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DR. HANS-HENNING SPITALNY 

Schönheitschirurg
Edition:
Prien am Chiemsee 2004

 
   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Dr. med. Hans-Henning Spitalny ist Arzt für Chirurgie und Plastische Chirurgie in Prien am Chiemsee. Verleger Ralf Hansen unterhielt sich mit ihm ausführlich über Fakten, Möglichkeiten und Grenzen seiner Arbeit.

Der Wunsch nach Schönheit ist so alt wie die Menschheit selbst. Heute wie zu allen Zeiten streben wir nach dem Traumkörper, wollen schlank und jugendlich  aussehen. Denn Schönheit bedeutet Attraktivität, macht begehrenswert und schafft damit automatisch Vorteile. Umfragen haben ergeben, daß grundsätzlich jeder fünfte Deutsche bereit ist, sein Äußeres mit chirurgischer Hilfe verbessern zu lassen. Verleger Ralf Hansen sprach über das Thema Ästhetisch-Plastische Chirurgie mit dem Priener Mediziner Dr. Hans-Henning Spitalny.

 

Dr. Spitalny, Schönheitsoperationen haben häufig keine lebenserhaltende Funktion. Welche gesellschaftliche Bedeutung hat die Ästhetisch-Plastische Chirurgie? 

In unserer Gesellschaft hat die Ästhetisch-Plastische Chirurgie einen sehr hohen Stellenwert. Vor allen Dingen wenn man sieht, daß die Lebenserwartung immer höher wird, das äußere Erscheinungsbild sich aber auch älter darstellt. Die äußeren Alterserscheinungen fallen heute auch mehr auf als vor Jahren, als die Lebenserwartung nur bei 50 oder 60 Jahren lag und man aussah wie 40 oder 50 Jahre. Heute liegt die Lebenserwartung bei 70 oder 80 Jahren und die Menschen sehen auch so aus, weil sie ihr Leben lang, zumeist unter sehr viel Streß, gearbeitet haben.

Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen?

Mittlerweile ja.

Rechtfertigen operativer Aufwand und die postoperativen Schmerzen das Ergebnis eines Eingriffs?

Wenn der Leidensdruck besonders stark ist, nehmen viele Menschen eine Lo- kalanästhesie, eine Allgemeinnarkose, postoperative Schwellungen und manchmal sogar Komplikationen in Kauf.

Wie groß ist die Akzeptanz für die Ästhetisch-Plastische Chirurgie in Deutschland?

Die Akzeptanz wird immer größer. Einfach dadurch, weil die gesamte Medienlandschaft positiv eingestellt ist. Überall und ständig wird uns immer wieder suggeriert, daß man jung, adrett, hübsch und dynamisch sein soll. Das schlägt sich natürlich auch auf die Wünsche der Menschen nieder, die nicht so positiv von der Natur gesegnet und dem suggerierten Idealbild entspreche. Das gilt übrigens nicht nur für Deutschland, sondern ist zur Zeit weltweit Trend. In Amerika ist die Akzeptanz übrigens noch viel höher als hier bei uns.

Welche Voraussetzungen muß man erfüllen, um ein guter Schönheitschirurg zu sein?

Voraussetzung für eine gute Arbeit in der ästhetisch-plastischen Chirurgie ist zu- nächst eine Grundausbildung in der Allgemeinchirurgie. Ergänzend dazu kommt eine Weiterbildung zum Facharzt für plastische Chirurgie sowie natürlich eine möglichst große Erfahrung. Leider gibt es aber immer wieder sogenannte »Kollegen«, die bereits nach einem einzigen Wochenendseminar glauben, beispiels- weise die Kunst des Fettabsaugens gelernt zu haben und wenige Tage später schon an den Patienten herumdoktoren. Es ist nicht nur so, daß diese »Spezialisten« ein ganzes Fachgebiet in Verruf bringen, sondern daß uns dann die Arbeit der Nachkorrektur bleibt. Wer sich also zu einem solchen Eingriff entschließt, sollte bei der Wahl des behandelnden Arztes schon sehr vorsichtig sein. Was das Absaugen von Fett betrifft, haben wir hier mittlerweile eine 25jährige Erfahrung, wobei auch alle Weiterbildungsseminare für ständig neuen Erfahrungsaustausch sorgen. Das sind also schon ganz andere Voraussetzungen.

Woher soll aber ein Patient wissen, daß er an einen solchen Arzt geraten ist? Niemand wird von sich behaupten, ein schlechter Schönheitschirurg zu sein.

