Vor einigen Wochen war sie in der Rolle einer Ersatzmutter in dem ZDF-Fernsehfilm »Verdammtes Glück« zu sehen, aber die in Prien lebende Schauspielerin spielte bereits in Dieter Wedels Film »Der Schattenmann« eine bedeutende Rolle. Sportfans ist sie außerdem noch als Moderatorin des ZDF-Sportstudios bekannt. Die
STADTBROSCHÜRE besuchte die talentierte Allrounderin in Ihrem Haus in
Prien, führte mit Ihr ein interessantes Interview:
Am
vergangenen Montag sendete das ZDF den deutschen Fernsehfilm »Verdammtes Glück«, in dem Sie neben Heinz Hoenig die
Hauptrolle spielten. Worum ging es in diesem Film?
Also, es ging um zwei Leute, die nur ihre Karriere im Kopf haben. Und ausgerechnet denen wird auf einer Geschäftsreise in Südafrika ein farbiges Baby in den Wagen gelegt.
Anfangs bestand natürlich noch die Frage, wohin da- mit. Nach einigen erfolglosen Versuchen, sich des Kindes wieder zu entledigen,
entsteht nach und nach eine tiefe Zuneigung, die dann letztendlich darin gipfelt, daß das Baby mit nach Deutschland genommen wird.
Hatten Sie selbst schon »Verdammtes Glück«.
Schon sehr oft, sonst wäre ich schon längst weg vom Fenster, nach all dem, was mir bisher schon passiert
ist.
Was halten Sie von deutschen
Fernsehzuschauern?
Ich glaube, Sie sind klüger, als man denkt. Ich bin doch immer
wieder überrascht, daß auch Qualität sehr wohl
angeschaut wird. Das heißt auch, daß man dem Zuschauer nicht ständig irgendeinen Blödsinn
vorsetzen muß, um dann auch noch zu behaupten, die Leute wollen das.
In Hollywood scheint es Vorurteile gegen Deutsche zu geben, würden Sie dort trotzdem drehen, wenn Sie gerufen werden.
Sie glauben doch nicht, daß ein Schauspieler, der gerufen wird, nicht hingeht. Also, so schnell, wie ich da wäre, kann man mich tatsächlich gar nicht
rufen. Ich würde gar nicht erst die Koffer packen, weil ich Angst hätte, ich versäume das
Flugzeug. Ich würde es auf jeden Fall probieren, jeder würde es
probieren - sie machen dort nach wie vor wirklich tolle Filme. Es wäre wundervoll, wenn ich mir vorstelle, einmal mit Steven Spielberg zu arbeiten, das wäre der
Hammer.
Können Sie uns Ihr bisheriges Leben in Kurzform
schildern.
Wie gesagt, ich hatte mein ganzes Leben lang schon verdammtes Glück. Es fing damit an, daß ich überhaupt nach Paris gekommen bin. Da war ich in der Schauspielschule der Annie
Girandot, einer großen französischen Schauspie- lerin. Mit 21 Jahren hatte ich wieder großes Glück. Mit einem Faltenrock und
wei- ßen Kniestrümpfen bekleidet schaute ich in das Geschäft von Dior und wurde
so- fort
angesprochen, ob ich eine Modenschau mitmachen möchte. Von da an war ich auch in dem Modezirkel drin, bin die ganzen
Modenschauen gelaufen. Nach meiner Rückkehr erhielt ich gleich ein Engagement am Theater in Nürnberg, bald
da- rauf meldete sich das Fernsehen und ich erhielt die Moderation der
»Franken- schau«, eine Sendung, die ich heute noch mache, aus Treue zum Sender und auch aus Dankbarkeit. Dann wurde ich vom Bayerischen
Fernsehen fürs Bayernstudio entdeckt, später folgte das Sportstudio. Dazwischen habe ich sehr viel Theater
gespielt. Sie sehen also, es ging alles immer
wunderbar nahtlos ineinander über. Mit dem »Schattenmann« kam dann auch der richtige Einstieg ins Fernsehen. Mein
Leben war wirklich immer voller Glücksfälle.
Würden Sie auch für eine
Fernseh-Talkshow bereitstehen?
Ja klar, immer. Wenn ich den Moderator mag, wenn ich weiß, es wird so oder so
ablaufen, dann gerne.
Denken Sie manchmal noch an Ihre Zeit im ZDF-Sportstudio zurück, oder ist die seit dem Becker-Auftritt für Sie passé?
