stattfindende Energieverschwendung und Umweltverschmutzung. Für jeden Einzelnen von uns gilt es, in Zukunft verstärkt an der Lösung all dieser Probleme mitzuarbeiten. 
Die letzte Frage: Wie gestalten Menschen, deren Beruf es ist, für Andere Lebensqualität zu schaffen, ihren eigenen Lebensstil, worin besteht Ihr Sinn des Lebens?
Der besteht darin, meinen beiden Söhnen eine unbeschwerte Kindheit zu gestalten und später natürlich auch für eine gute Ausbildung zu sorgen. Zumindest ist dies ein Teil des Sinns meines Lebens, den Rest behalte ich jetzt mal für mich.
Frau Rechenauer, vielen Dank für das Gespräch.

     
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