»Problemlösung
ist unser Konzept«. »Unternehmerin Michaela Dickow erklärt in der STADTBROSCHÜRE
ihre Firmenphilosophie, spricht über sich und definiert Ziele.
Waldkraiburg ist nicht nur Heimatstadt für rund 25.000 Bürger, sondern auch Standort einiger Unternehmen, die sich erfolgreich auf dem Weltmarkt behaupten. Eines dieser Unternehmen ist die Dickow Pumpen KG. 1910 in Gablonz als
Unternehmen zur Herstellung von Wasserleitungen und Heizungsanlagen von Karl Dickow gegründet, zog der Betrieb im Jahre 1946 nach Waldkraiburg und begann mit dem Wiederaufbau der in den Jahren zuvor begonnenen Pumpenproduktion. Die Dickow KG gehört heute zu den erfolgreichsten Unternehmen seiner Art und beliefert von Waldkraiburg aus Kunden in aller Welt. Die STADTBROSCHÜRE traf sich mit Komplementärin Michaela Dickow zum Gespräch und erfuhr dabei Interessantes über das Aufgabengebiet und über die wirtschaftliche Lage des
in- novativen Unternehmens, aber auch über den Standort Waldkraiburg sowie zu Fragen der eigenen
Person.
Frau Dickow, kann man als Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens angesichts der angespannten Marktlage überhaupt noch ruhig
schlafen?
Wer sich in den Tagesablauf eines selbständigen Unternehmers hineinversetzen kann weiß auch,
dass man ständig den Höhen und Tiefen der Marktwirtschaft ausgesetzt ist. Ich für meinen Teil kann derzeit aber noch relativ gut schlafen, weil unser Unternehmen wieder einen großen Aufschwung erlebt. Wir verzeichnen in den letzten Monaten einen sehr guten Auftragseingang und haben im Vergleich zum letzten Jahr den Umsatz um rund 23 Prozent erhöhen können. Im übrigen lautet unsere Firmenphilosophie nicht zu unrecht »Problemlösung ist unser Konzept«.
Ist für Sie der Blick in den Wirtschaftsteil ihrer Tageszeitung wichtig?
Natürlich ist der tägliche Blick in den Wirtschaftsteil der verschiedensten Gazetten von sehr großer Wichtigkeit, schon weil man sich als Geschäftsführerin eines
welt- weit tätigen Unternehmens selbstverständlich ständig einen Überblick darüber
ver- schaffen muss, was sich in der Welt abspielt. Unangenehmen wirtschaftlichen
Überraschungen kann man somit schon weitgehend aus dem Wege
gehen.
Fangen wir mit der Zukunft an: Wie lange wird der wirtschaftliche
Aufschwung in unserem Lande noch auf sich warten
lassen?
Wenn Schröder sich verabschiedet, dann erwarte ich auch einen großen
Aufschwung.
Da sind wir einer Meinung, denn so wie bisher kann es sicherlich nicht weitergehen. Geben Sie mir eine Kurzbeschreibung der Dickow Pumpen KG, was ist Gegenstand des
Unternehmens?
Die Dickow Pumpen KG ist ein Familienunternehmen,
dass 1910 von Karl Dickow gegründet wurde und sich auf die Herstellung von Pumpen für chemische und
petrochemische Anlagen spezialisiert
hat.
Gehen wir mal ins Detail: Wer gehört zu Ihrer Kundenklientel, wo überall kommen Ihre Produkte zum Einsatz?
Zu unseren Kunden gehören Chemiefirmen wie zum Beispiel Wacker Chemie, DOW, BASF und Bayer. Wir stellen Pumpen für Tankanlagen sowohl für die Flugbetankung als auch für Raffinerien her. Unser Unternehmen ist weltweit tätig, wir beliefern den amerikanischen Markt, den australischen, den asiatischen und hier jetzt auch speziell den chinesischen Markt. Der gesamte Geschäfts- und
Produktionsablauf erfolgt gemäß den
Vorschriften des Qualitätssicherungssystems nach DIN/ISO 9001:2000. So lautet jedenfalls die exakte Beschreibung, die am 3. Mai 1994 zertifiziert wurde und seitdem auch internationale Gültigkeit
besitzt.
Hat sich die Kundenstruktur im Laufe der Jahre verändert?
Sicherlich kommen immer wieder mal neue Kunden hinzu, da wir ja auch stets auf den für uns relevanten Messen präsent sind und unsere Produkte dort anbieten. Die Struktur der Kundenklientel hat sich aber über all die Jahre hinweg nicht
ver- ändert, unsere Kunden sind in der Regel seit vielen Jahren Stammkunden, die unserem Know-how
vertrauen.
Belastet Sie die derzeitig schlechte Zahlungsmoral?