Das ist so eine typische Sache dafür, wie eigentlich bedeutungslose Ereignisse von der Presse hochgeschrieben werden, absolut lächerlich. Ich bin da auf der Pressekonferenz, es ging um den Daviscup, und beide, Stich und Becker gaben sich dabei relativ gelangweilt. Dann hatte ich noch ziemlich genau die
gleichen Fragen, wie die anderen Journalisten auch, und so dachte ich, »Oh Gott, die werden auf meine Fragen
genauso gelangweilt reagieren, wie auf die, meiner Kollegen. Reinhart,« so dachte ich weiter, »mach’ was ganz anderes, probier’ ein Spiel. Und so nannte ich ein paar Begriffe, zu denen die beiden Assoziationen
finden sollten. Boris hat das Spiel nicht gefallen und meinte, »wir sind keine
Kiddy’s, das ist ein blödes Spiel«. Ihm fiel halt damals nichts ein. Aber ich glaube, ich habe dann genau richtig reagiert, habe gefragt »Hey, Herr Becker, was finden Sie denn nicht langweilig, erzählen Sie’s mir? Eben in der Pressekonferenz waren Sie schon so gelangweilt, jetzt sind Sie es wieder, was sollen wir denn noch tun?« Dann kam ein richtig tolles Streitgespräch auf, und weil es wirklich so gut war, habe ich es auch senden
lassen.
Wenn Sie am Set sind, denken Sie da auch an private Dinge oder schalten Sie völlig
ab?
Ich schalte extrem ab. Manchmal, wenn mein Mann
anruft und mir irgendetwas von zu Hause erzählt, dann merke ich, wie mich das plötzlich gar nicht mehr tangiert, ich bin dann so sehr in einer anderen Welt. Meine Familie ist in
diesen Moment
wirklich das Team.
Barbra Streisand glaubt, jeder
Schauspieler, der mit ihr spielt, wird nachher ein größerer Star. Gibt es Vergleichbares unter
deutschen Schauspielern?
Ja, natürlich. Mir war auch klar, daß es eine schöne Chance ist, die erste Hauptrolle mit Heinz Hoenig zu spielen, der einer der beliebtesten
Schauspieler in Deutschland ist, in meinen Augen sogar einer der Besten.
Wer ist für Sie der perfekteste deutsche
Schauspieler?
Schwer zu sagen, ich kenne mehrere. Sie stehen alle für verschiedene Charaktere und sie sind alle, jeder auf seinem Gebiet natürlich, sehr gut. Also ich denke mal, Lauterbach ist schon einer der ganz ganz
guten.
Versuchen Sie, neben den
angebotenen Drehbüchern auch eigene Projekte zu entwickeln?
Ja, aber darüber möchte ich genau nicht
sprechen. Das ist genau das, was ich im Moment noch für mich behalten werde.
Welche Rolle würde Sie besonders herausfordern?
Ich würde gerne in einem richtig guten, großen Kostümfilm
mitspielen.
Natürlich unter der Regie von Steven
Spielberg?
Nein, muß nicht von Spielberg sein, kann auch bitte ein Dietl oder ein Wedel
sein.
Sind Sie auf Kollegen
neidisch?
Also ich bin bestimmt, wie jeder von uns, nicht frei von Neid. Es gibt ja in unserem Beruf
Castings. Und wenn es nun um eine wirklich schöne Rolle geht und ich diese dann an eine
Kollegin verliere, tut das schon sehr weh, da ist dann bestimmt auch Neid dabei. Es wäre auch
verrückt zu sagen, ich gönne Dir das einfach alles. Nur, ich bin nicht stutenbissig, kann prima mit anderen
zusammenarbeiten, habe eben nur damit Probleme, wenn die Rolle so sehr viel kleiner ist.
Urteilt die Presse in Ihrem Fall immer
objektiv?
REINHART: Nein, das habe ich ja oft genug erlebt. Ich habe mir nach der Schelte im Sportstudio, die ja wirklich teilweise ungerecht war, fest vorgenommen, mich nicht mehr zu freuen, wenn die Kritik gut ist, wie beispielsweise beim
Schattenmann, beim K3 oder wie jetzt bei »Verdammtes Glück«. Und ich ärgere mich auch nicht mehr, wenn sie schlecht ist. Ich lese sie, nehme sie zur Kenntnis und denke mir, die Karawane zieht
weiter.
Jetzt, wo Sie bereits einige Jahre in dieser Branche sind,
spüren Sie da immer noch diesen brennenden Ehrgeiz wie zu
Karrierebeginn?
Ja, ich bin besessen, und das gebe ich auch
zu.
Haben Sie sich während der
Dreharbeiten schon einmal ver- liebt?
Nein, also wirklich nicht, um Gottes Willen. Da ist auch die
Atmosphäre viel zu
angespannt und viel zu konzentriert.
