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JOACHIM FISCHER

Bürgermeister
Edition: Waldkraiburg 1996

   
   
   
   
   
     
     
     
   
 

Ein Anruf genügte und schon hatte die STADTBROSCHÜRE einen Gesprächstermin mit dem Mann, der auch in den nächsten sechs Jahren wieder die Geschicke der Stadt leitet - mit Waldkraiburgs Bürgermeister Joachim Fischer: dass auch ein Bürgermeister mit täglich anfallenden Problemen und mit unpopulären Entscheidungen zu Kämpfen hat, kann man sich sicherlich denken. Es jedem Recht zu tun, ist oftmals kapriziös und zeitaufwendig. Aber Joachim Fischer nimmt seinen Amtstitel »Bürgermeister« sehr ernst. Ein kurzfristiger Gesprächstermin mit ihm ist kein Privileg der STADTBROSCHÜRE, denn wenn es ihm um die Amtsgeschäfte geht, ist  er hochmotiviert und weicht keiner Frage aus. In der STADTBROSCHÜRE redet er Klartext.

 

Herr Fischer, wir gratulieren Ihnen zur Wiederwahl. Wie beurteilen Sie das Ergebnis der vergangenen Kommunalwahl?

Bei der diesjährigen Wahl war niemand außer mir auf dem so genannten Treppchen gestanden, ich hatte also keinen Gegenkandidaten.

Warum eigentlich nicht?

Ich würde es positiv sehen. Sicherlich ist dies darauf zurückzuführen, dass man mit meiner Politik in den vergangenen zwölf Jahren zufrieden war. Ich hatte fast 92 Prozent der Stimmen, und da weiß man dann, dass ich auch von Bürgern gewählt wurde, die nicht zu meiner Partei gehören, sondern aus allen Kreisen der Bevölkerung stammen. Das ist für einen Bürgermeister natürlich ein starker Rückenwind.

Ist Politikverdrossenheit mit ein Grund für die geringe Wahlbeteiligung?

Ich glaube, dass eher die Vielzahl der Wahlen in der Vergangenheit dafür verantwortlich sind, dass so wenige zum Wählen gegangen sind. Eine Einstellung, die mit meiner Nachkriegsgeneration überhaupt nicht zu vergleichen ist. Damals, nach dem Krieg, war Mitmachen geradezu gefragt. Und die Bürger zwischen 18 und 30 Jahren, sind doch genau die, die heute die Weichen für später stellen könnten. Sicherlich hing die geringe Beteiligung auch damit zusammen, dass ich keinen Gegenkandidaten hatte. Der Wähler ist bequemer geworden und der Meinung, dass ohnehin alles so weiterläuft. Und das stört mich schon etwas. Mit dem Ergebnis insgesamt, bin ich natürlich sehr zufrieden, die CSU hat noch einmal um zwei, von 18 auf jetzt 20 Sitze, zugelegt. Wir haben im Stadtrat nun eine 2/3 Mehrheit, auch ein Zeichen von Zufriedenheit, wie ich meine. 

Die Republikaner sind auch nicht mehr im Stadtrat vertreten?

Die Republikaner sind gar nicht erst angetreten, sie hatten kein Fußvolk und somit auch keine Chance mehr, wieder gewählt zu werden. 

Sie sind nun wieder zum ersten Mann der Stadt gewählt worden. Was bedeutet Ihnen Macht? 

Mit diesem Amt erhält man zwangsläufig auch Macht. Durch die politische Entscheidung der Bevölkerung wird sie dem Amtsträger ja auch zugeordnet. Macht bedeutet aber sicherlich nicht, dass ich mich als unbeschränkten Herrscher sehe. Ich betrachte Macht einfach so, dass ich der Erste unter Gleichen bin.

Wie würden Sie das Klima in den Fraktionen untereinander beschreiben?

Das Klima war wohl in den letzten drei Jahren etwas angeschlagen, und zwar dadurch, dass die SPD-Fraktion dreimal den städtischen Haushalt abgelehnt hatte, allerdings aus sehr fadenscheinigen Gründen, wie die CSU-Fraktion meinte. Man war zur gemeinsamen Zusammenarbeit nicht mehr so bereit, aber nach der gestrigen Stadtratssitzung, als die Fraktionen wieder einstimmig dem Haushalt zugestimmt haben, glaube ich, dass dies wieder bereinigt ist. 

In Interviews mit anderen Bürgermeistern hat sich stets herauskristallisiert, dass zuviel Parteiideologie in den Stadtrat gelangt, die eine vernünftige Zusammenarbeit schon im Ansatz verhindert. Gibt es hier in Waldkraiburg ähnliche Tendenzen?

Schon auch, gerade bei der SPD ist Ideologie mit dabei, wenn es um Entscheidungsfragen geht. Das begann im Jahre 1993, als die Landespolitik sich durch Renate Schmidt besonders dadurch zu etablieren versuchte, Umkehrungen in Bayern bewerkstelligen zu wollen. Und das sogar in dem Maß, dass sich auch innerhalb der SPD Meinungsverschiedenheiten abzeichneten. Zu diesem Zeitpunkt gelangte Ideologie, dass heißt also auch Taktik, in die Rathäuser, verbunden mit einer gewissen Verweigerungsproblematik. Ich glaube aber, dass die Wahl am 10. März es wieder gezeigt hat, dass die Bevölkerung das nicht akzeptiert. Letztendlich war das sicherlich auch mit dafür verantwortlich, dass die SPD in Waldkraiburg, die ja bis 1978 hier sogar die Mehrheit hatte, erneut Verluste beklagen musste.

Bürgernähe ist zunehmend gefragt. Wird es künftig innerhalb der Stadtverwaltung ein erweitertes Angebot geben?

Bürgernähe ist ein in letzter Zeit sehr oft benutzter Begriff, fast alles wird damit überschrieben. Ich glaube, dass wir gerade in Waldkraiburg eine ausgezeichnete Bürgernähe aufzuweisen haben, wobei ich das auf das gesamte Rathaus beziehen möchte. Jeder Bürger kann hier aus und ein gehen, in jedes Büro, zu jedem Sachbearbeiter und natürlich auch zu mir, wobei ich, nicht unbedingt nur zu meinen Sprechzeiten für den Bürger ansprechbar sein will. Wenn draußen jemand steht, der Hilfe benötigt, dann muss die Türe aufgehen - das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich mache auch sehr viele Besuche bei den Bürgern zuhause, fast 700 im Jahr, lege sehr großen Wert auf Freundlichkeit und würde mir auch keine Sekretärin oder Amtsleiter nehmen, der hier mit einer sauren Miene herumläuft.

Bürgernähe bringt sicherlich auch Probleme mit sich, auch in einer Stadt wie Waldkraiburg. Ist es nicht oft schwer, Privatleben und Bürgermeisteramt zu trennen?

Sicher ist das hier auch so. Ich würde mal sagen, je kleiner eine Gemeinde ist, um so intensiver ist dieses Verhalten ausgeprägt. Aber ich finde das eigentlich sehr gut. Wenn ich, wie heute, über den Wochenmarkt gehe, kommen immer Bürger auf mich zu und fragen mich nach diesem und jenem. Aber glauben Sie mir, es macht mir sogar große Freude, wenn ich mich dabei den Sorgen, Problemen, aber auch Anregungen der Bürger widmen darf. Natürlich bekomme ich auch Beschwerden, ab und zu auch einmal ein »Dankeschön« eines zufriedenen Bürgers, dem ich helfen konnte. Und wissen Sie, für mich als Bürgermeister ist so ein »Dankeschön« eine richtige Belohnung. Und das macht das Amt erst so richtig schön, wenn man auch einmal belohnt wird. Weil dies in der heutigen Zeit nicht allzu oft vorkommt, empfindet man das gute Gefühl dabei umso mehr. Jeder Mensch, jeder Hund oder jede Katze braucht doch auch Streicheleinheiten. 

Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie einem Bürger auch einmal einen negativen Bescheid geben müssen? Unpopuläre Dinge zu vertreten ist ja nicht jedermanns Sache.

Nein, das gehört zum Amt, dass man auch einmal eine negative Entscheidung treffen muss, obwohl es nicht leicht fällt.

Welche Ziele haben Sie sich für die neue Legislaturperiode gesetzt?

Wir haben uns zwei ganz wesentliche Dinge für die neue Legislaturperiode gesetzt. Wir wollen unser Haus der Kultur mit einem großen Saal vervollständigen, außerdem, im Zuge des Ausbaus unseres Gymnasiums und gemeinsam mit dem Landkreis, auch mit dem Neubau einer weiteren Dreifach-Turnhalle beginnen.

Wie sehen Sie die wirtschaftliche Lage der Stadt?

Die wirtschaftliche Lage derzeit ist gut, aber eng. Auch wir müssen sparen.

Für eine Stadt in der Größe Waldkraiburgs müsste doch längst ein eigenes Krankenhaus gebaut werden. Ist da schon etwas in Planung?

Nachdem der Altlandkreis Wasserburg aufgelöst und das Haager Krankenhaus dem Kreis Mühldorf zugeordnet wurde, war das Kontingent erschöpft, für ein eigenes Krankenhaus in Waldkraiburg gibt es keine Pläne. 

Wie hoch ist hier der Ausländeranteil?

Der liegt bei circa zehn bis elf Prozent.

Welche Vorteile bietet der Wirtschaftsstandort Waldkraiburg?

Der Vorteil beruht zu-nächst einmal auf der Lage der Stadt. Wir liegen in einem Gebiet, zwischen München und Simbach, also auf einer Strecke, die an den Großraum München noch eine gewisse Anbindung hat. Vom neuen Flughafen her betrachtet, auch innerhalb der 100 Kilometer-Grenze, die ja immer maßgebend war. Ein weiterer Vorteil unserer Stadt ist auch die Tatsache, dass wir hier genügend Industrie- und Gewerbeflächen haben, ausreichend Erdgas und Strom. Und wir haben hier ja schon eine mittelständische Industrie, die als Zulieferer und in Bereichen des Exports als außerordentlich günstig für den Raum Oberbayern zu bezeichnen ist.

Waldkraiburg ist keine gewachsene Stadt, hat auch kein direktes Zentrum. Geben Sie uns da recht, oder sind sie da anderer Meinung?

Es gibt hier kein gewachsenes Zentrum, weil es nie ein Zentrum gegeben hat. Es gab hier nach dem Krieg einen Verwaltungstrakt und der war genau am Eingang des damaligen Sprengstoffwerkes. Die Frage nach einem Zentrum ist sicherlich berechtigt, aber eher ein Problem der städtebaulichen Entwicklung. Und städtebauliche Entwicklung betreiben wir ja erst seit den letzten fünfzehn Jahren. Nach dem Krieg waren hier nur rund 400 Bunker vorhanden, und beim Bau neuer Wohnhäuser, die möglichst rasch gebaut werden mussten, weil die Bevölkerung innerhalb weniger Jahre enorm anwuchs, hat man sich nach den bestehenden Betonpisten gerichtet. Außerdem stand damals einfach kein Geld für solche Wünsche zur Verfügung, Priorität hatten die Wohnhäuser, denn es gab hier jährliche Zuwächse von rund 1.000 bis 1.500 Menschen. Die mussten alle untergebracht werden und man fragt sich heute sowieso, wie das seinerzeit alles geschafft wurde. Für eine städtebauliche Neuordnung, wie wir sie jetzt betreiben, bestand seinerzeit kein Handlungsbedarf und wurde hauptsächlich auch erst während meiner Amtszeit vorangetrieben. Rein optisch gesehen, war Arbeiten und Wohnen innerhalb des Stadtgebietes immer viel zu eng miteinander verbunden. Mit der neuen städtebaulichen Ordnung, versuchen wir jetzt auch, diesen Missstand zu korrigieren und ein gemütliches, aber doch pulsierendes Zentrum darzustellen, wobei die Lage des Rathauses schon mit einzubeziehen ist. Nur, sie haben völlig recht, von wo aussieht man jetzt das Rathaus, wenn man in der Berliner Straße steht, die wir ja nun wirklich schön ausgebaut und zu einer richtigen Hauptstraße gemacht haben, diese auch sozusagen als Rückgrat Waldkraiburgs betrachten. Mit dem Ausbau dieser Straße haben wir auch die Zugänglichkeiten zum Rathaus, das ja üblicherweise das Zentrum jeder Stadt darstellt, deutlich verbessert. 

Gibt es genügend bezahlbaren Wohnraum für Familien mit Kindern? 

Ja, den gibt es. Und wir sind auch sehr stolz darauf, dass wir über 3700 Sozialwohnungen geschaffen haben. Im prozentualen Vergleich zu München, sind wir damit Weltmeister.

Wo sehen Sie hier noch Chancen für Unternehmer? 

Was die Industrie anbelangt, hat Waldkraiburg ja bereits eine große Palette, so dass sich auch weitere Betriebe hier ansiedeln können. Jeder Unternehmer hat bei uns die Chance, sich anzusiedeln, wir sind eine sehr industriefreundliche Stadt und bei uns gibt es auch keine Proteste bei Industrieansiedlungen, wie dies sehr oft in anderen Städten geschieht. Das liegt auch daran, dass Waldkraiburg erst mit und durch die Industrie und Gewerbe groß geworden ist.

Wie teuer ist in Waldkraiburg der Gewerbegrund?

Der liegt derzeit bei ungefähr 180 Mark, voll erschlossen.

Ein leidiges Thema ist die Gewerbesteuer. Eine, unserer Meinung nach, völlig unangebrachte Zusatzbelastung für Unternehmer. Warum müssen ein paar wenige, gemessen an der Einwohnerzahl, steuerlich doppelt belastet werden? Und vor allem die Vertreter der am besten verdienenden Kasten, Ärzte und Anwälte, bleiben davon ebenso verschont wie die Kirchen, die über ein ungeheures Vermögen verfügen.

Wir sind eine gewerbesteuerfreundliche Stadt. Ich begrüße zunächst einmal die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer und ich begrüße auch grundsätzlich eine spätere Abschaffung der Gewerbesteuer, denn ich bin der Meinung, das Geld soll dort bleiben, wo tatsächlich die Investitionen durchgeführt werden. Und es ist einfach eine Belastung für die Betriebe, dass sie manchmal gerade auch dann erhöhte Gewerbesteuer bezahlen müssen, wenn sie in geschäftlichen Tieflagen sind. Insofern ist die Gewerbesteuer eine innovationsunfreundliche Steuer, die abgeschafft gehört und durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer ausgeglichen werden sollte.

Können Sie uns Ihren beruflichen Werdegang in Kurzform schildern?

Angefangen habe ich in Burghausen als Chemielabor-Jungwerker, als Chemiker habe ich dann viele Jahre im Ausland verbracht, unter anderem in Schweden, Luxemburg und Bosnien. Danach war ich zehn Jahre lang der Leiter der TVA in St. Erasmus, und seit 1984 bin ich hier nun Bürgermeister.

Im Februar waren in Deutschland 4,27 Millionen Menschen ohne Arbeit, eine traurige Rekordzahl der Nachkriegszeit. Stehen wir an einer Wende, wie damals von der Agrar- zur Industriegesellschaft? 

Ich glaube, dass wir vor eine Wende stehen. Unsere wirtschaftlichen Probleme, die ja zu dieser hohen Zahl von Arbeitslosen geführt haben, basieren auch darauf, dass wir uns zulange auf unser Attribut »Made in Germany« verlassen haben. Wir haben einfach übersehen, dass in Südostasien vieles verbessert wurde, haben die Japaner beispielsweise immer belächelt, weil sie alles abfotografiert haben. Letztendlich aber haben sie viel von uns gelernt und mit dem Erlernten eigene Entwicklungen in ihren Ländern geschaffen. Die Zeiten, in denen »Made in Hongkong« noch belächelt wurde, sind heute völlig überholt.

Könnte es auch sein, dass viele dieser Arbeitslosen gar keine Lust zum Arbeiten haben? Fragen Sie doch mal das Handwerk, das auf der Suche nach guten Mitarbeitern ist. Auch die Gastronomie sucht händeringend nach Personal. Sie finden nichts und wir sind der Meinung, das soziale Netz ist mittlerweile so gut gespannt, wer noch arbeitet, ist selber schuld.

Das ist sicherlich auch eine Generationenfrage. Für meine Generation stand außer Frage, dass gearbeitet werden muss. Da galt Arbeit noch als Lebensinhalt. Meiner Meinung nach gilt dies aber auch heute noch für die meisten unserer Mitmenschen. Und Leute, die das soziale Netz ausnützen, die gab es und die wird es immer geben. Wichtig für die Reduzierung der Arbeitslosenzahlen finde ich auch das Thema »Zumutbarkeit«. Es muss einfach wieder möglich sein, dass auch qualifizierte Arbeiter wenigstens eine Zeit lang Arbeit annehmen, die unter ihrer Qualifikation steht. 

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Kritik ist notwendig, muss aber immer sachlich bleiben. Man muss sie aufnehmen und natürlich auch aufarbeiten können. 

Wann beginnt Ihr Tag? 

Mein Tag beginnt um halb sechs morgens.

Ihre Frau muss so früh aufstehen, damit sie mit Ihnen reden kann? 

Genau. Das Wichtigste am Tag ist unser gemeinsames Frühstück, weil dabei der gesamte vergangene Tag abgewickelt wird und auch das was an dem neuen Tag geschehen soll.

Diskutieren Sie Ihre Arbeit mit Ihrer Frau? 

Ja, ich diskutiere mit meiner Frau alles.

Sind die Mitglieder Ihrer Familie untereinander politisch immer einer Meinung?

Nein, durchaus nicht. Gerade meine jüngste Tochter, kritisiert mich öfters, meistens mit dem Vorwurf, dass ich nicht genügend Zeit für die Familie habe.

Sie sind seit 27 Jahren glücklich verheiratet. Haben Sie ein Ehe-Rezept? 

Ja. Zugehen auf den anderen.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal unterhalten?

Unterhalten möchte ich mich gerne einmal mit Bundeskanzler Kohl. 

Wie legen Sie Ihr Geld an? 

Mein Geld habe ich bisher in die Ausbildung meiner Kinder investiert.

Welche Menschen mögen Sie nicht?

Bedenkenträger, die für alles und jedes Bedenken haben. Pessimisten kann ich in meiner Umgebung nicht haben. Ich brauche Menschen, die innovativ sind, die sagen, packen wir’s an, schauen wir, wie wir unsere Probleme meistern können. Wobei ich sagen möchte, dass ich oft ein ungeduldiger Mensch bin, bei mir muss immer alles sofort seinen Anfang finden. Auf meine Mitarbeiter bezogen, kann ich da nur sagen, dass ich ganz hervorragende Menschen um mich herumhabe, die diese Meinung mit mir teilen. Ich erwarte aber auch Kritik von meinen Mitarbeitern, mag keine Menschen, die rückwärts die Türe hinausgehen. Ich will auch nicht wissen, was nicht geht, ich will immer wissen, was geht. Dass bedeutet natürlich auch, dass man sie fordert und Vertrauen in sie steckt.

Könnten Sie sich vorstellen, in Ihren Beruf als Betriebsleiter der TVA zurückzukehren?

Ich könnte mir das eigentlich nicht mehr vorstellen, das, was mal war, sollte man hinter sich lassen. 

Welchen Stellenwert hat für Sie Umweltschutz?

Einen sehr hohen. Allein aus meinem Beruf als Chemiker heraus habe ich damit sehr viel zu tun gehabt.

Ein Blick in die Zukunft: Wie lange planen Sie, Ihr Amt noch zu führen?

Mein Amt ist im Jahre 2002 beendet, weil ich im nächsten Jahr auch schon 65 Jahre alt werde und nach einem 56- jährigen Berufsleben darf man dann auch ans Aufhören denken.

Wie war Joachim Fischer als Kind und welche Ansprüche stellte man damals an Sie?

Meine Kinderzeit war nicht gerade berauschend. Mein Vater hatte keine Parteizugehörigkeit, was in der damaligen Zeit auch mit Arbeitslosigkeit verbunden war.

Lässt die Kondition schon etwas nach?

Vom Temperament und vom Geist her eigentlich nicht. Aber in einer Fußballmannschaft könnte ich nur noch im Tor stehen.

Was machen Sie in Ihrer knappen Freizeit?

Die verbringe ich mit meiner Familie. Ich gehe gerne Bergwandern und fahre auch gerne Rad.

Wie sehen Sie die heutige Jugend? 

Unserer Jugend wird heute schon sehr viel Leistung abverlangt. Und die Probleme, die Jugendliche heute haben, basieren oft auf den Fehlern unserer Generation. Was die Auswüchse anbelangt: Die hat es früher schon gegeben und die wird es auch in Zukunft immer geben.

Hat Joachim Fischer Schwächen?

Ja, ich bin manchmal einfach zu ungeduldig.

Was amüsiert Sie?

Mich amüsiert es, wenn alle Welt klagt, obwohl es uns doch eigentlich noch gut geht.

Ein paar Worte zum Rassismus?

Wir kennen bei uns Rassismus nicht, haben damit keine Probleme. Und ich finde es erschreckend, wenn Diktaturen versuchen, Rassenhass zu schüren, was ich ja noch erlebt habe. Es sollte uns allen eine Warnung sein, solchen Wegen zu folgen.

Zum Schluss nennen wir Ihnen noch zehn Begriffe. Sie sagen uns bitte, was Ihnen dazu einfällt: Geld?

Notwenig.

Politik?

Mein Lebenselixier.

Vereintes Europa?

Unabdingbar.

Tod?

Auferstehung.

Familie?

Heimat.

CSU?

Eine notwendige politische Zielrichtung.

SPD?

Als Opposition durchaus brauchbar.

Die Grünen?

Nicht ganz durchschaubar.

Waldkraiburg?

Stadt mit Zukunft.

Bürgermeisteramt?

Eine Auszeichnung.

Herr Fischer, wir danken Ihnen recht herzlich für dieses ausführliche Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft den berühmten Funken Glück zum Erfolg und weiterhin natürlich beste Gesundheit.

     
 © 2012 RALF HANSEN STADTBROSCHÜRENVERLAG