Zunächst einmal kann man sich Auskunft bei der jeweiligen Ärztekammer einholen. Diese wird dann eine Liste von geeigneten Fachärzten zur Verfügung stellen und man kann sich danach selbst ein Bild machen. Außerdem kann man auch ent- sprechende Gesellschaften anrufen, die Auskunft erteilen. Wir sind zum Beispiel in der Vereinigung der Deutschen plastischen Chirurgen und in der Vereinigung der deutschen ästhetisch-plastischen Chirurgen organisiert. Dort sind Fachärzte Mit- glied, die die volle Weiterbildung absolviert haben und auch über entsprechende Erfahrung verfügen. Die Mitglieder dieser Vereinigungen sind nochmal zusammengefaßt in einer internationalen Gesellschaft für ästhetisch-plastische Chirurgie. 

Schönheits-OP im Ausland. Was gilt es hier zu beachten? Viele Leute fahren ja ins Ausland, weil es dort einfach günstiger ist.

Es kommt sehr häufig nicht auf den günstigen Preis an, sondern vielmehr darauf, daß ein Arzt auch die entsprechende Qualifikation hat. Im Ausland sind die Qualität und die fachliche Ausbildung oftmals nicht sichergestellt. Außerdem ist dort auch eine Haftpflichtversicherung dieser Ärzte nicht gewährleistet. Treten dort dann Komplikationen auf, müssen die nachfolgenden Operationen in der Regel aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Treten in Deutschland Komplikationen auf, für die eventuell auch der operierende Arzt aufgrund seiner mangelnden Ausbildung haften muß, besteht zumindest eine Berufshaftpflicht, die die Kosten trägt. Im Ausland ist das nicht gewährleistet. Hinzu kommt, daß auch die Qualität der im Ausland ver- wendeten Produkte nicht immer gewährleistet ist. Sie sind zwar billig, meistens handelt es sich dabei aber um einfache Industrieprodukte, die keinerlei EU-Norm aufweisen. Außerdem ist es so, daß sich bei Bedarf von Nachbehandlungen die Reisekosten erhöhen. Unter dem Strich rechnet sich es jedenfalls nicht.

Ihr Behandlungs- und Operationsspektrum?

Schwerpunktmäßig werden in unserer Klinik folgende ästhetisch-plastische Operationen durchgeführt: Beseitigung von Tränensäcken, Straffung der Ober- und Unterlider, Ästhetische Korrekturen von Nase, Ohren und Kinn, Straffung der gesamten Gesichts- und Halshaut, Verkleinerung und Straffung zu großer und hängender Brüste, Vergrößerung zu kleiner unterentwickelter Brüste mit modernsten Implantaten, Entfernung von Fett und überschüssiger Haut am Bauch, an Gesäß oder Oberschenkel, Korrektur unschöner oder entstellender Narben und die Entfernung von Tätowierungen. Aber auch alle sichtbaren Entstellungen, sei es angeboren, durch Unfall, durch Operationen oder Bestrahlungen bedingt, werden hier korrigiert, wobei die Brustrekonstruktion nach Entfernung eine besondere Stellung einnimmt.

Welche ästhetisch-plastischen Eingriffe im Gesicht sind typisch und welche führen Sie am häufigsten aus?

An erster Stelle steht die Ober- und Unterlidplastik, gefolgt von der Nasenkor- rektur, Facelifting, Lippenkorrektur, Faltenbehandlung, Doppelkinn-, Ohren- und Kinnkorrektur.

Die Haut der Augenlider ist bekanntlich die dünnste Haut des menschlichen Körpers und wird daher auch als erste faltig. Erschlaffte Lider und Tränensäcke vermitteln oft den Eindruck des Verlustes der Leistungsfähigkeit, Energie und Lebensfreude.

In der Tat kann hier den Betroffenen bei relativ geringem Aufwand sehr wir- kungsvoll mit einer Ober- oder Unterlidplastik geholfen werden. Die Operation wird meist in Lokalanästhesie oder Dämmerschlaf durchgeführt. Die überschüssige Haut am Oberlid wird halbmondförmig in der Umschlagfalte entfernt. An den Unterlidern liegt der Schnitt direkt unter dem Wimpernrand. Mit dem elektrischen Skalpell wird das überschüssige Fettgewebe in dem Unter- und Oberlid abgetragen. Die Wundränder werden mit einer Intracutannaht, also in der Haut, versorgt, so daß die Narben nicht mehr zu sehen sind.

Die Attraktivität eines Gesichts hängt größtenteils von der Nase ab. Welche unterschiedlichen Deformationen gibt es und wie kann operativ geholfen werden?

Häufig stehen Betroffene mit einer Höckernase, einer Sattelnase, Knollennase, einer zu langen oder zu kurzen Nase, einer seitlich verschobenen oder voroperier- ten Nase unter einem großen Leidensdruck. Diesen Menschen kann mit gutem Ergebnis geholfen werden. Eine Rhinoplastik wird meistens in Vollnarkose durch- geführt, seltener im Dämmerschlaf oder mittels Lokalanästhesie. Die Schnitte werden gewöhnlich in die Nasenlöcher hinein gelegt, so daß sie nicht sichtbar sind. Bei der Höckernase wird der Knochen-Knorpelüberschuß mit einem Spezialin- strument abgetragen, bei einer Sattelnase wird der zu tief liegende Nasenrücken mit körpereigenem Material wie Ohrknorpel oder Rippenknorpel angehoben, bei zu langen beziehungsweise zu kurzen oder seitlich verschobenen Nasen wird die Nasenscheidewand je nachdem verkürzt, verlängert oder begradigt.

Mit zunehmendem Alter läßt die Spannkraft der Gesichtshaut nach, erschlafft und wird faltig. Es entsteht der Eindruck eines abgespannten müden Gesichtsausdrucks. Die Konturen verschwinden.

Es gibt drei Gründe, warum ein Gesicht sein jugendliches Aussehen verliert. Er- stens erschlafft durch das Altern die Haut und wird locker, dadurch sackt zweitens das Fettpolster von den Jochbeinen nach unten und läßt eine tiefe Nasolabialfalte entstehen. Drittens erschlafft die Gesichtsmuskulatur rechts und links am Unterkiefer und hängt der Schwerkraft entsprechend nach unten durch. Mit einem Facelift ist es möglich, sowohl die erschlaffte Haut zu straffen, als auch die Fettpolster wieder zu repositionieren, um dadurch der Nasolabialfalte ihre tiefe Prägung zu nehmen. Auch die Muskulatur wird gegebenfalls mitgestrafft. Mit einem Facelift kann jemand übrigens zehn Jahre jünger aussehen.

Nicht jeder möchte sich aber gleich einem Facelift unterziehen.

Es gibt auch Faltenbehandlung ohne operative Eingriffe. Falls der Patient viele kleine Falten im Gesicht entfernt haben möchte, geschieht dies durch das Glätten der Hautoberfläche von außen oder durch Injektionen von diversen Füllsubstanzen. Zum Beispiel durch verschiedene Peelingmethoden, mittels Laserbehandlungen, aber auch durch das Hautabschleifen.

In einer Studie haben Sie die Sternzeichen auf ihre Schönheit untersucht. Zu welchem Ergebnis sind Sie dabei gekommen?

Dabei ist ein eindeutiges Ergebnis herausgekommen: bei der Studie von rund 300 Patienten wurde festgestellt, daß die Stiere und die Fische sich zu etwa 25 Prozent operieren lassen. Danach kommt eine ganze Weile nichts, eine sechs- bis siebenprozentige Bereitschaft besteht bei den restlichen Sternzeichen und am Schluß befinden sich dann die Jungfrauen mit zwei Prozent. Also auch hier kann man schon sagen, daß es unterschiedliche Referenzen für die ästhetische Chirurgie gibt.

Wir haben einen gemeinsamen Bekannten, den brasilianischen Schönheitspapst Prof. Ivo Pitanguy. Was verbinden Sie mit seinem Namen und woher kennen Sie ihn?

Ich kenne ihn bereits sehr lange, da ich ihm immer wieder auf Kongressen be- gegnet bin. Mein ehemaliger Lehrer hat sogar mit ihm zusammen seine Ausbildung absolviert. Im Jahre 2000 war er Gast unseres international besetzten Kurses, den wir in Seeon durchgeführt haben. Vor kurzem habe ich ihn wieder in Sidney gesehen und in Spanien haben wir auch zusammen operiert. Dort habe ich eine seiner Operation übernommen, die er wahrscheinlich auch aus Altersgründen nicht durchführen wollte. Er hat sie dann aber netterweise kommentiert. Wir sehen uns ein- bis zweimal pro Jahr.

Was halten Sie von Botoxspritzen?

Botox ist eine sehr tolle Sache, wenn es dort injiziert wird, wo Falten durch die verstärkte Mimik der darunterliegenden Muskulatur entstehen. Zum Beispiel bei einer senkrechten oder waagerechten Stirnfalte eignet sich diese Methode be- sonders gut, weil sie den Muskel in seiner Funktion lähmt und die darüber lie- genden Falten verringert. Botox eignet sich auch sehr gut zum Unterspritzen von Schweißdrüsen, wenn man unter erhöhter Schweißabsonderung leidet.

Nichts desto trotz handelt es sich bei Botox um ein Gift.

Richtig. Botox ist ein Nervengift und entsprechend dieser Tatsache sollte man deshalb eine solche Behandlung nur von einer erfahrener Hand durchführen lassen, weil es auch zu vorübergehenden Lähmungen kommen kann.

Muß sich der Patient im Klaren darüber sein, daß er bei jeder kosmetischen Operation auch ein gewisses Restrisiko in Kauf nimmt?

Jede Operation beinhaltet ein Risiko. Ob es sich nun um eine ästhetische, indizierte oder eine medizinische, indizierte Operation handelt, bei jeder kann es alleine schon zu einem Anästhesiezwischenfall kommen. Allerdings sehr selten, vielleicht im Verhältnis eins zu 100.000, aber es kann vorkommen. Bei jeder Operation kann sich auch eine Entzündung bilden, eine schlechte Narbenbildung oder auch eine vermehrte Blutung. Das sind allgemeine Risiken, die man vorher bedenken sollte und eventuell auf sich nehmen muß.

Übernimmt die gesetzliche Krankenkasse unter Umständen auch die Kosten einer solchen Operation, wenn ein Patient infolge psychosomatischer Störungen leidet, zum Beispiel aufgrund der Übergröße des Busens, oder sind da Grenzen gesetzt?

Da sind wirklich Grenzen gesetzt. Die Krankenkasse zahlt für Krankheit und nicht für psychische Veränderungen des Patienten. Es kommen aber sehr oft auch Patienten mit einem sogenannten Dysmorphobie-Syndrom zu uns. Diese Patienten bilden sich ein, irgendeine Entstellung oder Anomalität des Körpers zu haben. Tatsächlich haben sie diese aber nicht und nur aus psychischen Gründen möchten sie diese dann korrigiert haben. Wenn man solche Patienten nicht rechtzeitig erkennt und trotzdem behandelt, melden sie sich in der Regel immer wieder. Hat man erst einmal die Nase korrigiert, folgt im nächsten Jahr der Wunsch einer Korrektur des nächsten Körperteils.

Würden Sie sich selbst unters Messer legen?

Ja, natürlich. Wenn ich so eine Arbeit ausführe dann stehe ich auch dazu und würde es selbst auch angehen.

Haben Sie schon?

Ja. 

Vorsicht ist sicherlich auch geboten, wenn sehr junge Menschen kommen.

Natürlich. Wenn beispielsweise Mädchen im Alter von 16 oder 17 Jahren kommen und glauben, daß ihre Brust noch zu klein ist, müssen wir abraten und erklären, zunächst einmal abzuwarten, bis sie ausgewachsen sind. Das gleiche gilt für den Fall, daß Eltern schon zum 16. Geburtstag ihrem Kind eine Fettabsaugung schenken möchten. Auch da muß man sehr vorsichtig sein.

Oder wenn sie aussehen wollen wie ihr derzeitiges Idol.

Genau das meine ich. Wenn sie dem Aussehen ihrer Idole entsprechen möchten oder mit irgendwelchen Fotos ankommen, die in der Regel unrealistisch sind um sie zu verwirklichen, dann sollte man besonders vorsichtig sein, insbesondere bei jungen Menschen. 

Wer steht Ihnen bei den Operationen zur Seite?

Ich habe eine Assistentin, die mit ihrer Weiterbildung fast fertig ist, außerdem beschäftigen wir zwei Hilfskräfte für unsere ambulanten Operationsräume und für ambulante Operationen steht uns ein Anästhesieteam zur Verfügung. In der Nachbarschaft befindet sich praktischerweise ein Hotel, in dem die Patienten wohnen können, wenn eine ambulante Operation geplant ist, größere Eingriffe werden aber in der Priener Frauenklinik durchgeführt.

Wo Sie über Belegbetten verfügen?

Genau. Wir haben dort eine Belegabteilung für ästhetisch-plastische Chirurgie und dort werden eben die größeren Eingriffe durchgeführt.

Dr. Spitalny, ich danke Ihnen für das Gespräch.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG