Die
Druckerei Geiselberger gehört sicherlich zu den bedeutendsten
Wirtschaftsunternehmen dieser Region. Die Geschäfte des Unternehmens, das 1912 von den
Gebrüder Geiselberger gegründet wurde, werden heute von Michael Götz geführt.
Die STADTBROSCHÜRE sprach mit ihm über seinen
Aufgabenbereich, seine Visionen für die Zukunft und erfuhr dabei natürlich auch allerlei
Interessantes über sein
Privatleben.
Herr Götz, wir möchten Ihnen zunächst zehn Zeilen zur Verfügung stellen, um das Unternehmen, das Sie führen,
vorzustellen.
Danke, das Angebot nehme ich gerne an. Die Druckerei Geiselberger hat aufgrund Ihrer Druckkapazität und dem
Know-how seiner Mitarbeiter in dieser Region eine gewisse Vorrangstellung im Bereich Fotosatz, Bildherstellung, Datenkonvertierung und Druck. Im Konzept der Druckerei stellt zunächst die Beratung einen zentralen Erfolgsfaktor dar. Hier werden die Weichen für eine optimale Umsetzung des Kundenauftrages gestellt. Unsere langjährige Erfahrung im Druckbereich und die frühzeitige Einbeziehung der »Neuen Medien« ermöglichen es, zielgerecht auf nahezu alle Wünsche und Probleme unserer Kunden einzugehen. Dafür stehen geschulte Mitarbeiter zur Verfügung, die individuell beraten und gemeinsam mit dem Kunden Werbe- und Präsentationsstrategien ausarbeiten. »Von der Idee bis zum fertigen Produkt - alles aus einer Hand«, das ist das Leitmotiv der Firma
Geiselberger. Es spart dem Kunden natürlich Zeit und
Geld.
Die genehmigten zehn Zeilen haben Sie damit bereits voll
überzogen.
Das verwundert mich nicht, denn die Möglichkeiten unseres Unternehmens sind vielfältig. Neben der Druckerei haben wir auch noch den Krankenkassen-Fachverlag und den Coppenrath-Verlag für Musiknoten in unserem
Unternehmen.
Sie unterhalten auch eine eigene Werbe- und
Grafikabteilung?
Das ist richtig, wir entwerfen und gestalten ein komplett ausgefeiltes Kommunikationskonzept ebenso, wie eine einfache Anzeige.
Thema »Neue Medien«. Hier bieten Sie ebenfalls ein Dienstleistungsprogramm
an.
Man
muss mit der Zeit gehen, deshalb entwerfen wir unseren Kunden nicht nur die Homepage, wir gewährleisten auch,
dass die Seiten gut
besucht werden. Dafür sorgen wir mit interessanten Kontakten, Konzepten und der Einbindung in das überregionale Informationsangebot
LinE/Leben in
Europa.
Mit welchen Großkunden arbeiten Sie zusammen?
Unsere größten Kunden befinden sich im Verlagsbereich. Und da arbeiten wir als Fachverlag für die Krankenkassen. Allen voran bundesweit für die AOK, die Betriebs- und Innungskrankenkassen im gesamten Bundesgebiet. Zu den Großkunden im Landkreis zählen wir fast alle renommierten Firmen, die hier tätig sind. Allerdings hat bei uns kein Einzelkunde einen höheren Umsatzanteil von zwei, maximal drei Prozent.
Das ist sicherlich gut. Bei Ausfall eines Unternehmens sind Sie nicht von zu großer Abhängigkeit
geprägt und können diesen dann wirtschaftlich besser verkraften. Wie kam das Unternehmen in den Besitz der
Caritas?
Die Gebrüder
Geiselberger, die dieses Unternehmen 1912 gegründet haben, brachten ihr Vermögen per Testament in Form einer Stiftung, die von der Caritas treuhänderisch zu verwalten ist, in den Caritasverband Bayern ein. Die beiden Brüder waren sehr christliche Menschen, hatten keine Nachkommen und wollten mit dieser Stiftung sicherstellen,
dass ihr Lebenswerk weiterhin erhalten bleibt. Dabei wurde festgelegt, dass
auch zukünftig nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gearbeitet werden
soll.
Angenommen Sie erben auch einige Millionen, würden Sie den
ganzen Laden kaufen?
Ja, das würde ich. Hier besteht sicherlich eine solide Grundlage für eine berufliche
Existenz.
Was unterscheidet Sie als leitenden Geschäftsführer von einer
selbständigen Position?
Bis auf den finanziellen Teil, eher nicht sehr viel. Ich identifiziere mich mit diesem Unternehmen schon sehr stark - arbeite hier sicherlich mit dem gleichen Einsatz, als wenn es mein eigenes Unternehmen wäre. Vielleicht liegt das auch an meiner Mentalität,
dass ich versuche, aus allem das Beste zu machen. Als Alleingeschäftsführer habe ich die gesamte Verantwortung für die Unternehmensentwicklung, die Mitarbeiter und die technische Entwicklung im Unternehmen zu tragen. Es versteht sich auch fast von selbst,
dass ich dazu immer wieder Fortbildungskurse und Seminare besuchen muss, um stets auf dem Laufenden sein zu
können.
Ihr Vorteil ist, das Sie dabei ohne eigenen finanziellen Einsatz arbeiten
können.
Das ist klar, aber die Verantwortung obliegt in jedem Fall mir. Sowohl für das wirtschaftliche Ergebnis als auch die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern - und die ist in unserem Falle natürlich besonders
hoch.
Wie viele
Mitarbeiter beschäftigt das
Unternehmen?
Wir beschäftigen zur Zeit rund 80 Mitarbeiter, die wie folgt gegliedert sind: 63 Mitarbeiter hier im Standort Altötting, 13 Mitarbeiter in unserer Zweigdruckerei in Vilsbiburg und 4 Mitarbeiter in unserer Buchhandlung in
Burghausen.
In der Burghauser Neustadt befindet sich doch auch ein
Büro.
Ja, das ist ein Überbleibsel der Firma Blickpunkt - Druck und Verlag - die wir Anfang 1997 mit in den Neubau hier in Altötting integriert haben. Diese Druckerei mit ihren rund zwanzig Mitarbeitern befand sich früher in Burghausen und wurde von uns vor einiger Zeit
gekauft.
Nachdem die Druckerei Geiselberger ja in kirchliche Hände gelangt ist, drängt sich die Frage auf, zahlen Sie auch christliche
Gehälter?
Ja, natürlich zahlen wir gute Gehälter. Der Drucktarif ist ja einer der höchsten Tarife in Deutschland, und wir als tarifgebundener Betrieb müssen uns daran halten und entsprechend
vergüten.
Was würden Sie einem Arbeitnehmer empfehlen, der heute noch jährlich drei bis fünf Prozent mehr verdienen, dafür aber immer weniger Stunden arbeiten
möchte?
Sich vor allem gut auszubilden, um ein absoluter Fachmann auf seinem Gebiet zu
sein.
Betrachten Sie unsere Frage doch einmal ironisch, angesichts der
angespannten Marktlage.
Es ist derzeit sicherlich schwierig, solchen Wünschen zu entsprechen, das ist richtig.
Solange ein Unternehmen, wirtschaftlich gesehen, läuft, kann man über solche Anfragen nachdenken. Wenn es aber nicht mehr so läuft, wenn die Aufträge weniger und die Erträge niedriger werden, dann
muss man sich mit derartigen Forderungen auch zurückhalten.
Wie gehen Sie mit dem immer schärfer werdenden Wettbewerb
um?
Da gibt es eigentlich nur ein wirklich wirkungsvolles Rezept: Rationalisieren, immer auf dem neuesten Stand der Technik sein und sich entsprechend am Markt zu orientieren. Außerdem: Guter Service, hohe Leistungsbereitschaft und vor allem akzeptable
Preise.
Wo sitzt Ihre Konkurrenz?
In erster Linie im Münchner Raum, aber auch die ganz kleinen Druckereien im örtlichen Bereich machen uns zu schaffen, besonders bei den
so genannten Kleinaufträgen.
Welche Voraussetzungen
muss ein Druckerei-Manager
erfüllen?
Man sollte als Führungskraft gerade auf dem fachlichen Gebiet besonders fit sein. Und man
muss heute sämtliche Register des Marketings anwenden. Es genügt sicherlich nicht mehr, nur die technischen Prozesse zu beherrschen, sondern man
muss auch Ahnung haben von Marketing. Dazu gehören Werbestrategien, Vertrieb, Preisgeschehen und, wie schon erwähnt, mögliche Rationalisierungsmaßnahmen erkennen und
ausschöpfen.
Wodurch unterscheidet sich Ihre Druckerei von den
anderen?
Ich würde mal sagen,
dass es wohl die Innovation ist, die uns von anderen unterscheidet. Sicherlich schöpfen wir viele
Erfahrungen in diesem Bereich aus unserem bundesweit agierenden Fachverlag.
Erinnern Sie sich noch an den Fall, der Ihrem Unternehmen das meiste Geld gekostet hat, wo sie
wirklich richtig draufgezahlt haben?
In jeder Druckerei kann es mal zu Fehldrucken kommen, da kann ich auch unseren Betrieb nicht ausnehmen. Wir arbeiten hier mit Menschen und es ist durchaus auch menschlich, mal einen Fehler zu machen. Allerdings gibt es hin und wieder auch Einzelaufträge, bei den wir aus Prestigegründen einen Preis akzeptieren müssen, der wirklich weit unterhalb der Schmerzgrenze
liegt.
Was wäre für Sie Grund genug, einem Mitarbeiter eine fristlose Kündigung
auszusprechen?
Das ist ja bereits im Arbeitsrecht geregelt. Im Prinzip eigentlich, wenn er das in ihn gesetzte Vertrauen aufs Schärfste
missbraucht.
Unsere Stadtbroschüre besteht nun bereits seit 20 Jahren, wird auch seit 20 Jahren von der gleichen Druckerei gefertigt. Eigentlich ein Traumauftrag für jede Druckerei,
oder?
Das ist richtig. Wenn noch dazu der Preis stimmt, erst recht. Solche Objekte sorgen natürlich immer für die Grundauslastung einer Druckerei.
Empfehlen Sie Ihren Kunden auch mal, mehr Geld in die Qualität zu stecken, oder geht heute alles über den
Preis?
Wir haben die Feststellung gemacht,
dass sich eigentlich alles weitestgehend um den Preis dreht, wobei Top-Qualität ganz einfach vorausgesetzt
wird.
Erschreckt es Sie nicht auch des öfteren, mit welch
haarsträubenden Konzepten manche Unternehmer versuchen wollen, Werbung zu
betreiben?
Im Zuge unserer Beratung versuchen wir schon, unsere Kunden davon zu überzeugen, was gut oder was schlecht für deren Unternehmen ist. Das ist sogar ein ganz wesentlicher Teil unseres Servicepaketes und ich
muss sagen, dass wir hier durchaus nicht auf taube Ohren stoßen. Vielleicht liegt es daran,
dass der Kunde sehr schnell merkt, dass hier wirkliche Profis am Werk
sind.
Sie arbeiten auch mit Agenturen zusammen?
Natürlich. Werbeagenturen vergeben den Arbeitsbereich »Druck« mehrheitlich gerne weiter, arbeiten sogar sehr oft mit uns, weil wir deren Ideen aufgrund unserer technischen Möglichkeiten sehr gut umsetzen
können.
Setzen Sie noch auf Zuwachs?
Auf jeden Fall bemühen wir uns täglich darum.
Wie sehen Sie den Verdrängungswettbewerb im Einzelhandel? Belastet er auch Ihre
Druckerei?
Unser Kundenklientel liegt nur in ganz bescheidenem Umfang im Einzelhandel, deshalb kann ich dazu auch nicht
allzu viel sagen. Sicherlich beobachte ich persönlich auch die Veränderungen des Marktes. Und so manches Einzelhandelsgeschäft, das vor einigen Jahren noch blühte, ist mittlerweile verschwunden. Und Firmen, die für diesen Verdrängungswettbewerb verantwortlich zeichnen, sind im Normalfall überregional tätig, lassen ihre Druckaufträge in sehr großen Druckhäusern erledigen.
Theo Waigel behauptet: »Der Euro wird so stark wie die Mark«. Wir behaupten einfach mal das Gegenteil, womit wir wohl eher richtig liegen. Haben Sie Angst vor dem
Euro?
Eigentlich nicht, weil ich der Meinung bin,
dass wir in Deutschland mit unserer Wirtschaftskraft auch diese Umstellung bewältigen
werden.
Viele Länder bleiben dabei außen vor, gelangen gar nicht in den Verbund. Bedeutet das nicht eher Spaltung Europas statt mehr
Integration?
Nein, die Länder, die nicht dabei sein können oder wollen, werden den Euro kaum stören und somit auch nicht zur Spaltung Europas beitragen.
Welchen Vorteil hat für Sie der gemeinsame europäische
Markt?
Unmittelbar werden wir, zumindest im Verkauf, keinen Vorteil haben, weil unsere Distribution regional begrenzt ist und auch unser Fachverlag nur bundesweit agiert. Leichte Vorteile erhoffe ich mir eigentlich nur im
Einkauf.
Auch wir als Verlag bekommen jetzt bereits Billig-Druck-Angebote aus ganz Europa. Da könnten doch einige Kunden schwach werden,
oder?
Eher nicht. Wer das Druckgeschäft kennt, weiß auch,
dass zumindest die Endstufe, also der eigentliche Druck, der Part ist, bei dem diese Anbieter preislich eingreifen können. Da die Druckvergabe oftmals mit einem Zeitlimit gekoppelt wird, bei dem es nur eine Frage von Tagen oder sogar Stunden ist, sehr ich keine allzu große Gefahr darin, Aufträge zu verlieren. International operierende Unternehmen müssen da schon mit einem gehörigen Risiko arbeiten, weil sie verkehrstechnische Probleme zu berücksichtigen haben. Dazu kommen sicherlich noch Abstimmungsprobleme - also ich sehe das zumindest für unseren Bereich nicht unbedingt so dramatisch. Bei absoluten Großobjekten mit Riesenauflagen kann das jedoch schon eine Rolle
spielen.
Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Lage
Altöttings?
Dem Einzelhandel geht es insgesamt noch recht gut, soweit ich das beurteilen kann, Industrie ist ja nicht so stark vertreten.
Wo sehen Sie persönlich noch Möglichkeiten sich in Altötting selbständig zu machen oder anders herum gefragt, was fehlt in dieser
Stadt?
Aus dem Stegreif
wüsste ich da ehrlich gesagt keine
Möglichkeiten. Diese Frage hat sich für mich auch bisher nicht gestellt.
Kommen wir zu Ihrer Person. Was ist für Sie der höchste
Genuss?
Für mich ist vor allem die Gesundheit wichtig.
Welchen Luxus leisten Sie sich, den Sie sich gar nicht leisten
können?
Ehrlich gesagt, gar keinen. Meine Wünsche halten sich alle im
Rahmen.
Was war das schönste Geschenk,
dass Sie bekommen
haben?
Ganz spontan gesagt, wohl meine drei Kinder.
Angenommen, Ihr Haus würde brennen, und Sie könnten nur ein einziges Stück retten: Was würden Sie denn
mitnehmen?
Ich denke,
dass ich in einem solchen Fall wohl überhaupt nicht an materielle Dinge denken würde. Für mich wäre es wichtig,
dass meine Familie in Sicherheit gebracht
wird.
Welcher Beruf wäre für Sie noch interessant gewesen und
warum?
Für mich wäre auch der Beruf des Bankkaufmanns in Frage gekommen. Jedenfalls irgendetwas, das sich mit dem Gebiet »Verwaltung von Geld und Vermögen«
beschäftigt.
Was macht Ihnen Angst?
Ich habe keinerlei Ängste.
In welchen Situationen achten Sie nicht aufs Geld?
Es tut mir leid,
dass ich Ihnen auch auf diese Frage keine spektakuläre Antwort geben kann, aber ich achte bei all meinen Überlegungen und
Entscheidungen aufs Geld. Und bisher bin ich damit auch ganz gut gefahren.
Was tun Sie, um sich fit zu halten?
Wenn es die Zeit erlaubt, laufe ich gerne und fahre größere Strecken mit dem
Rad.
Machen Privilegien korrupt?
Das ist eher eine Frage des Charakters - ich jedenfalls finde, es
muss nicht
sein.
Was ist für Sie der Sinn des Lebens?
Zum einen, Menschen zu helfen, zum anderen, mit seinen Tätigkeiten etwas zu bewegen und zu
gestalten.
Wo haben Sie im Leben jemals versagt?
Auch auf die Gefahr hin,
dass es ein wenig überheblich klingt, ich glaube, dass ich bisher alles richtig gemacht habe und ich hoffe, dies auch in Zukunft sagen zu können.
Zum
Schluss unseres Interviews beginnen wir noch einige Sätze, die Sie bitte zu Ende
führen wollen: Keiner weiß, dass ich...
eigentlich wunschlos zufrieden bin.
Die Druckerei Geiselberger bedeutet mir...
doch schon einen ganz wesentlichen Teil meines Lebensinhaltes.
Ich wäre gerne mal für einen Tag...
ganz schnell verschwunden.
Reich ist, wer ...
vor allem gesund ist und eine interessante Lebensaufgabe hat.
Auf meinem Wunschzettel ganz oben
steht...
mehr Zeit für mich zu haben, um meinem Wunsch nach sportlichen Tätigkeiten etwas mehr nachkommen zu
können.
Die wichtigste Person des öffentlichen Lebens in Altötting
ist...
wohl der Bürgermeister.
Bei
»McDonald’s« bestelle ich mir immer...
nichts, weil ich dort nicht zuhause bin.
Ein Unternehmer der nicht auf volles Risiko
setzt...
tut gut daran, weil er langfristig gesehen, damit keine Zukunft
hat.
Mein größtes Laster ist...
dass
ich zuviel arbeite.
Ungehalten reagiere ich auf ...
unüberlegte Handlungen.
Interviews finde ich...
anstrengend.
Herr Götz,
ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
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