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HANS-JÖRG ECKARDT

Vorstand der Volksbank Trostberg
Edition: Trostberg 1997

   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Die Bank, der er seit 37 Jahren angehört, davon bereits 25 Jahre als Vorstand, bietet mehr als Geld und Zinsen. Doch was den mittlerweile 56jährigen darüber hinaus interessiert., erfahren Sie hier in diesem Interview. Die STADTBROSCHÜRE unterhielt sich mit dem Mann, der es gewohnt ist, ständig mit dem Geld anderer Menschen umzugehen, sprach mit Hans-Jörg Eckardt.

 

Mit rund 70 Arbeits- und Ausbildungsplätzen ist die Volksbank Trostberg eines der bedeutendsten Geldinstitute dieser Region. Gibt es etwas, das Sie ändern würden, damit dies so bleibt?

Nein, es gibt keinen Grund etwas zu ändern. Wir wollen selbstverständlich größer werden, aber wir wollen unsere Präsenz, beispielsweise, sicherlich nicht verringern. Obwohl dies zur Zeit aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse relativ schwierig ist. Filialschließungen werden ja zur Zeit überall vorgenommen - und dieser Kelch wird irgendwann auch an uns nicht vorbeigehen. 

Können Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag erinnern.

Ja, das war am 1. September 1960, also vor 37 Jahren. 

Sie gehören seit 25 Jahren dem Vorstand an, leiten seit dieser Zeit auch die Abteilungen Organisation und Zahlungsverkehr. Wie lautet Ihre Erfolgsphilosophie?

Das, was man sich wünscht, dass es die Mitarbeiter tun, vorzumachen.

Welche Voraussetzungen muss ein Bankvorstand erfüllen?

Er muss natürlich fachliches Können vorweisen können, er sollte Menschenkenntnis besitzen und in der Lage sein, Menschen führen zu können, sich auf dem wirtschaftlichen Sektor entsprechend auskennen und natürlich auch Visionen haben, die die Bank betreffen - zum Beispiel im Bereich der Weiterentwicklung. 

Können Sie uns Ihren persönlichen Werdegang schildern?

Ich bin, wenn man so will, ein Eigengewächs. 1960 begann ich meine Lehre als Bankkaufmann in der Zweigstelle Wasserburg, habe meine Bankkaufmannsgehilfenprüfung abgelegt, war dann Angestellter und habe dann über den Weg Leiter der Buchhaltung, Innenrevision 1973 vom Bundesaufsichtsamt die Genehmigung dazu bekommen, ein Bankgeschäft leiten zu dürfen.

Wodurch unterscheidet sich Ihre Bank von den anderen?

Ich glaube, unsere Bank unterscheidet sich vor allem durch Freundlichkeit der Mitarbeiter und Kompetenz.

Erinnern Sie sich noch an den Fall, der Ihrer Bank das meiste Geld gekostet hat, wo sie wirklich richtig draufgezahlt haben.

An den Fall erinnere ich mich lieber nicht, der liegt schon einige Zeit zurück und er hat sicherlich sehr viel Geld gekostet. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich das Geld heute hätte.

Hat sich das Verhalten der Geldanleger im Laufe der Jahre geändert, sind sie heute risikofreudiger?

Ich würde sagen, der Kunde ist heute viel aufgeklärter als noch vor 20 oder 30 Jahren, Risikofreudigkeit gab’s schon zu allen Zeiten und der Typus des risikofreudigen Anlegers wird auch nicht aussterben.

Wann werden die Volks- und Raiffeisenbanken ihre Eigenständigkeit aufgeben und sich zusammenschließen?

Grundsätzlich muss ich sagen, wir sind hier im Landkreis Partner von drei verschiedenen, selbständigen Raiffeisenbanken, dazu kommen noch Garching und Wasserburg. Und da ist es natürlich schwierig, den richtigen Partner für eine Fusion zu finden, aber dass das irgendwann stattfinden wird, ist denkbar, die Ver- bände haben sich ja bereits vor acht Jahren zusammengetan.

Die Werbung um neue Kunden hat sich in den letzten Jahren sicherlich verändert. Wie lenken Sie die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf die Vorzüge Ihrer Bank?

Wir versuchen anhand der Innovationen auf dem Geldsektor, die sich besonders auch in der letzten Zeit ergeben haben, den Kunden davon zu über- zeugen, dass wir die bessere Bank sind. Ich denke da nur an Konto-Direkt, an EC-Cash und an die Geldkarte, die wir unseren Kunden, vor allem dem Mittel- stand, als erstes Bankinstitut im Landkreis vorgestellt haben.