Wie gehen Sie mit Ihren Fanbriefen und mit den vielen
Verehrern um?
Gut. Ich finde es lächerlich, wenn Kollegen sagen, sie finden
Autogramme überflüssig und sie wollen nicht
beweisen, daß sie ihren Namen schreiben können. Das ist absoluter Blödsinn. Ich glaube, daß sich die Leute, die zwei Mark ausgeben - sie müssen schreiben, sie müssen Rückporto beifügen - wirklich freuen und das auch sehr ernst
nehmen.
Und wenn jemand Ihr Interesse erweckt, kommen Sie dann in Versuchung?
Wie bitte? Wie meinen Sie das? Persönliches
Interesse an meinen Fans? Also das wirklich nun ganz bestimmt nicht. Mir gefällt in der Tat nur mein
eigener »Oller«. Und ich glaube auch, wenn man gefühlsmäßig belegt ist, wenn man einfach schon besetzt ist, dann ist da kein Platz für so etwas, da
signalisiert man auch keine Aufnahme. Ich freue mich immer auf meinen Mann, wenn ich nach
Hau- se komme - ich finde, ich habe den schönsten Mann der Welt, was will ich
mehr?
Was ist der Preis für Starruhm?
Also, wenn Sie ein wirklicher Star sind, so wie
Gottschalk, dann ist der Preis, glaube ich, sehr hoch. Wenn Sie nichts mehr machen können, wenn Sie wirklich nirgendwo mehr
hingehen und in Ruhe essen können, soweit möchte ich es nicht kommen lassen. Ich möchte gerne ein paar gute Drehbücher zur
Auswahl auf meinem Tisch liegen haben, möchte in Ruhe arbeiten. Ich freue mich, wenn die
Leute mich gerne sehen, aber ich bin in dem Sinne kein Star, der auf der Straße ständig angesprochen
wird.
Wie ist das für Sie, wenn Sie eine
Liebesszene spielen?
Sehr professionell und eigentlich
schwieriger, als bei anderen Szenen. Es werden alle Leute herausgeschickt, die am Set nichts verloren haben, und es geht sehr konzentriert
zu.
Was für Tricks wenden Sie an, um Ihren Text zu lernen?
Ich kann einfach gut lernen. Ich hatte immer schon ein sehr gutes
Kurzzeitgedächtnis.
Laurence Olivier sagte, die Schauspielerei sei eine
masochistische Form von Exhibitionismus.
Solche Sprüche gibt es viele. Wenn man mehr
introvertiert ist, ist das ein bißchen schwierig. Aber es ist schon was dran, na
und?
Hat die Schauspielerei einen erotischen Aspekt?
Es ist irgendwie sinnlich. Eine sinnliche Arbeit, wie zum Beispiel, ein wunderbares Essen zu
machen.
Haben Sie sich schon mal mit dem Gedanken getragen, ein Buch zu
schreiben?
Genau die Frage kriegen Sie jetzt nicht
beantwortet.
Haben Sie jemals aus Wut
zugeschlagen?
Ja, als Kind sogar laufend. Ich habe mich als Kind sogar sehr oft geprügelt. Aber das hat sich im Laufe der Jahre grundlegend geändert, es ist noch kein Regisseur von mir verprügelt worden, weder Wedel noch
sonst wer.
Halten Sie sich für
tugendhaft?
Ich glaube ich habe Tugenden - aber tugendhaft bin ich deswegen
nicht.
Wohin sehen Sie bei Männern zuerst?
Also ehrlich gesagt, solange ich mich nicht mit einem Mann gut
unterhalte, sehe ich überhaupt nirgendwo hin, das interessiert mich überhaupt nicht. Ich habe eher das Problem, daß ich mir meine Mitmenschen zu wenig
angucke.
An was denken Sie, wenn Sie an Liebe
denken?
An Toni, meinen Mann.
Glauben Sie, Frauen wollen, daß die Männer in einer
Beziehung den dominanten Part übernehmen?
Ja, das glaube ich sehr wohl. Wenn mein Toni sich jetzt von mir total unterbuttern würde, könnte ich nicht
lachen.
Glauben Sie an Monogamie?
Also mit zwei Männern könnte ich nicht leben, aber eine Freundin, die hätte ich gerne noch um mich
herum.
Glauben Sie, daß Männer eher untreu sind - weil sie angeblich Sex und Liebe besser trennen?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Also meiner ist mir nicht untreu, nein glaube ich nicht. Aber sicherlich gibt es unter den Männern auch Jäger.
Warum wirken böse Männer oft sexy?