Wir sichern uns gut genug ab, somit belastet uns das nicht.
Beinhalten Ihre Gesamtlösungen auch Dienstleistungen?
Zu unserem Aufgabengebiet gehört selbstverständlich auch der Service. Wir
unterhalten eine eigene Reparatur- und auch eine Kundenserviceabteilung, die immer dann aktiv wird, wenn irgendwo technische Probleme auftreten oder
Wartungs- arbeiten
anstehen.
Der heutige Wettbewerb findet auf globaler Ebene statt. Wie stellt sich Ihr Unternehmen darauf
ein?
Unser Unternehmen war es schon immer gewohnt sich auf globaler Ebene zu
be- tätigen, da wir ja auch immer schon weltweit tätig sind. Wettbewerbsmäßig
konnten wir auf den Messen, die wir besucht haben, feststellen, daß es derzeit auch bei anderen Herstellern keine großen technischen Veränderungen oder Neuerungen gibt. Im Moment befinden sich alle Pumpenhersteller auf dem gleichen
Level.
Wer steht Ihnen bei der Führung des Unternehmens zur Seite?
Mir steht ein ganz hervorragendes Team von Mitarbeitern zur Verfügung, das mich jederzeit in allen Fragen des Unternehmens unterstützt, und - was auch ganz
wichtig ist - vor allem kritisch und objektiv zu urteilen vermag.
Überfordert die
schnelllebige Zeit und die daraus resultierenden
Umstrukturierungen nicht einige langjährige
Mitarbeiter?
Wer sich ein wenig mit unserer Firmenphilosophie auseinandersetzt, deren
Grundsätze sich im übrigen auch aus meiner privaten, menschlichen Sicht heraus deckungsgleich zeigen, weiß,
dass wir nicht auf das Alter eines Mitarbeiters schauen, sondern nur auf dessen fachliche Qualifikation. Ich bin jedenfalls der Meinung,
dass ein Unternehmen wie das unsere, ohne das große fachliche Wissen seiner langjährigen Mitarbeiter gar nicht funktionieren würde.
Ihr ganz persönlicher Werdegang?
Im Alter von 16 Jahren beendete ich die Wirtschaftsschule mit der Mittleren Reife, ging dann für ein Jahr in die USA und begann anschließend eine dreijährige Lehre zur Industriekauffrau hier im elterlichen Betrieb. Es folgte ein einjähriger Aufenthalt in Zentralamerika, daran anschließend wieder ein Einsatz in allen Abteilungen
unseres Unternehmens. Nachdem ich mich dann noch einmal zwei Jahre lang mit dem Export beschäftigt habe, besuchte ich wieder eine Schule und ließ mich zur staatlich geprüften Betriebswirtin ausbilden.
Wer Ihren Werdegang verfolgt dem wird klar,
dass Sie dann wieder reisen mussten.
So ist es, ich habe halt einen relativ großen Freiheitsdrang und sehe mich auch gerne in der Welt um, wann immer es mir möglich ist. Es ging dann jedenfalls
wie- der für ein Jahr nach Asien und nach meiner Rückkehr übernahm ich dann eine Tätigkeit in der Buchhaltung des Unternehmens. Asien sollte dann auch meine
bisher letzte große Reise gewesen sein, denn nach dem Tode meines Vaters im Jahre 2001 wurde ich in die Geschäftsleitung
berufen.
Haben es in Deutschland Frauen als Unternehmer immer noch schwerer?
Diese Frage kann ich eigentlich nur betreffend meiner eigenen Situation
beantworten. Sicherlich war es am Anfang für einige Mitarbeiter ungewohnt, nachdem sie jahrelang einen Mann als Firmenchef hatten, daß plötzlich eine Frau an der Spitze des Unternehmens steht. Aber das hat sich relativ schnell eingespielt und ich denke, heute hat niemand mehr damit ein
Problem.
Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt?
Mein Vater war geprägt von sozialem Denken und sehr viel davon ist auch auf mich übergegangen. Außerdem habe ich von ihm die Kunst der Ruhebewahrung gelernt, wenn es mal größere Probleme gibt, die nicht sofort lösbar sind. Ich stelle mir auch immer wieder mal die Frage, wie mein Vater in gewissen Situationen gedacht und gehandelt hätte und komme aber stets auf das Ergebnis, das sich unsere beiden Meinungen im Kern immer gleichen. Mein Vater war auch ein Mann, der Innovationen und Veränderungen stets offen gegenüberstand. Wie er habe ich darüber hinaus auch die Kunst zu leben gelernt, stehe also auch den schönen Dingen des Lebens positiv gegenüber.
Belastet die Vererbung eines Unternehmens von Generation zu
Generation nicht die freie Berufswahl? Hätten Sie auch Alternativen gehabt?
Ehrlich gesagt wollte mein Vater nie, dass
ich das Unternehmen übernehme. Wie ich ja zuvor in meiner Kurzbiographie bereits erklärt habe, war ich aber schon in relativ jungen Jahren auf nahezu allen Positionen des Unternehmens im Einsatz und mir wurde sehr früh schon klar,
dass ich hier auch meine berufliche Zukunft finden würde. Mein Interesse an diesem Unternehmen war schon immer sehr groß und ich wollte eigentlich nie etwas anderes machen. Allerdings habe ich mir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was ich getan hätte, wenn es dieses Unternehmen nicht geben würde. Und Sie werden lachen, aber mein ganz heimlicher Traum war immer die Eröffnung eines Delikatessen-Ladens. Vielleicht resultiert das daher,
dass ich gerne reise, dass ich gerne gut esse und dass ich auf all meinen Reisen viele schmackhafte Zutaten und Speisen
kennen gelernt habe, die ich gerne mit zurück nach Deutschland genommen hätte. Aber wie gesagt, ein heimlicher
Traum.
Welchen Stellenwert hat für Sie Umweltschutz?
Für mich persönlich einen sehr hohen, und was unser Unternehmen betrifft, so unterliegen wir natürlich sehr präzisen Auflagen, die ohne Frage auch ganz exakt eingehalten werden.
Was erwarten Sie von ihren Mitarbeitern außer Leistung?
In erster Linie Solidarität mit dem Unternehmen. Solidarisches Denken, gepaart mit einem
Schuss sozialem
Handeln.
Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie Leute »feuern« müssen, die Ihrem Anspruch nicht gerecht
werden?
Die Frage hätten Sie sich sparen können, weil dies so gut wie nie
vorkommt.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen?
Exakt 176 Mitarbeiter.
Gibt es noch neu zu besetzende Arbeitsplätze?
Zur jetzigen Zeit sind wir in allen Abteilungen gut und ausreichend besetzt. Sollte sich weltweit der Markt weiter positiv entwickeln, wird sich vielleicht auch mal wieder die Frage stellen, weitere Mitarbeiter
einzustellen.
Was zeichnet Sie als Führungsperson besonders aus?
Das müssten eigentlich andere beantworten. Ich denke aber schon,
dass ich die von meinem Vater geprägte soziale Einstellung in unserem Unternehmen gut
weiter- führe, und dass sich meine fachlichen Kenntnisse in den nächsten Jahren sicherlich komplettieren lassen. Dazulernen
muss man ja immer. In diesem Zusammenhang möchte ich auch mal klar zu verstehen geben,
dass es nicht nur immer Mitarbeiter sind, die Fehler machen, auch Firmenchefs machen Fehler. Wir
alle sind Menschen und sollten neben unseren zahlreichen Pflichten auch das Recht haben, einmal etwas Falsches getan zu haben. Für meine Person nehme ich mir jedenfalls in Anspruch, aus Fehlern auch mal lernen zu können. Und wer selbst einmal einen elterlichen Betrieb übernehmen soll, dem kann ich aus eigener Erfahrung nur raten, sich gut darauf vorzubereiten und sein Leben zu leben, solange man kann. Mit einer Betriebsübergabe heißt es dann in der Regel auch immer, etwas Abstand von seinen eigenen privaten Interessen zu
halten.
Wie hat man sich Ihren Tagesablauf vorzustellen?
Mein Tagesablauf ist natürlich geprägt von der Anwesenheit im Unternehmen. Sicherlich wird es von den jeweiligen Abteilungsleitern hervorragend geführt, aber es gilt doch auch sehr häufig Entscheidungen zu treffen, die meine persönliche Anwesenheit erfordern. In meiner Freizeit betätige ich mich gerne sportlich, ich gehe gerne wandern, bergsteigen,
Ski fahren und Rad fahren.
In den letzten Jahren gab es einen rapiden Zuwachs an
Geschäftsüber- nahmen. Stand dies hier jemals zur Debatte?
Wir erhalten hier fast jede Woche den Brief eines Unternehmens, das unseren Betrieb gerne übernehmen möchte. Aber das steht in unserem Fall wirklich nicht zur
Debatte.
Wie beurteilen Sie den Standort Deutschland und gibt es für Ihr
Unter- nehmen auch Alternativen?
Der Standort Deutschland würde sich noch sehr viel besser darstellen, wenn sich die Politiker endlich darauf einigen würden, auch mittelständischen Betrieben eine Zukunft zu gewähren. Standort-Alternativen hat es für die Dickow KG zu keiner Zeit gegeben, weil wir ein bodenständiges Unternehmen sind,
dass seine Wurzeln in Waldkraiburg fest verankert hat. Uns ist es jedenfalls nie in den Sinn gekommen, aus steuerlichen Gründen in irgendein anderes Land überzusiedeln.
Und wie sehen Sie den Standort Waldkraiburg.
Waldkraiburg ist schon ein idealer Standort für Unternehmen wie das unsere. Das zeigt sich auch daran,
dass sich hier im Laufe der letzten Jahre immer wieder neue kleine und größere Unternehmen angesiedelt haben. Was letztendlich dringend verändert werden
müsste, ist endlich ein Anschluss an das Autobahnnetz. Die völlig überlastete B12 stellt für viele Unternehmer unserer Region ein großes Problem dar. Verkehrstechnisch sind wir hier einfach fast am Ende der Welt, zumindest was die Interessen der Unternehmen betrifft, anders kann man es gar nicht
beschreiben.
Würden Sie zugeben, mit Übernahme der Geschäftsführung des Unternehmens auch das Lebenswerk Ihrer Vorfahren zu
komplettieren?
Sicherlich geschah das auch aus diesem Grund. Es gibt ja nur zwei Nachfolger-
innen, meine Schwester und ich. Und nachdem es eigentlich schon immer mein Wunsch war in das Unternehmen einzusteigen, meine Schwester sich aber lieber der Kunst widmen wollte, stand schon immer fest,
dass ich später das Unternehmen leiten
sollte.
Gibt es auch gesellschaftliches Engagement in Ihrem Unternehmen?
Dickow Pumpen ist doch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Stadt
Waldkraiburg, nicht zuletzt beschäftigen wir hier über 170 Mitarbeiter. Dies bringt
selbst- verständlich auch die Verpflichtung mit sich, gesellschaftliches Engagement zu zeigen. Wir unterstützen einige Aktivitäten, von denen wir allerdings auch überzeugt sein wollen,
dass sie etwas Positives
bewirken.
Ein Blick in die persönliche Zukunft: Wie lange planen Sie, Ihr
Unter- nehmen selbst zu führen und gibt es wieder einen Nachfolger aus der eigenen
Familie?
Ich bin jetzt 34 Jahre alt und denke mir, die Frage des Weiterführens stellt sich für mich in den nächsten 20 Jahren sicherlich nicht. Ob es irgendwann mal einen Nachfolger aus der eigenen Familie geben wird, werde ich Ihnen auch nicht verraten, lassen Sie sich überraschen.
Wie war Michaela Dickow als Kind und welche Ansprüche stellte man damals an Sie?
Oh, ich glaube sagen zu dürfen, dass ich schon ein sehr braves Kind war, als Jugendliche naturgemäß dann schon eher etwas eigenwillig, aber diese pubertäre Phase macht ja jeder Mensch irgendwann mal mit. Trotzdem glaube ich, hielt sich bei mir alles in überschaubaren Grenzen. Da ich sehr loyale und gerechte Eltern hatte, durfte ich auch eine sehr schöne Kindheit und eine schöne Jugend genießen. Große Ansprüche stellte man mir nicht, ein jeweils guter schulischer
Abschluss, der mir auf dem Weg in die Zukunft weiterhelfen würde, war die einzige Voraussetzung, die ich dann auch erfüllen konnte.
Wo liegen die Schwächen der Michaela
Dickow?
Ich habe sicherlich nicht mehr Schwächen als andere.
Was assoziieren Sie mit Waldkraiburg?
Für mich Heimat und Standort unseres Unternehmens.
Abschließend nenne ich Ihnen noch zehn Begriffe, sie sagen bitte, was Ihnen dazu einfällt: Geld?
Hat mich noch nie unglücklich gemacht.
Männer?
Schön, das es sie gibt.
Intelligenz?
Schön für den, der sie hat.
Das Alter?
Würde ich am liebsten abschaffen.
Familie?
Nein, wenn es um eine eigene Familie geht, da ich sehr freiheitsliebend
bin.
Globalisierung?
Aus wirtschaftlicher Sicht wünschenswert, die Kultur betreffend eher ein klares Nein. Ich bin ein Fan der verschiedenen Kulturen und mag die Italiener, wenn ich in Italien bin, mag die Spanier, wenn ich in Spanien bin. Jedes Land hat seine eigene Kultur und sollte sie auch behalten. Wenn sich innerhalb Europas ein Volk mit dem anderen permanent vermischt, werden wir in einigen Jahrzehnten die gleiche Mischkultur haben, wie die Amerikaner. Und das finde ich eigentlich
schade.
Kinder?
Sind für mich derzeit kein Thema.
Tod?
Leider unvermeidlich.
Freizeit?
Ich genieße jede freie Minute in meinem Leben.
Dickow?
Tradition.
Frau Dickow, besten Dank für das Gespräch.
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