Nennen Sie uns ein paar Zahlen, die uns Ihre Marktpräsenz verdeutlichen?

Wir sind die zweitgrößte Genossenschaftsbank im Landkreis, haben im Augenblick ein Bilanzvolumen von rund 315 Millionen, rund 260 Millionen Kundeneinlagen und 5.500 Mitglieder, die Eigentümer unserer Bank sind.

Die Parole vieler Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr 1996 hieß Konsolidieren und Umsatz halten. Trifft das auch für Ihre Bank zu? 

Ich glaube, für Banken traf dieses Problem nicht zu. Was uns 1996 sogar sehr stark beschäftigt hat, ist das Problem der Währungsumstellung auf den EURO zum 1. Januar 1999, wobei man durchaus gegenteiliger Meinung sein kann, ob es sinnvoll ist, zum jetzigen Zeitpunkt und unter den jetzigen Gegebenheiten, wie zum Beispiel Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit, Inflationsrate und so weiter - den EURO schon einzuführen.

Angst vor dem Euro?

Wir haben keine Angst, wir fühlen uns den Anforderungen, die der EURO an uns stellt, sicherlich gewachsen. Natürlich wird uns der EURO ganz gravierend berühren, unsere ganzen Bilanzen werden umgestellt, aber ich gehe davon aus, dass in unserem Geschäftsbereich die Angst davor eigentlich nicht sein müsste.

Neuesten Berechnungen nach schafft es nicht einmal die Bundesrepublik, die von ihr selbst geforderten Mindestanforderungen ein- zuhalten. Bedeutet das nicht Spaltung Europas statt mehr Integration?

Spaltung Europas? Wo ist Europa denn im Augenblick zusammen? Es gab noch nie so viele einzelne Länder wie im Augenblick, und wenn Sie an die Autonomiebestrebungen denken, die Basken in Spanien, die Korsen in Frankreich, das Jugoslawische Dilemma, der Streit zwischen Flamen und Wallonen, die Liga Nord in Italien - eine Einigkeit ist für mich im Augenblick absolute Utopie. Und ob in der Beziehung ein gemeinsames Geld eine dauerhafte Klammer sein kann, möchte ich persönlich doch noch in Zweifel ziehen.

Haben Sie selbst Ihr Vermögen schon EURO-sicher umgeschichtet?

Wer kein Vermögen hat, muss auch keines umschichten.

Als Vorstand sind Sie mit 25.000 DM im Monat doch relativ gut bezahlt, oder?

Ihre Zahl stimmt natürlich nicht, aber es ist durchaus klar, dass ich nicht schlecht bezahlt werde.

Was tun Sie mit Ihrem Geld, um Spaß zu haben?

Ich bin ein Sammler alter Aktien und Bierkrugdeckeln.

Wem würden Sie kein Geld anvertrauen, auch wenn der Profit noch so groß wäre?

Mit Sicherheit Kapitalanlagegesellschaften, die ich nicht kenne, beziehungsweise, die man dem grauen Markt zurechnet. Sie haben in der Vergangenheit doch auch Inserate gelesen, in dem überdurchschnittliche Renditen angeboten werden - und alles, was in dieser Richtung angeboten wird, ist letztendlich unseriös. Zu uns kommen immer wieder Kunden, denen 25% versprochen wurden. Ich kann nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn jemand glaubt, dass das gut geht. Aber es ist unglaublich, was für Leute auf solche Anlagebetrüger herein- fallen.

Man sagt, Banken geht es in wirtschaftlich guten Zeiten nicht schlecht, in schlechten Zeiten aber noch besser. Ist da was dran?

Es ist etwas übertrieben - aber einer Bank, die gut geführt ist, wird es auch in schlechten Zeiten gut gehen.

Wer ist für Sie der perfekteste Banker?

Da gibt es zwei: Kohlhausen und Kopper.

Wie würden Sie Reichtum definieren?

Unter materiellem Reichtum stelle ich mir vor, bei einer gewissen Bescheidenheit sich das, was man sich wünscht, leisten zu können.

Was raten Sie dem Kunden, der 5000 oder 10.000 DM anlegen möchte?

Den Kunden würde ich zu einem Sparbuch raten, damit der Betrag für Notfälle bereitsteht.

Und dem, der ein- bis zweistellige Millionenbeträge anlegen will?