Solange man mit Ihnen persönlich nichts zu tun hat, ist es natürlich spannend. Also, die nicht so glatten Rollen, spielen sich natürlich sehr viel
angenehmer. Und so ist es wohl auch, daß Männer oder Persönlichkeiten, die
vielschichtiger sind, auch viel mehr interessieren.
Welcher Mensch hatte den größten Einfluß auf
Sie?
Meine Mutter, sie war eine tolle Opernsängerin und
zugleich auch meine schärfste Kritikerin.
Schmeichelt es Ihrem Ego, wenn man Sie als tolle Frau bezeichnet?
Klar, logisch - sonst wäre ich ja blöd.
Machen Sie sich Sorgen, Sie könnten Ihr gutes Aussehen
verlieren?
Ach wissen Sie, das kommt ja jetzt so langsam auf mich zu. Und obwohl das jetzt bestimmt sehr blöd klingt, ich war halt schon extrem schön - ein richtiges Starmodel. Und jetzt, so langsam, merke ich, daß es auch weniger wird. Aber dafür werde ich jetzt mehr akzeptiert für das, was ich kann. Ich habe früher keine Rollen bekommen, weil alle gesagt haben, die ist zu schön, die macht nur »Dallas« aus dieser
Rolle.
Gibt es Liebe auf den ersten
Blick?
Mag sein, bei uns war es jedenfalls nicht
so.
Wo haben Sie Ihren Mann
kennengelernt?
Beim Skifahren.
Wie geht er mit Ihrem Erfolg um?
Gelassen.
Was macht Ihren Mann
attraktiv?
Seine in sich ruhende Gelassenheit.
Welche Eigenschaften hätten Sie gerne von
ihm?
Eben diese ruhende
Gelassenheit.
Wie oft wird im Hause Reinhart
gestritten?
Sie werden es mir nicht glauben, bisher war das nur dreimal der Fall, wovon es einmal um einen Film
ging.
Glauben Sie an ein Jenseits?
Ich glaube, daß alles was schlecht ist, noch hier auf Erden bestraft
wird.
Gibt es eine Hölle?
Nein.
Befassen Sie sich mit Politik?
Ja, und das finde ich auch sehr wichtig. Man kann doch nicht einfach so drauflos
leben.
In welchem Alter sollen Frauen Kinder kriegen?
Also, wen ich wirklich beneide, ich bin eigentlich nicht so traurig, daß ich kein Kind habe, aber wen ich wirklich beneide, das sind Frauen, die so ganz jung Kinder gekriegt haben und heute in meinem Alter sind und so eine
zwanzig- jährige Freundin neben sich haben. Also das finde ich unglaublich
toll.
Gibt es jemanden, dem Sie mal eins auswischen möchten?
Waldemar Hartmann, ich kann ihn nicht
ausstehen.
Welche Haushaltspflichten erledigen Sie am liebsten, was hassen
Sie?
Ich erledige überhaupt gerne Haushaltspflichten, mein Mann lacht schon darüber.
Was gefällt Ihnen an
Prien?
Ich wohne unvorstellbar gerne hier. Ich liebe den See, morgens
radeln wir einfach dahin und schwimmen dort ein paar Minuten, ach das ist
herrlich.
Könnten Sie sich vorstellen, woanders zu
wohnen?
Doch, in München. Und auf Mallorca, das kann ich mir auch gut
vorstellen.
Zum Schluß beginnen wir noch einige Sätze, Sie führen diese bitte zu Ende. Das Beste im Jahre 1996 waren für
mich...
...die Dreharbeiten zu
»David’s Rache«.
Im Rampenlicht zu
stehen...
...ist was wunderbares, ich genieße
es.
Der schlechteste Rat meiner Mutter
war...
...nie vorhanden. Es gab nur gute Ratschläge.
Meinen Erfolg verdanke
ich...
...mir selber, meinem Durchstehvermögen, meiner Kraft und meiner
Disziplin.
Boris Becker ist ...
...ein wunderbarer Tennisspieler und ein
charismatischer Mensch. Ich schaue mir Tennis einfach viel lieber an, wenn er spielt.
Emanzipation bedeutet für
mich...
...die Möglichkeit, meinem Beruf
nachzugehen.
Träume nehme
ich...
... nicht so ernst.
Mein liebster Studiogast
war...
...Franz Beckenbauer. Nein, halt - Winnie Schäfer.
Frauen werden mit zunehmendem Alter
immer...
...interessanter.
Geld bedeutet mir...
...in der Tat nicht viel.
Am meisten hasse
ich...
...Intoleranz, Geiz und
Humorlosigkeit.
In Prien zu leben bedeutet für
mich...
...Entspannung.
Frau Reinhart, wir danken Ihnen für dieses Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.
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