Dem würde ich raten, sein Geld in verschiedene Anlagemöglichkeiten aufzusplittern, einen Teil vielleicht in Aktien, einen Teil in Rentenpapiere und in gewissen Maßen, auch Investitionen im Immobilienbereich. Und natürlich Bargeldreserven bei der Bank.

Was sind denn Ihre persönlichen Aktienfavoriten 1997?

Wer behauptet, zu wissen, welche Aktien am Jahresende zu den Gewinnern zählen, der ist für mich ein Scharlatan. Im Augenblick ist für mich der Chemiesektor interessant, zum Beispiel die SKW-Aktie. Von den Bankenwerten würde ich die Commerzbank nennen, die in meinen Augen sicherlich unterbewertet ist.

Wie lange bleiben die Realzinsen noch so niedrig?

Eine sehr schwierige Frage. In diesem Jahr könnten Sie noch ein halbes bis dreivierteltes Jahr unten bleiben, aber der ganz große Unsicherheitsfaktor ist, ob der EURO eingeführt wird und welche Turbulenzen da im Vorfeld entstehen. Wobei ich grundsätzlich dazu sagen muss: Viele glauben, dass sich der EURO dann vom Dollar abkoppeln wird - aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wenn in Amerika die Zinsen steigen, wird sich Europa dem nicht entziehen können.

Wie lange möchten Sie ihre Vorstandstätigkeit noch ausüben?

Ich gehe davon aus, noch einige Jahre.

Sie werden in diesem Jahr 56, haben Sie eine Beziehung zu der Zahl?

Mit 56 fühle ich mich wie mit 45 - und mit 65 werde ich mich auch nicht anders fühlen.

Vor Jahren haben Sie an einem Überlebenstraining teilgenommen. Was wollten Sie damit erreichen?

Ich war zweimal beim ehemaligen Zehnkampfweltrekordler Kurt Bendlin, der diese Survivals leitet. Und ich wollte damit dem doch sehr stressigen Dasein als Leiter einer Bank zumindest für eine Woche entfliehen. Zum anderen hat mir dieses Training auch gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur als Einzelkämpfer aufzutreten, sondern auch das Miteinander mit Gleichgesinnten zu üben. Man lernt auch, sich einzuordnen, nicht unbedingt aber unterzuordnen.

Können Sie uns Schlauheit definieren?

Zusammenhänge in der richtigen Reihenfolge erkennen - und das schneller als andere.

Mal ehrlich, gibt es jemanden, dem Sie mal eins auswischen möchten?

Ich würde lügen, wenn ich das verneinen würde, aber wem ich eins auswischen würde, das werde ich jetzt nicht sagen.

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Lage Trostbergs?

Die ist für das Handwerk und für den Handel nicht gerade günstig. Sie wissen selber, die Stadt hat sehr große Schwierigkeiten - Hauptstraße, Vormarkt, Parkplätze usw. sind seit 20 Jahren ein Dauerthema. Wir haben sehr große Konkurrenz bekommen mit Traunreut und Traunstein und es wird schwierig sein, in Zukunft den Markt Trostberg auszubauen. Die Bevölkerung ist zwar in den letzten Jahren etwas gewachsen, aber bei weitem nicht so, dass der Handel großartig davon profitieren würde.

Wo sind da Fehler gemacht worden?

Mit Sicherheit bei der Stadtplanung, vor allem, was die Umgehungsstraße betrifft, die eigentlich keine ist, weil sie nach wie vor mitten durch die Stadt führt. Und was den »Krone-Markt« und das »Mobile« betrifft, so ist man seinerzeit sicherlich davon ausgegangen, dass Käuferschichten nach Trostberg kommen, die Ihren Bedarf dann teilweise auch in den alten Geschäften decken. Inwieweit dies jetzt eingetroffen ist, vermag ich nicht 100%ig zu beurteilen.

Anscheinend nicht so gut, weil fast überall darüber gestöhnt wird.

Das ist aber auch nichts neues, Unternehmer stöhnen immer etwas. Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass die Kaufkraft der Bevölkerung in den letzten zwei, drei Jahren nicht nur nicht gewachsen sondern eher geschrumpft ist. Durch Steuern, steigende Abgaben und so weiter. Somit ist natürlich zwangsweise für den Einzelhandel nicht mehr so viel übrig geblieben, wie in früheren Jahren. Die Menschen haben nur einen begrenzten Teil Geldes zum ausgeben und zum leben. Ich höre es ja immer wieder, dass die Leute sagen, mein altes Auto fahre ich noch zwei Jahre, meine Ski kann ich auch noch ein paar Jahr länger fahren - gespart wird überall. Und das merkt auch der Fachhandel, ist doch ganz klar.

Kommen wir zu etwas erfreulicheren Themen, was unternehmen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich lese sehr viel - neben den Büchern auch Wirtschaftszeitungen. Ich bin auch gerne mal einfach nur faul, gehe zum kegeln, fahre Ski und Rad fahren mag ich auch. Meine Freizeit verbringe ich auch gerne im Kreise der Familie und mit guten Freunden.

Was macht Ihre Frau attraktiv?

Was meine Frau attraktiv macht? Das im einzelnen zu beschreiben, ist gar nicht möglich. Es sind so viele Dinge, die ich gerne mag, auch noch nach so langer Zeit.

Welche Eigenschaften hätten Sie gerne von ihr?

Wir sind jetzt 31 Jahre verheiratet, und in dieser Zeit hatte ich aus- reichend Gelegenheit dazu, mir diese Eigenschaften anzueignen - eine Eigenschaft, die ich aber besonders hervorheben möchte, ist ihre Geduld.

Wer wählt denn Ihr Outfit aus?

Das macht meine Frau.

Haben Sie jemals aus Wut zugeschlagen?

Als Kind ja, sonst nicht

Sind Sie schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten? 

Nein, Gott sei Dank noch nicht.

Halten Sie sich für tugendhaft?

Nein.

Wohin sehen Sie bei Frauen zuerst? 

In die Augen.

An was denken Sie, wenn Sie an Liebe denken?

An Zufriedenheit und Glücklichsein.

Glauben Sie, Frauen wollen, dass die Männer in einer Beziehung den dominanten Part übernehmen? 

Nicht jede Frau, aber manche mit Sicherheit.

Wie stehen Sie zur Todesstrafe? 

Das ist sehr diffizil. Grundsätzlich war ich eigentlich immer dagegen. Aber gerade in der letzten Zeit häufen sich die Kinderschändungen - Verbrechen, bei denen ich mich in den Kreis derer einreihen möchte, die für die Todesstrafe plädieren.

Machen Privilegien korrupt?

Mich jedenfalls nicht.

Mit welcher Person würden Sie gerne einmal plaudern?

Mit dem berühmten Herrn Hansen.

Das kostet natürlich - sie können es sich ja noch überlegen. Was ist für Sie der Sinn des Lebens?

Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Vielleicht durch mein Leben, meine Arbeit den Mitmenschen etwas gutes zu tun.

Wann haben Sie zuletzt einen draufgemacht?

Vor fünf Jahren, bei einem Klassentreffen in der Toskana, da habe ich etwas zuviel Wein und Bier getrunken. Aber das gehört auch zum Leben. 

Wo haben Sie im Leben jemals versagt?

Auf dem Gymnasium: Ich habe das Abitur nicht geschafft.

Zum Schluss beginnen wir noch einige Sätze, die Sie bitte zu Ende führen wollen: Wenn ich heute könnte wie ich wollte, würde ich...

...aufhören, wenn ich sehe, was uns an Gesetzen und Verordnungen zugemutet wird.

Meine Bank bedeutet mir...

...sehr viel, weil sie teilweise der Inhalt meines Lebens ist.

Wenn ich nicht in Trostberg wohnen müsste, dann würde ich...

...irgendwo im Süden Fuß fassen.

Ein Leben ohne Arbeit ist ...

...nicht recht vorstellbar - aber probieren könnte man es.

Einen Seitensprung habe ich ...

...nur früher bei der Leichtathletik vollbracht!

Geld bedeutet mir...

...einiges, nicht alles, denn ohne Geld ist vieles nichts.

Freizeit habe ich...

...gerade noch ausreichend.

Ich bin neidisch auf...

...niemanden.

Ich halte Trostbergs Bürgermeister für einen...

...wider Erwarten guten Bürgermeister.

Der wichtigste Rat meiner Mutter war...

...auf mich selbst zu vertrauen.

Mein größtes Laster ist...

...das ich mir oft zuviel zutraue.

Ich würde gerne zusammen mit...

...Schumacher ein Formel-1-Rennen fahren. Ich würde mich zwar wahnsinnig fürchten, aber in so einem Renner wollte ich immer schon einmal drinsitzen. Doch, das wäre eine tolle Sache.

Die zweitschönste Nebensache ist ...

...die Liebe.

Ich finde Ihre Interview-Fragen...

...recht amüsant.

Herr Eckardt, wir danken Ihnen für dieses Interview und wünschen Ihnen weiterhin eine gute Zeit.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG